Beuroner Kunst

Kunstmalerei

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab Beuron einer eigenen Richtung in der kirchlichen Kunst den Namen: Beuroner Kunst. Mit ihr wollten die Beuroner Benediktiner dazu beitragen, die christliche Kunst aus dem Naturabklatsch und der Gefühlsgebundenheit zu lösen und sie hinzuführen zu einer dem christlichen Glauben und der Liturgie würdigen Form. Erzabt Maurus Wolter hatte durch seinen Bildungsweg, seinen Bekanntenkreis und seine Reisen viel Verständnis für die Fragen und Nöte der kirchlichen Kunst seiner Zeit. So öffnete er sich und sein Kloster gerne dem Neuen, das sich verheißungsvoll anbot.

Zeugnisse der Beuroner Kunst

Beuroner Kunst: Krypta
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Zeugnisse dieser späteren Beuroner Kunst sind in Beuron die Gnadenkapelle, der Speisesaal der Klosterfamilie und das Bild des hl. Martin am Westgiebel der Kirche. Auf dem Gebiet des kirchlichen Gerätes vermochte die ästhetische Geometrie zu reinigen und Form und Aufbau zu klären und zu vereinfachen. Werke der Beuroner Goldschmiedekunst bilden auch heute noch den Grundstock der Ausstattung von Kirche und Sakristei in Beuron. Einfluß auf die Zukunft hatten nur die ersten strengen Arbeiten des Paters Desiderius und besonders seine Kunsttheorie. Die französischen Maler Paul Sérusier und Maurice Denis, der Erneuerer der französischen kirchlichen Kunst, ließen sich von ihnen beeindrucken. Sie gaben 1905 die Schrift "L'esthétique de Beuron" heraus. Ihre Anschauungen und Werke wiederum förderten über die niederländischen Maler Toorop und Thorn-Prikker die Erneuerung der kirchlichen Kunst im Rheinland.

Als Einzelpersönlichkeit aus der Malerschule trat noch Pater Willibrord Verkade hervor, aber ohne daß ein bestimmtes Werk in Beuron ihm zugeschrieben werden kann. Er kam aus der französischen Malergruppe der Nabis, gab nach einigen Jahren der Mitarbeit unter Pater Desiderius das Malen schließlich ganz auf und schrieb seine zwei autobiographischen Werke: "Die Unruhe zu Gott" und "Der Antrieb ins Vollkommene". Er kümmerte sich um die religiöse Betreuung seiner Künstlerkollegen und war maßgeblich an der Gründung der Beuroner Künstlertagung beteiligt. Sie vereinte alljährlich zahlreiche Künstler zu religiöser Bildung und fachlichem Gedankenaustausch. Unter dem Einfluß der Mauruskapelle malte Karl Caspar (1879-1956), ein Pionier einer neuen kirchlichen Kunst im süddeutschen Raum, die Fresken an der Schäfervilla beim Gregoriushaus.

Beuroner Kunstschule

Ihre eigenen Wege gingen die Bildhauer Pater Otmar Merkle, der die Figuren am Bibliotheksgebäude des Klosters und viele Wegkreuze in der Umgebung Beurons schuf, sowie der Maler Pater Tutilo Gröner, dessen Bilder man auf den Wanderwegen an Felsen und Bäumen entdecken kann. Nach dem zweiten Weltkrieg erweckte Pater Ansgar Dreher das verwaiste Bildhaueratelier zu neuem Leben. Vorausgegangen war eine sechsjährige Studienzeit in München bei dem akademischen Bildhauer Karl Rieber und an der Akademie für bildende Künste. Er schuf die verschiedensten Werke in Stein und Holz, auch einige wenige in Bronzeguß, meist auftraggebunden, vereinzelt auch frei. Seine Arbeiten stehen weit verstreut in Baden-Württemberg und darüber hinaus. In Beuron schuf er: für die Abteikirche den Osterleuchter und die Krippenfiguren, für die Kapelle des Gregoriushauses Kreuz und Tabernakelstele; für die Hauskapelle von St. Maurus eine Mariensäule. Dann das Denkmal für den tödlich verunglückten Erzabt Benedikt Reetz. Weiterhin gestaltete er den ganzen Klosterfriedhof und einige Grabsteine auf dem Gemeindefriedhof. In der Goldschmiedewerkstatt fertigt Br. Paulin Cordell kirchliche Geräte für unser Kloster und auswärtige Aufträge.