Mittwoch der 20. Woche
im Jahreskreis
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
wir dürfen dich Vater nennen,
denn du hast uns an Kindes statt angenommen.
Gib, dass wir mehr und mehr
aus dem Geist der Kindschaft leben,
damit wir die wahre Freiheit finden
und das unvergängliche Erbe erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 146)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Trotz einer gewissen Zwiespältigkeit in seiner religiösen Haltung
scheint sich Gideon (= Jerubbaal) darüber im Klaren gewesen zu sein, dass er
sich nicht zum König machen und keine Dynastie gründen durfte; zum Retten,
nicht zum Herrschen war er berufen. „Der Herr soll über euch herrschen“ (8,23). Aber Abimelech, einer seiner
siebzig Söhne, war anderer Meinung. Ihm ging
es nicht um die Rettung Israels oder einzelner israelitischer Stämme, sondern
ganz einfach um die Macht (9,2.5). Um sein Ziel zu erreichen, war ihm jedes
Mittel gut, auch die Ermordung aller seiner Brüder. Aber Jotam, der Jüngste,
entkam. Ihm legt der antimonarchisch eingestellte Verfasser des Buches die
Fabel in den Mund, die Martin Buber die antimonarchischste Dichtung der
Weltliteratur
genannt hat, eine grausame Verhöhnung des Königtums, nicht wegen seiner
Widergöttlichkeit, sondern wegen seiner sozialen Nutzlosigkeit. - Jos 24,25-27; 2 Chr 25,18; 2 Kön 14,9. - Zu Vers 9: Lev 2; 1 Sam 10,1; 16,13. - Zu
Vers 13: Ps 104,15; Spr 31,6; Koh 10,19; 9,7; Sir 31,27-28.
ERSTE Lesung |
Ri 9, 6-15 |
Wollt ihr mich wirklich zu eurem König salben,
mich, den Dornenstrauch?
Lesung aus dem Buch der Richter
In
jenen Tagen
6versammelten sich alle Bürger von Sichem und Bet-Millo, zogen zu der Eiche, die
bei Sichem steht, und machten Abimelech zum König.
7Als
man das Jotam meldete, stellte er sich auf den Gipfel des Berges Garizim und
rief ihnen mit erhobener Stimme zu: Hört auf mich, ihr Bürger von Sichem, damit
Gott auf euch hört.
8Einst
machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum
Ölbaum: Sei du unser König!
9Der
Ölbaum sagte zu ihnen: Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und
Menschen ehrt, und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken?
10Da
sagten die Bäume zum Feigenbaum: Komm, sei du unser König!
11Der
Feigenbaum sagte zu ihnen: Soll ich meine Süßigkeit aufgeben und meine guten Früchte
und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken?
12Da
sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König!
13Der
Weinstock sagte zu ihnen: Soll ich meinen Most aufgeben, der Götter und
Menschen erfreut, und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken?
14Da
sagten alle Bäume zum Dornenstrauch: Komm, sei du unser König!
15Der
Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: Wollt ihr mich wirklich zu eurem König
salben? Kommt, findet Schutz in meinem Schatten! Wenn aber nicht, dann soll vom
Dornenstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen.
Antwortpsalm |
Ps 21 (20), 2-3.4-5.6-7 (R: 2a) |
R An deiner Macht, o Herr, freut sich der König. - R |
(GL neu 263) |
2 An deiner Macht, Herr, freut sich der König; |
VI. Ton |
über deine Hilfe, wie jubelt er laut!
3 Du hast ihm den Wunsch seines Herzens
erfüllt,
ihm nicht versagt, was seine Lippen
begehrten. - (R)
4 Du kamst ihm entgegen mit Segen und
Glück,
du kröntest ihn mit einer goldenen
Krone.
5
Leben erbat er von dir, du gabst es ihm,
viele Tage, für immer und ewig. - (R)
6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe
du hast ihn bekleidet mit Hoheit und
Pracht.
7 Du machst ihn zum Segen für immer;
wenn du ihn anblickst, schenkst du ihm
große Freude. - R
Jahr II
Zur Lesung Nach dem Untergang des Reiches
Juda (587 v. Chr.) wird Ezechiel, der bis dahin ein Prophet des Gerichts war,
zum Heilspropheten. An die Stelle der Drohungen tritt die Verheißung einer
neuen Zukunft. Aber der Blick wendet sich auch nach rückwärts. In der
Vergangenheit waren es die schlechten Hirten, die das Volk ruiniert haben; nach
der Wegführung des Königs und der führenden Schicht ist für das arme Volk, das
noch im Land geblieben ist. die Situation noch schlechter geworden (vgl. Jer
41). Seine „Hirten“ sind in Wahrheit Räuber und Wölfe: gegen sie richtet sich
die Schelt- und Drohrede der Verse 34,1-10. Das Gericht über die Hirten soll
für die Herde der Anfang einer besseren Zeit sein: Gott selbst will in Zukunft
der Hirt seines Volkes sein, er will die zerstreuten Schafe wieder sammeln und
vor allem für die Schwachen Sorge tragen (V. 11-16). Er wird einen neuen David
berufen (V. 23), einen guten Hirten. - Ps 23; Jer 23,1-7; Mt 18,12-14; Lk 15,4-7; Joh 10,1-18. - Zu Vers 2: Jes 56,11.
ERSTE Lesung |
Ez 34, 1-11 |
Ich rette meine Schafe aus ihrem Rachen, sie
sollen nicht länger ihr Fraß sein
Lesung
aus dem Buch Ezechiel
1Das
Wort des Herrn erging an mich:
2Menschensohn,
sprich als Prophet gegen die Hirten Israels, sprich als Prophet, und sag zu
ihnen: So spricht Gott, der Herr: Weh den Hirten Israels, die nur sich selbst
weiden. Müssen die Hirten nicht die Herde weiden?
3Ihr
trinkt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten
Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide.
4Die
schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten
verbindet ihr nicht, die verscheuchten holt ihr nicht zurück, die verirrten
sucht ihr nicht, und die starken misshandelt ihr.
5Und
weil sie keinen Hirten hatten, zerstreuten sich meine Schafe und wurden eine
Beute der wilden Tiere.
6Meine
Herde irrte auf allen Bergen und Höhen umher und war über das ganze Land
verstreut. Doch keiner kümmerte sich um sie; niemand suchte sie.
7Darum
ihr Hirten, hört das Wort des Herrn:
8So
wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn: Weil meine Herde geraubt wurde und
weil meine Schafe eine Beute der wilden Tiere wurden - denn sie hatten keinen
Hirten - und weil meine Hirten nicht nach meiner Herde fragten, sondern nur
sich selbst und nicht meine Herde weideten,
9darum,
ihr Hirten, hört das Wort des Herrn:
10So
spricht Gott, der Herr: Nun gehe ich gegen die Hirten vor und fordere meine
Schafe von ihnen zurück. Ich setze sie ab, sie sollen nicht mehr die Hirten
meiner Herde sein. Die Hirten sollen nicht länger nur sich selbst weiden: Ich
reiße meine Schafe aus ihrem Rachen, sie sollen nicht länger ihr Fraß sein.
11Denn
so spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich
selber um sie kümmern.
Antwortpsalm |
Ps 23 (22), 1-3.4.5.6 (R: 1) |
R Der Herr ist mein Hirte, |
(GL neu 37, 1 |
nichts wird mir fehlen. - R |
1 Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. |
VI. Ton |
2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am
Wasser.
3 Er stillt mein Verlangen;
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu
seinem Namen. - (R)
4 Muss ich auch wandern in finsterer
Schlucht,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,- (R)
dein Stock und dein Stab geben mir
Zuversicht. - (R)
5
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher. - (R)
6 Lauter Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn
darf ich wohnen für lange Zeit. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Hebr 4, 12 |
Halleluja.
Halleluja.
Lebendig
ist das Wort Gottes und kraftvoll.
Es
richtet über die Regungen und Gedanken der Herzen.
Halleluja.
Zum Evangelium Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg spricht von der Herrschaft
Gottes. Das Herz Gottes wird in diesem Gleichnis offenbar, aber auch das Herz
des Menschen: des Menschen. der rechtlich und rechnerisch denkt wie die
Schriftgelehrten und Pharisäer und auch manche Jünger Jesu. Ist es gerecht, die
Letzten wie die Ersten zu behandeln? Ist es gerecht, die Tür den Zöllnern,
Dirnen und Heiden zu öffnen? Der Evangelist hat an den Schluss dieses
Gleichnisses nochmals den Satz von den Ersten und Letzten gesetzt (vgl. 19,30). Wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn der ältere Bruder sich der Freude
seines Vaters verschließt, so setzen die zuerst gerufenen Arbeiter durch das
Pochen auf ihre Leistung und durch ihre Missgunst sich selbst ins Unrecht und
werden zu „Letzten“. Gott ist auf göttliche Weise „gerecht“. Dem Neid und der
Selbstbehauptung des Menschen setzt Gott seine grenzenlose Güte entgegen. - Lev
19,13; Dtn 24,14-15; Mt 21,31; Lk 15,25-32; 17,10; Röm 3,21-24; Tit 3,4-6; Mt 6,23; Röm 9,19-21.
Evangelium |
Mt 20, 1-16a |
Bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
1Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein
Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
2Er
einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in
seinen Weinberg.
3Um die
dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine
Arbeit hatten.
4Er
sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was
recht ist.
5Und
sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder
auf den Markt und machte es ebenso.
6Als er
um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort
herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig
herum?
7Sie
antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in
meinen Weinberg!
8Als es
nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter:
Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis
hin zu den Ersten.
9Da
kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder
erhielt einen Denar.
10Als
dann die Ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch
sie erhielten nur einen Denar.
11Da
begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,
12und
sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns
gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die
Hitze ertragen.
13Da
erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du
nicht einen Denar mit mir vereinbart?
14Nimm
dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.
15Darf
ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch,
weil ich (zu anderen) gütig bin?
16aSo
werden die Letzten die Ersten sein.
Fürbitten
Zu
Jesus Christus, der uns die Güte Gottes offenbarte, wollen wir beten :
Dränge
alle Christen, in brüderlicher Liebe den Menschen zu dienen. (Stille) Herr, erbarme dich.
A.: Christus, erbarme dich.
Steh
allen bei, die sich um Frieden und Abrüstung mühen. (Stille)
Herr, erbarme dich.
Fördere die Anstrengungen der Menschen, Hunger und Seuchen zu besiegen. (Stille) Herr, erbarme dich.
Bewahre uns vor Selbstgerechtigkeit, und erneuere unseren Eifer in deinem
Dienst. (Stille) Herr, erbarme dich.
Gütiger Gott, ohne deine Gnade vermögen wir nichts. Gewähre uns, was du
von uns erwartest. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Kein irdischer Arbeitgeber könnte
und dürfte sich so verhalten wie jener Arbeitsherr im Gleichnis; aber der
göttliche ‚Lohn‘ ist kein Lohn, denn er hat sein Maß nicht, wie es auf Erden
notwendig ist, in menschlicher Leistung, sondern allein in der unbegreiflichen
Güte Gottes. Von hier aus ist es zu verstehen, dass in so vielen Gleichnissen
menschliche Verhältnisse beschrieben werden, die so auf Erden nicht bestehen
können, und dass sich Menschen verhalten in einer Weise, wie sich Menschen in
ihren irdischen Beziehungen eben nicht verhalten können. Gerade darin wird
deutlich, wie sehr das hereinbrechende Reich Gottes alle Maßstäbe und Gesetze
des irdischen Lebens sprengt und aufhebt, und wie sehr es im Reich Gottes eben
anders zugeht und zugehen muss, als es auf Erden gedacht werden kann“ (Wilhelm
Stählin).