31. Sonntag im
Jahreskreis
Es gibt in der Welt Sünder und Heilige. Auch in
der Kirche. Wir selbst rechnen uns wohl nicht zu den Heiligen, aber auch nicht
eigentlich zu den Sündern. Es muss da doch noch einen mittleren Weg geben, eine
gute Mitte. Von Sündern wird in unserer Zeit kaum gesprochen, man nennt sie
eher Asoziale und Kriminelle (als ob das alles wäre). Zur Kirche kommen sie
nicht, es wäre ja auch peinlich, so einen neben sich zu haben. Nur - Jesus war
froh, wenn er „so einen“ fand, dem er helfen, den er umarmen konnte.
Eröffnungsvers |
Ps 38 (37), 22-23 |
Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott!
Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil.
Tagesgebet
Allmächtiger, barmherziger Gott,
es ist deine Gabe und dein Werk,
wenn das gläubige Volk
dir würdig und aufrichtig dient.
Nimm alles von uns,
was uns auf dem Weg zu dir aufhält,
damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen,
die du uns verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur 1. Lesung Gottes
Weisheit hat sich in der Geschichte vielfache Weise gezeigt, mit Vorliebe aber
als Milde und Erbarmen. Das kann er sich leisten, weil er groß und mächtig ist.
Er behandelt die Sünder mit Geduld, mit der Liebe eines Erziehers; er will
nicht Tod, er ist ein Freund des Lebens. - Weite des Geistes und Vertrauen auf
Gottes Weisheit und Liebe sprechen aus diesem Leseabschnitt.
ERSTE Lesung |
Weish 11, 22 - 12, 2 |
Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles liebst,
was ist
Lesung
aus dem Buch der Weisheit
22Herr,
die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein
Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt.
23Du
hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der
Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.
24Du
liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast;
denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.
25Wie
könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten
bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?
26Du
schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.
1Denn
in allem ist dein unvergänglicher Geist.
2Darum
bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an
ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben,
Herr.
Antwortpsalm |
Ps 145 (144), 1-2.8-9.10-11.13c-14 (R: 1a) |
R Ich will dich rühmen, mein Gott und König. - R |
(GL neu 624, 2) |
1 Ich will dich rühmen, mein Gott und König. |
VIII. Ton |
und deinen Namen preisen immer und
ewig;
2
ich will dich preisen Tag für Tag
und deinen Namen loben immer und ewig.
- (R)
8 Der Herr ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Gnade.
9 Der Herr ist gütig zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen
Werken. - (R)
10 Danken sollen dir, Herr, all deine Werke
und deine Frommen dich preisen.
11 Sie sollen von der Herrlichkeit deines
Königtums reden,
sollen sprechen von deiner Macht. - (R)
13cd Der Herr ist treu in all seinen Worten,
voll Huld in all seinen Taten.
14
Der Herr stützt alle, die fallen,
und richtet alle Gebeugten auf. - R
Zur 2. Lesung Im 2. Brief an die Thessalonicher muss Paulus einiges richtig stellen.
Da gab es Christen, die meinten, der Tag des Herrn, das heißt der Tag seiner
Wiederkunft, stehe unmittelbar bevor; es lohne sich daher nicht mehr, zu
arbeiten und sich verantwortlich um die gegenwärtige Welt zu kümmern. Uns
heutigen Christen macht dieser Brief, am Ende des Kirchenjahrs gelesen, die Spannung
bewusst, in die wir hineingestellt sind. Die Geschichte der Welt (und eines
jeden von uns) läuft in einer bestimmten, nicht umkehrbaren Richtung. Sie hat
ein Ziel: die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere Vereinigung mit
ihm (2,1). Über das genaue Datum zu spekulieren hat wenig Sinn; auf den Willen
zum Guten kommt es an und auf die Tat des Glaubens (1,11).
ZWEITE Lesung |
2 Thess 1, 11 - 2, 2 |
Der Name Jesu soll in euch verherrlicht werden
und ihr in ihm
Lesung
aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
Brüder!
11Wir
beten immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in
seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende.
12So
soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm,
durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus.
1Brüder,
wir schreiben euch über die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere
Vereinigung mit ihm und bitten euch:
2Lasst
euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in
einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, der angeblich von
uns stammt, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da.
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 3, 16 |
Halleluja.
Halleluja.
So sehr hat Gott die Welt
geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn
hingab,
damit
jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Halleluja.
Zum Evangelium Einem Menschen begegnen heißt: in sein Leben eintreten, so dass die
Wege sich nie mehr ganz trennen können. Die Begegnung geschieht von beiden
Seiten her. Zachäus, der Zöllner, steigt auf einen Baum, um Jesus zu sehen;
Jesus schaut zu ihm hinauf und kehrt dann in sein Haus ein. Entsetzen bei den
Frommen, Freude im Himmel. Freude auch im Herzen des Zöllners, weil er, zum ersten
Mal
vielleicht, Liebe erfährt.
Evangelium |
Lk 19, 1-10 |
Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und
zu retten, was verloren ist
+ Aus dem heiligen
Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
1kam
Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.
2Dort
wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr
reich.
3Er wollte
gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die
Sicht; denn er war klein.
4Darum
lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der
dort vorbeikommen musste.
5Als
Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm
schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.
6Da
stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
7Als
die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
8Zachäus
aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will
ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich
ihm das Vierfache zurück.
9Da
sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch
dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
10Denn
der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Zur Eucharistiefeier Zu Beginn des Gottesdienstes „bekennen wir, dass wir gesündigt haben“.
Gott verzeiht uns. Er hat uns seine Liebe darin erwiesen, dass Christus für uns
gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8). Er schenkt uns die Gnade
der Umkehr und die Freude seiner Gemeinschaft.
Gabengebet
Heiliger Gott,
diese Gabe werde zum reinen Opfer,
das deinen Namen groß macht unter den Völkern.
Für uns aber werde sie zum Sakrament,
das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers |
Ps 16 (15), 11 |
Herr, du zeigst mir den Pfad zum Leben;
vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle.
Oder: |
Joh 6, 57 |
So spricht der Herr:
Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
SCHLUSSGEBET
Gütiger Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.
Lass deine Kraft in uns wirken,
damit wir fähig werden,
die ewigen Güter zu empfangen,
die uns in diesen Gaben verheißen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND
DIE WOCHE
Begegnung
Das Du begegnet mir von Gnaden; alles
Wirkliche im Leben ist Begegnung: Ich werde am Du; Ich-werdend spreche ich Du.
Jeder
wird, der er sein soll, jeweils erst durch den Andern: Mein Ich entsteht im Du.
Was ist Erlösung denn sonst als die Vollendung
der Schöpfung Gottes zum Reiche Gottes. (M. Buber und F. Rosenzweig)