Wasserkraftwerk St. Maurus

Das Wasser ist die mächtigste Kraft der Erde.
In ihm offenbart Gott seine spielende Allmacht:
Wassertropfen – Tau – Regen,
Quelle – Bach – Strom – Meer,
Nebel – Wolken – Gewitter,
Hagel – Reif – Schnee – Eis:
wandelbar in den Formen, unwandelbar im Wesen; ein überwältigendes Spiel.
(Hans Wallhof)

Diese Kraft nutzbar zu machen, entschieden sich die Benediktiner im Oberen Donautal in Beuron schon früh. Zuerst wollte man eine schon seit 1734 bestehende Mühle, ca. 2 km donauaufwärts umfunktionieren, doch wegen verschiedener äußerer Umstände musste man dieses Vorhaben aufgeben. So suchte man donauabwärts nach einer geeigneten Stelle und fand diese 3 km unterhalb des Klosters bei der St. Maurus Kapelle und dem dort schon bestehenden landwirtschaftlichen Anwesen. 1921 konnte das Werk in Betrieb genommen werden und seitdem wird an dieser Stelle durch „moderne Technik“, mit zwei Francisturbinen die Wasserkraft in elektrische Energie umgesetzt. Diese Turbinen haben bis 2007, also 86 Jahre ihren Dienst geleistet, bis dann die Entscheidung gefallen ist, ein neues Wasserkraftwerk zu bauen. Das alte 57m breite Betonwehr war rissig und vom Tosbecken waren schon Teile ausgebrochen und von den gewaltigen Wassermassen der Frühjahrshochwasser mitgenommen.

Was hat unsere Mitbrüder dazu bewegt, überhaupt ein Wasserkraftwerk zu bauen?

In der Klosterchronik von 1920 kann man dazu lesen:

„Beengender als die Lebensmittelnot ist zur Zeit bei uns der Mangel an elektrischen Licht und Kraft, die allmählich zu Ende gehen. Die Maschinen (Gasmotorgeneratoren) meinen genug gearbeitet zu haben und beginnen zu streiken, dazu die Kohlennot. ...“

Wasserkraftwerk St. Maurus

Dass wir uns 2007 entschieden haben, ein neues Kraftwerk in Angriff zu nehmen, hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Dazu kommt, dass das alte Kraftwerk auch nicht mehr den ökologischen Standards entsprochen hat. Da dieser landschaftlich reizvolle Teil des Donautals bei Beuron nicht nur von Wanderern und Ausflüglern geschätzt wird, sondern auch zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet, unterliegt dieser Talabschnitt den strengen Regeln des Natur- und Landschaftsschutzes.

Deshalb stand die Verantwortung für Natur und Umwelt im Mittelpunkt der Planung des neuen Kraftwerks Sankt Maurus. Das Ziel sollte sein, Durchfluss und Stauziel im Sinne der Energiewirtschaftlichkeit zu erhöhen. Wichtiger als die Wirtschaftlichkeit der Anlage stellten sich allerdings die Laichzeiten der unterschiedlichen Fischarten dar. Das erforderliche biologische Gutachten ergab eine flexible Stauhaltung, je nach Jahreszeit und Wasserdargebot. Dies berücksichtigt nun die Laichzeiten der „Leitfische“ in diesem Flussabschnitt. Schließlich orientiert sich heute die automatische Regeltechnik daran, um für die Natur wie auch für die Energiewirtschaftlichkeit das bestmögliche Ergebnis zu erbringen.

Nachhaltigkeit ist heute auch ein wichtiger Begriff und wird laut Brundtlandreport von 1987 so definiert:

„... Die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation zu befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können.“

Dies ist der benediktinischen Denkweise gar nicht so fremd oder fern. Immer schon ist das Ora et labora auf Nachhaltigkeit, im geistlichen wie im profanen Opus der Mönche, angelegt.

Fischaufstiegshilfe

Fischaufstiegshilfe

Ersichtlich ist dies im ökologischen Vorbildcharakter der neu errichteten Fischaufstiegshilfe, die ein Passieren des Wehrbauwerks stromaufwärts ermöglicht. Es handelt sich um ein 50 Meter langes Umgehungsgerinne, mit einer Mindestdotierung von 300 l/s bei niedrigstem Staupegel. Ein weiteres Novum zum Vorteil der Fischpopulation repräsentiert der Fischabstieg. Über die Spülrinne der Rechenreinigungsanlage können die Fische ins Unterwasser gelangen. Somit ist die Durchgängigkeit für die Bewohner der Donau in beiden Richtungen gewährleistet. Als Ergebnis hat man jetzt im Unterwasser bereits Fischarten ausgemacht, die vorher nur im Oberwasser anzutreffen waren.

Um energetisch diese ökologischen Maßnahmen aufzufangen, wurde natürlich eine Änderung in der maschinentechnischen Ausrüstung erforderlich. Aus den oben erwähnten zwei Francisturbinen mit einem Gesamtschluckvermögen von ca. 6 m³/s ist eine Kaplanturbine geworden die 12 m³/s abarbeiten kann. Die neue Bewilligung mit einer Laufzeit von 60 Jahren sieht auch ein um 60 cm höheres Stauziel im Oberwasser vor, gegenüber dem alten Wasserrecht. Durch diese beiden Maßnahmen konnte die Leistung von vorher max. 85 KW auf jetzt ca. 220 KW erhöht und somit der Jahresertrag von ca. 350 MWh auf 700 MWh verdoppelt werden. Um die oben erwähnte flexible Stauhaltung zu realisieren und die Hochwassersituation im Frühjahr zu entschärfen, wurde aus dem ehemals festen Betonwehr ein Klappenwehr mit zweimal 27 m Breite.

Gerade heute nach dem Vorfall in Fukushima und dem sukzessiven Ausstieg aus der Atomenergie meinen wir, einen wichtigen Beitrag zu leisten auf dem Gebiet der regenerativen Energieerzeugung. Mit dieser Art der Stromerzeugung leisten wir auch gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Bewahrung der Schöpfung.