30. Sonntag im
Jahreskreis
C
Gott ist groß. Er ist der Andere, und er ist
anders. Aber seine Größe ist nicht wie eine abweisende Grenze. Er lässt es sich
gefallen, dass Menschen über ihn reden und dass sie zu ihm reden; auch dass wir
Törichtes reden, etwa: Ich danke dir, dass ich nicht bin wie dieser Pharisäer.
Aber Gott wartet darauf, dass wir still werden und unsere Armut begreifen.
Eröffnungsvers |
Vgl. Ps 105 (104), 3-4 |
Freuen sollen sich alle, die den Herrn suchen.
Sucht den Herrn und seine Macht, sucht sein
Antlitz allezeit.
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
mehre in uns den Glauben,
die Hoffnung und die Liebe.
Gib uns die Gnade,
zu lieben, was du gebietest,
damit wir erlangen, was du verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Dass Gott sich auf die Seite der Armen und Unterdrückten stellt, steht
überall im Alten Testament, auch im Neuen. Von einem feststellbaren Eingreifen
Gottes wird allerdings nur selten berichtet. Im Textzusammenhang der heutigen
Lesung ist vom rechten und vom schlechten Opfer die Rede. Nur der rechte Mensch
kann Gott ein rechtes Opfer darbringen; auf den Menschen kommt es an, auf seine
aufrichtige Hinwendung zu Gott und die Bereitschaft, dem Mitmenschen zu helfen,
wenn er in Not ist.
ERSTE Lesung |
Sir 35, 15b-17.20-22a |
Das Flehen der Armen dringt durch die Wolken
Lesung
aus dem Buch Jesus Sirach
15bDer Herr ist
der Gott des Rechts, bei ihm gibt es keine Begünstigung.
16Er ist
nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er.
17Er
missachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat.
20Wer
Gott wohlgefällig dient, der wird angenommen, und sein Bittruf erreicht die
Wolken.
21Das
Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es
weicht nicht, bis Gott eingreift
22aund
Recht schafft als gerechter Richter.
Antwortpsalm |
Ps 34 (33), 2-3.6-7.17-18.19-23 (R: vgl. 7) |
R Der Herr erhört den Armen, |
(GL neu 41, 1) |
er hilft ihm aus all seiner Not. - R |
2 Ich will den Herrn allezeit preisen; |
IV. Ton |
immer sei sein Lob in meine Mund.
3 Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich
freuen. - (R)
17 Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen
die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu
tilgen.
18 Schreien die Gerechten, so hört sie der
Herr;
er entreißt sie all ihren Ängsten. - (R)
19 Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht
sind.
23 Der Herr erlöst seine Knechte;
straflos bleibt, wer zu ihm sich
flüchtet. - R
Zur 2. Lesung Der Apostel Paulus hat nicht nur geredet und Briefe geschrieben. Er hat
mit seinen Händen gearbeitet, keine Anstrengung und keine Gefahr gefürchtet. Am
Ende seines Lebens sind ihm die Hände gebunden; er ist ein einsamer, alter
Mann, von allen im Stich gelassen. Dennoch ist er voll Dank und voll Hoffnung.
Das Geheimnis dieses Apostellebens war die Liebe; sie ist das Geheimnis jedes
fruchtbaren Lebens. Und die Liebe hört nie auf. Das Opfer des eigenen Lebens
wird der letzte Gottesdienst des Apostels sein.
ZWEITE Lesung |
2 Tim 4, 6-8.16-18 |
Schon jetzt liegt für mich der Kranz der
Gerechtigkeit bereit
Lesung
aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus
Mein
Sohn!
6Ich
werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe.
7Ich
habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.
8Schon
jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der
gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen,
die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten.
16Bei
meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im
Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
17Aber
der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die
Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören; und so wurde ich dem
Rachen des Löwen entrissen.
18Der
Herr wird mich allem Bösen entreißen, er wird mich retten und in sein
himmlisches Reich führen. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. 2 Kor 5, 19 |
Halleluja.
Halleluja.
Gott hat in Christus die Welt
mit sich versöhnt
und
uns das Wort der Versöhnung anvertraut.
Halleluja.
Zum Evangelium Das Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner wird denen erzählt, die von
ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt sind, heute etwa denen, die ihr
Christentum „praktizieren“ und deshalb geneigt sind, die zu verachten, die es
nicht tun; den Frommen also, die Gott und den Menschen vorrechnen, wie große
Verdienste sie sich erworben haben. Von Gott aber wird nur der angenommen („gerechtfertigt),
der alles Vertrauen auf eigene Leistung und Gerechtigkeit preisgegeben hat. Der
Zöllner gehört zu den Armen, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit,
die von Gott kommt.
Evangelium |
Lk 18, 9-14 |
Der Zöllner kehrte als Gerechter nach Hause
zurück, der Pharisäer nicht
+ Aus dem heiligen
Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
9erzählte
Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die
anderen verachteten, dieses Beispiel:
10Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der
andere ein Zöllner.
11Der
Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir,
dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher
oder auch wie dieser Zöllner dort.
12Ich
faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens.
13Der
Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum
Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir
Sünder gnädig!
14Ich
sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht.
Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.
Zur Eucharistiefeier Gott ist dem zerbrochenen Herzen nahe (Ps 34,19). „Suche also nicht
einen hohen Berg, als wärest du dort näher bei Gott. Erhebst du dich, so zieht
er sich zurück; beugst du dich nieder, so neigt er sich zu dir herab.“
(Augustinus)
Gabengebet
Allmächtiger Gott,
sieh gnädig auf die Gaben, die wir darbringen,
und lass uns dieses Opfer so feiern,
dass es dir zur Ehre gereicht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers |
Vgl. Ps 20 (19), 6 |
Wir jubeln über die Hilfe des Herrn.
Wir frohlocken im Namen unseres Gottes.
Oder: |
Eph 5, 2 |
Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben
als Gabe und Opfer, das Gott wohlgefällt.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
gib, dass deine Sakramente
in uns das Heil wirken, das sie enthalten,
damit wir einst
als unverhüllte Wirklichkeit empfangen,
was wir jetzt in heiligen Zeichen begehen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND
DIE WOCHE
Opfer
und Gebet werden nur aus solchen Händen
angenommen. die sich Ihm entgegenhalten. „Lasst uns nicht beten, ihr Brüder,
wie es im Gleichnis der Pharisäer tat. Der Pharisäer, von der Prahlsucht
besiegt, und der Zöllner, in Reue gebeugt, traten vor dich hin, den alleinigen
Herrn. Jener rühmte sich und erhob sich über den anderen; so wurde er des Guten
beraubt. Dieser hingegen verstummte und wurde der Gnade gewürdigt.
Erbarme
dich unser! Nimm uns auf in die Zahl der Befreiten!
Heiland,
hab Erbarmen mit mir!“ (Ostkirchliches Gebet)