SAMSTAG DER 30.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Allmächtiger, ewiger Gott,
deinem Willen gehorsam,
hat unser Erlöser Fleisch angenommen,
er hat sich selbst erniedrigt
und sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt.
Hilf uns,
dass wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen
und an seiner Auferstehung Anteil erlangen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus. (MB [8])
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung „Gott hat sein Volk nicht
verstoßen“ (11,2): woher weiß das Paulus? Das Handeln Gottes in der bisherigen
Geschichte beweist, dass Israel nach dem Gericht immer wieder auf Gottes
Erbarmen hoffen kann, denn Gott ist treu. Tatsächlich gibt es jetzt schon einen
Rest von Israel, der nicht verstoßen wurde; Paulus selbst gehört dazu. Nun hat
zwar Israel die Botschaft von Jesus als dem Christus abgewiesen, aber das hatte
die gute Folge, dass die Botschaft den Heiden verkündet wurde; so ist Israels
zeitweilige Verwerfung den übrigen Völkern zugute gekommen. Israel aber ist und
bleibt „von Gott geliebt“ (11,28), und die Verheißung ist unwiderruflich. Wenn
die Heiden „in voller Zahl das Heil erlangt haben“, wird auch Israel gerettet
werden, und zwar „ganz Israel“ (V. 25-26), nicht auf Grund von Vorrechten und
Ansprüchen, sondern durch das Erbarmen Gottes, wie auch die Heiden. - Num 23,19-24; 1 Sam 15,29; Jes 54,10; Röm 3,9.26; 5,20; Gal 3,22; Ps 94,14; Jes
59,20-21; 27,9; Jer 3 l ,31-34.
ERSTE Lesung |
Röm 11, 1-2a.11-12.25-29 |
Wenn schon die Verwerfung der Juden für die Welt Versöhnung gebracht hat, dann wird ihre Annahme nichts anderes sein als Leben aus dem Tod
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
1Ich
frage: Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs! Denn auch ich bin ein
Israelit, ein Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamin.
2aGott
hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt hat.
11Nun
frage ich: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie zu Fall kommen? Keineswegs!
Vielmehr kam durch ihr Versagen das Heil zu den Heiden, um sie selbst
eifersüchtig zu machen.
12Wenn
aber schon durch ihr Versagen die Welt und durch ihr Verschulden die Heiden
reich werden, dann wird das erst recht geschehen, wenn ganz Israel zum Glauben
kommt.
25Damit
ihr euch nicht auf eigene Einsicht verlasst, Brüder, sollt ihr dieses Geheimnis
wissen: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Heiden in voller Zahl
das Heil erlangt haben;
26dann
wird ganz Israel gerettet werden, wie es in der Schrift heißt: Der Retter wird
aus Zion kommen, er wird alle Gottlosigkeit von Jakob entfernen.
27Das
ist der Bund, den ich ihnen gewähre, wenn ich ihre Sünden wegnehme.
28Vom
Evangelium her gesehen sind sie Feinde Gottes, und das um euretwillen; von
ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt, und das um der Väter
willen.
29Denn
unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt.
Antwortpsalm |
Ps 94 (93), 12-13.14-15.17-18 (R: vgl. 14a) |
R Du, Herr, wirst dein Volk nicht verstoßen. - R |
(GL neu 67, 1) |
12 Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, |
VI. Ton |
den du mit deiner Weisung belehrst.
13 Du bewahrst ihn vor bösen Tagen,
bis man dem Frevler die Grube gräbt. - (R)
14 Ja, der Herr wird sein Volk nicht
verstoßen
und niemals sein Erbe verlassen.
15 Nun, spricht man wieder Recht nach
Gerechtigkeit;
ihr folgen alle Menschen mit redlichem
Herzen. - (R)
17
Wäre nicht der Herr meine Hilfe,
bald würde ich im Land des Schweigens
wohnen.
18 Wenn ich sage: „Mein Fuß gleitet aus“,
dann stützt mich, Herr, deine Huld. - R
Jahr II
Zur Lesung Paulus berichtet über seine Lage, zuerst über die äußeren Umstände (1,12-20), dann über seine persönliche Einstellung zur konkreten Frage: Leben oder Tod (V. 21-26). Die Gefangenschaft des Apostels bedeutet für die Christenbotschaft keinen Nachteil, sondern größeren Erfolg. Christus wird verkündigt (V. 18), und darauf allein kommt es an. Wie es dabei dem Apostel ergeht, ob sein Prozess mit Leben oder mit Tod endet, ist demgegenüber unwichtig. Der Tod, hier von Paulus zum erstenmal offen genannt, ist für ihn eine letzte Möglichkeit, Christus zu verherrlichen, das heißt, seine Größe offenbar zu machen. Christus wird nicht nur durch das Wort verkündigt; er soll auch „durch meinen Leib“ verherrlicht werden, sagt Paulus: durch den vorbehaltlosen Einsatz von Person und Leben. In den Versen 21-26 ist, bis in den sprachlichen Ausdruck hinein, der Zwiespalt zwischen Christussehnsucht und missionarischem Auftrag zu spüren. Zunächst erscheinen Leben und Tod als gleichrangig (V. 20), beide der Verherrlichung Christi untergeordnet; aber in 21-24 zeigt sich, dass sie für Paulus selbst nicht gleichwertig sind. „Aufzubrechen und bei Christus zu sein“ (V. 23) wäre für ihn selbst das Bessere, aber die Gemeinde braucht ihn noch, und das ist entscheidend. Nicht in der Flucht, sondern im Einsatz findet der Apostel die Gemeinschaft mit seinem Herrn . - 1 Thess 4,16; 5,10; Joh 17,1; Gal 2,20; Röm 8,29.36-39.
ERSTE Lesung |
Phil 1, 18b-26 |
Für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Meine
Brüder!
18bAuf
jede Weise, ob in unlauterer oder lauterer Absicht, wird Christus verkündigt,
und darüber freue ich mich. Aber ich werde mich auch in Zukunft freuen.
19Denn
ich weiß: Das wird zu meiner Rettung führen durch euer Gebet und durch die
Hilfe des Geistes Jesu Christi.
20Darauf
warte und hoffe ich, dass ich in keiner Hinsicht beschämt werde, dass vielmehr
Christus in aller Öffentlichkeit - wie immer, so auch jetzt - durch meinen Leib
verherrlicht wird, ob ich lebe oder sterbe.
21Denn
für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn.
22Wenn
ich aber weiterleben soll, bedeutet das für mich fruchtbare Arbeit. Was soll
ich wählen? Ich weiß es nicht.
23Es
zieht mich nach beiden Seiten: Ich sehne mich danach, aufzubrechen und bei
Christus zu sein - um wie viel besser wäre das!
24Aber
euretwegen ist es notwendiger, dass ich am Leben bleibe.
25Im
Vertrauen darauf weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen ausharren werde,
um euch im Glauben zu fördern und zu erfreuen,
26damit
ihr euch in Christus Jesus umso mehr meiner rühmen könnt, wenn ich wieder zu
euch komme.
Antwortpsalm |
Ps 42 (41), 2-3a.3b u. 5 (R: 3a) |
R Meine Seele dürstet nach Gott, |
(GL neu 42, 1) |
nach dem lebendigen Gott. - R |
2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, |
VI. Ton |
so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
3a Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott. - (R)
3b Wann darf ich kommen
und Gottes Antlitz schauen?
5
Das Herz geht mir über, wenn ich daran
denke:
wie ich zum Haus Gottes zog in
festlicher Schar,
mit Jubel und Dank in feiernder Menge.
- R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Mt 11, 29ab |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Nehmt
mein Joch auf euch und lernt von mir;
denn
ich bin gütig und von Herzen demütig.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Lehre, die Jesus im Haus des Pharisäers den Gästen erteilt, sieht wie
eine kluge Tischregel aus: Setz dich an den untersten Platz, dann wird man dich
hinaufbitten. Das volle Verständnis dieser Regel ergibt sich erst vom
Schlusssatz her, wo es eindeutig Gott selbst ist, der die oberen und unteren
Plätze verteilt. Wer im kommenden Gastmahl des Gottesreiches Anspruch auf den
ersten Platz erhebt, verrechnet sich schon in der Grundvoraussetzung, dass Gott
überhaupt belohnen muss. Gott erhöht und beschenkt den Armen, der weiß, dass
alles geschenkt ist, was er empfängt. Es geht also nicht um Höflichkeit,
sondern um die Grundhaltung des Menschen Gott gegenüber. Diese verborgene
Innenseite der Tischregel hat Jesus beim letzten Abendmahl aufgezeigt, wo er
sagte: „Ich bin unter euch wie der, der bedient“ (Lk 22,27). - Spr 25,6-7; Lk
1,47-48; 6,20; 11,43; 18,10-14; Joh 13,1-15; Jak 2,2-4.
Evangelium |
Lk 14, 1.7-11 |
Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden
+ Aus dem heiligen
Evangelium nach Lukas
1Als
Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam,
beobachtete man ihn genau.
7Als er
bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum
Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen:
8Wenn
du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn
es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du,
9und
dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir
sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den
untersten Platz einnehmen.
10Wenn
du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten
Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück
weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen.
11Denn
wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird
erhöht werden.
FÜRBITTEN
Durch
Jesus Christus gehen Gottes Verheißungen in Erfüllung. Ihn bitten wir:
Stärke
unsere Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Fördere alles, was Schranken der Vorurteile und des Hasses zwischen den
Menschen beseitigt. (Stille) Christus, höre uns.
Steh
den Sterbenden in ihrer Todesstunde zur Seite. (Stille)
Christus, höre uns.
Mache
uns dankbar für alles, was wir von dir empfangen haben. (Stille) Christus, höre uns.
Barmherziger Gott, du hast deinen Sohn zum Mittler des Neuen Bundes
gemacht. Erhöre unsere Bitten durch ihn, Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Nach dem neuen Testament gibt es drei universale Anliegen, die dem Herzen jedes Christen
gegenwärtig sein müssten und die er in sein Gebet aufzunehmen hat:
die Missionierung der Heidenvölker,
die Einheit der unter sich getrennten Christen
und
die Wiedervereinigung von altem und neuem Gottesvolk im gemeinsamen Vaterhaus ...
Glaubwürdig für Israel sind wir nur, wenn unsere Nachfolge Christi nicht Unterbietung der Erfüllung des Gesetzes ist, gemäß dem Jesus-Wort: Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener ist als die der Pharisäer und der Schriftgelehrten, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen“ (Heinrich Spaemann).