SAMSTAG DER 16. WOCHE
IM JAHRESKREIS
Tagesgebet
Gütiger Gott,
durch das Wirken deiner Gnade
schenkst du uns schon auf Erden
den Anfang des ewigen Lebens.
Stärke dieses Leben,
vollende, was du in uns begonnen hast,
und führe uns hin zu jenem Licht,
in dem du selber wohnst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 297)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Ziel der Gotteserscheinung
am Sinai ist der Abschluss des Bundes zwischen Jahwe und seinem Volk. Zunächst
erfolgt eint mündliche Mitteilung aller Worte des Herrn (V. 3). Mose nimmt die
vorläufige Zustimmung des ganzen Volkes entgegen (V. 3b) und schreibt dann die
Worte auf, d. h. den Wortlaut des Vertrags, die göttlichen Gebote. Am
folgenden Tag wird die Bundesurkunde in aller Form verlesen (V. 7), und zwar im
Rahmen einer Opferfeier. Durch die Besprengung mit dem Opferblut wird der Bund
besiegelt; vor der Verlesung der Urkunde wird der Altar als Repräsentant
Gottes, nach der Verlesung und Annahme das ganze Volk mit dem Blut besprengt.
Auf die Worte „Das ist das Blut des Bundes ...“ hat sich Jesus bezogen, als er
den Neuen Bund mit seinem Blut besiegelte (Mt 26,28; Lk 22,20). Und wie wir
über das Letzte Abendmahl verschiedene, im Einzelnen voneinander abweichende
Berichte
haben, so liegen uns auch über den Bundesschluss am Sinai mehrere
Überlieferungen vor. Ex 24,3-8 ist in einen anderen Ritus hineingebettet, bei
dem statt der Besprengung mit dem Opferblut das gemeinsame Essen und Trinken
als wichtiger erscheint (Ex 24,1-2.9-11); vgl. auch Ex 19,7-8; Jos 24,25-28;
Dtn 31,9-13. Auf jeden Fall bedeutet dieser Bund eine bleibende Gemeinschaft
des Volkes mit Jahwe, dem Gott, der diesen Bund gewährt hat, und zugleich eine
vertiefte Gemeinschaft aller Angehörigen dieses Volkes untereinander. - Jos
24,16-24; Ex 34,27-28; Jos 4,3-9.20-24; 1 Kön 1831-32; Ex 29,16; Ps 50,5;
Hebr 9,18; 1 Petr 1,2.
ERSTE Lesung |
Ex 24, 3-8 |
Das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat
Lesung aus dem Buch Exodus
In
jenen Tagen
3kam Mose und übermittelte dem
Volk alle Worte und Rechtsvorschriften des Herrn. Das ganze Volk antwortete
einstimmig und sagte: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun.
4Mose schrieb alle Worte des
Herrn auf. Am nächsten Morgen stand er zeitig auf und errichtete am Fuß des Berges
einen Altar und zwölf Steinmale für die zwölf Stämme Israels.
5Er schickte die jungen
Männer Israels aus. Sie brachten Brandopfer dar und schlachteten junge Stiere
als Heilsopfer für den Herrn.
6Mose nahm die Hälfte des
Blutes und goss es in eine Schüssel, mit der anderen Hälfte besprengte er den
Altar.
7Darauf nahm er die Urkunde
des Bundes und verlas sie vor dem Volk. Sie antworteten: Alles, was der Herr
gesagt hat, wollen wir tun; wir wollen gehorchen.
8Da nahm Mose das Blut,
besprengte damit das Volk und sagte: Das ist das Blut des Bundes, den der Herr
aufgrund all dieser Worte mit euch geschlossen hat.
Antwortpsalm |
Ps 50 (49), 1-2.5-6.14-15 (R: vgl. 14a) |
R Bring Gott, dem Höchsten, als Opfer dein Lob! - R |
(GL neu 57, 1) |
1 Der Gott der Götter, der Herr, spricht, |
II. Ton |
er ruft der Erde zu
vom Aufgang der Sonne bis zum
Untergang.
2 Vom Zion her, der Krone der Schönheit,
geht Gott strahlend auf, - (R)
5 „Versammelt mir all meine Frommen,
die den Bund mit mir schlossen beim
Opfer.“
6 Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit
künden;
Gott selbst wird Richter sein. - (R)
14 „Bring Gott als Opfer dein Lob,
und erfülle dem Höchsten deine
Gelübde!
15 Rufe mich an am Tag der Not;
dann rette ich dich, und du wirst mich
ehren.“ - R
Jahr II
Zur Lesung Weder die Predigt des
Propheten noch die Reformen des Königs Joschija hatten beim Volk eine
Sinnesänderung herbeigeführt Und nun war Joschija in der Schlacht von Megiddo
gefallen, Jahwe hatte ihn, den frommen König, im Stich gelassen. Also war es
gleichgültig, ob man Jahwe verehrte oder nicht. So dachten gewiss viele im
Volk. Andere klammerten sich an die letzte Hoffnung, die ihnen blieb: den
Tempel des Herrn in Jerusalem. Jahwe konnte Jerusalem, seine heilige Stadt,
nicht untergehen lassen. Nun aber muss Jeremia auch diese Hoffnung zerstören.
Vermutlich beim Bundesfest im Herbst des Jahres 609 oder 608 („im Anfang der
Regierung Jojakims“, Jer 26,1) muss er den Festpilgern gerade das sagen, was
für sie am härtesten ist: Ihr blindes Vertrauen auf den Tempel ist Trug und
Täuschung. Nicht der Tempel bietet Sicherheit, sondern allein Jahwe, der
lebendige Gott. Er bietet sie denen, die sich bei ihm bergen. Er kann aber
denen nichts geben, die sich ihm verschließen (vgl. Freitag der 17. Woche,
Lesung, Jahr II). - Jer 26,1-6; 11,15-17; Ez 24,21; Jes 1,16-17; Jer 22,3;
Hos 4,2; Mt 21,13; Mk 11,17; Lk 19,46.
ERSTE Lesung |
Jer 7, 1-11 |
Ist denn in euren Augen dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist,
eine Räuberhöhle geworden?
Lesung aus dem Buch Jeremia
1Das Wort, das vom Herrn an
Jeremia erging:
2Stell dich an das Tor des
Hauses des Herrn! Dort ruf dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des Herrn,
ganz Juda, alle, die ihr durch diese Tore kommt, um dem Herrn zu huldigen.
3So spricht der Herr der
Heere, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei
euch wohnen hier an diesem Ort.
4Vertraut nicht auf die
trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des
Herrn ist hier!
5Denn nur wenn ihr euer
Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr gerecht entscheidet im
Rechtsstreit,
6wenn ihr die Fremden, die
Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht
vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden,
7dann will ich bei euch
wohnen hier an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe für
ewige Zeiten.
8Freilich, ihr vertraut auf
die trügerischen Worte, die nichts nützen.
9Wie? Stehlen, morden, die
Ehe brechen, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen,
die ihr nicht kennt -,
10und dabei kommt ihr und
tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist,
und sagt: Wir sind geborgen!, um dann weiter alle jene Gräuel zu treiben.
11Ist denn in euren Augen
dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle geworden? Gut,
dann betrachte auch ich es so - Spruch des Herrn.
Antwortpsalm |
Ps 84 (83), 3.4.5-6a u. 8a.11 (R: vgl. 2a) |
R Wie lieb ist mir deine Wohnung, o Herr! - R |
(GL neu 653, 3) |
3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht |
V. Ton |
nach dem Tempel des Herrn.
Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm
zu,
ihm, dem lebendigen Gott. - (R)
4 Auch der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre
Jungen
deine Altäre, Herr der Heerscharen,
mein Gott und mein König. - (R)
5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus,
die dich allezeit loben.
6a Wohl den Menschen, die Kraft finden in
dir;
8a sie schreiten dahin mit wachsender Kraft. - (R)
11 Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen
deines Heiligtums
ist besser als tausend andere.
Lieber an der Schwelle stehen im Haus
meines Gottes
als wohnen in den Zelten der Frevler.
R Wie
lieb ist mir deine Wohnung, o Herr!
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Jak 1, 21bc |
Halleluja.
Halleluja.
Nehmt
euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist
und
das die Macht hat, euch zu retten.
Halleluja.
Zum Evangelium Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen steht nur im
Matthäusevangelium, und zwar an der Stelle, wo bei Markus das von der
selbstwachsenden Saat steht (Mk 4,26-29). Beide Gleichnisse geben Antwort auf
Fragen, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder die Kirche bedrängt haben;
bei Markus konnte die Frage etwa lauten: Warum geht es nicht schneller voran
mit dem Reich Gottes, warum geschieht nicht mehr in der Kirche? Bei Matthäus
dagegen: Warum gibt es in dieser Zeit zwischen Saat und Ernte auf dem Acker
Gottes das Unkraut? Bei dieser Frage geht es nicht nur darum, einen Tatbestand
zu erklären, sondern darum, ihn zu verändern: die Kirche soll eine Gemeinde
von Heiligen sein. Sie ist aber in allen Jahrhunderten eine Gemeinde aus
Sündern und Heiligen. Die Scheidung wird kommen, sagt Jesus aber nicht jetzt.
Noch ist die Zeit der Geduld Gottes, die Zeit der Toleranz. Wer von den
Menschen weiß denn so genau, was Weizen und was Unkraut ist? Nicht nur in der
weltweiten Kirche und in der Ortsgemeinde ist Unkraut unter dem Weizen; Unkraut
wächst auch auf dem eigenen Acker. - 2 Petr 3,4-9; Röm 11,25-27; 8,17-18;
Joh 15,6; Mt 3,12.
Evangelium |
Mt 13, 24-30 |
Lasst beides wachsen bis zur
Ernte!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit
24erzählte Jesus
der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit
einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.
25Während nun die
Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder
weg.
26Als die Saat
aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
27Da gingen die
Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen
Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?
28Er antwortete:
Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen
und es ausreißen?
29Er entgegnete:
Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.
30Lasst beides
wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den
Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu
verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.
Fürbitten
Im Gebet wenden wir uns an Jesus Christus, der kommen wird, zu richten
die Lebenden und die Toten:
Für alle Christen: schenke ihnen Geduld und Nachsicht mit den Schwächen
ihrer Mitmenschen. (Stille) Herr, erbarme dich.
A.: Christus, erbarme dich.
Für die Machthaber dieser Welt: lenke ihre Schritte zu Frieden und
Versöhnung. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für
die Sünder: rufe sie zur Umkehr, und vergib ihre Schuld. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für unsere Gemeinde: erhalte uns in deiner Liebe, damit wir im Gericht
bestehen können. (Stille) Herr, erbarme dich.
Barmherziger Gott, du kennst unser Herz und weißt um unser Versagen. Sei
uns gnädig, und höre auf unser Gebet durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Nie tun Menschen einander so viel Böses an, als wenn sie ungeduldig das rein Gute
verwirklichen wollen, wenn sie sich selbst zum Richter erheben in verfrühter
Stunde. Der Gang der Geschichte beweist es uns immer wieder: wie im Namen von
Utopien des innerweltlichen Heils Knechte, die nicht von Gott gesandt waren, auszogen,
um alles Unkraut zu jäten, und dabei den Weizen Gottes furchtbar zerstörten.
Die Geschichte der Welt kann sich nicht selbst ins Reine bringen, sich nicht
selbst erlösen. Auch die Geschichte der Kirche nicht; auch für sie gilt das
Gesetz unseres Gleichnisses; auch in ihr muss immer wieder jenen Knechten
Widerstand
geleistet werden, die sich im Namen einer ‚reinen‘ Kirche zu eigenmächtigem
Gericht erheben und die Geduld Gottes auf die Probe stellen ...
Nie kann sich unser Dasein im Licht des reinen,
fraglosen Guten erheben: ungeschieden sprossen Weizen und Unkraut auf dem Acker
unserer Freiheit, der unser Leben ist - bis zum Tag der Ernte, der nicht unser
Tag ist. Wir können nicht endgültig den Weizen vom Unkraut sondern; immer
begegnen
wir uns im Spiegel unseres Bewusstseins als die, die gut und böse sind, obwohl
unser Ende gut oder böse ist“ (Joh. Bapt. Metz).