Donnerstag der 6.
Osterwoche
In den Gegenden, in denen
das Hochfest der Himmelfahrt Christi auf den 7. Sonntag der Osterzeit verlegt
wird, werden heute die folgenden Messtexte genommen:
Eröffnungsvers |
Vgl. Ps 68 (67), 8-9.20 |
Gott, du zogest vor deinem Volke einher;
wohnend in ihrer Mitte, bahntest du ihnen den
Weg.
Da erbebte die Erde, Segen ergossen die Himmel.
Halleluja.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
durch den Tod
und die Auferstehung deines Sohnes
sind wir dein Volk geworden.
Lass die Freude über die Erlösung
in uns mächtig werden,
damit sie unser ganzes Leben bestimmt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur Lesung Athen war kein Erfolg
gewesen. Die nächste Station ist Korinth, die Hauptstadt der römischen Provinz Achaia.
Hier bekommen wir nebenbei Auskunft darüber, wie Paulus seine Reisen finanziert
hat: nicht durch milde Gaben, sondern durch die Arbeit seiner Hände. Die Woche
hindurch arbeitete er als Zeltmacher, am Sabbat predigte er in der Synagoge
(18,3; vgl. 20,34). Paulus verzichtete grundsätzlich auf das apostolische
Vorrecht, sich von seinen Gemeinden versorgen zu lassen (1 Kor 9,6); nur von
der Gemeinde in Philippi, der er sich besonders verbunden fühlte, nahm er gelegentlich
Unterstützung an, die es ihm dann ermöglichten, seine ganze Zeit der
Missionsarbeit zu widmen (18,5; vgl. 2 Kor 11,9). Man muss diese
erschwerenden Umstände mitbedenken, wenn man der missionarischen Leistung des
Paulus gerecht werden will. - Aquila und Priszilla waren, als Paulus sie in
Korinth traf, vielleicht schon Christen. Dann wären sie es in Rom geworden, von
wo Kaiser Klaudius im Jahre 49 oder
50 alle Juden ausgewiesen hatte. Später wird die beiden wieder in Rom antreffen
(Röm 16,3; Priska = Priszilla). Die Predigt des Paulus in Korinth wird in die
kurzen Worte zusammengefasst, „dass Jesus der Messias sei“. Darin ist die ganze
Wahrheit beschlossen.
ERSTE Lesung |
Apg 18, 1-8 |
Paulus blieb bei ihnen und
arbeitet dort; am Sabbat lehrte er in der Synagoge
Lesung aus der Apostelgeschichte
In jenen Tagen
1verließ Paulus Athen und ging nach Korinth.
2Dort traf er einen aus Pontus stammenden Juden
namens Aquila, der vor kurzem aus Italien gekommen war, und dessen Frau
Priszilla. Klaudius hatte nämlich angeordnet, dass alle Juden Rom verlassen
müssten. Diesen beiden schloss er sich an,
3und da sie das gleiche Handwerk betrieben, blieb er
bei ihnen und arbeitete dort. Sie waren Zeltmacher von Beruf.
4An jedem Sabbat lehrte er in der Synagoge und suchte
Juden und Griechen zu überzeugen.
5Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien
eingetroffen waren, widmete sich Paulus ganz der Verkündigung und bezeugte den
Juden, dass Jesus der Messias sei.
6Als sie sich dagegen auflehnten und Lästerungen
ausstießen, schüttelte er seine Kleider aus und sagte zu ihnen: Euer Blut komme
über euer Haupt! Ich bin daran unschuldig. Von jetzt an werde ich zu den Heiden
gehen.
7Und er ging von da in das Haus eines gewissen Titius
Justus hinüber, eines Gottesfürchtigen, dessen Haus an die Synagoge grenzte.
8Krispus aber, der
Synagogenvorsteher, kam mit seinem ganzen Haus zum Glauben an den Herrn; und
viele Korinther, die Paulus hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.
Antwortpsalm |
Ps 98 (97), 1.2-3b.3c-4 (R: vgl. 2) |
R Der Herr hat sein Heil enthüllt |
(GL neu 54,1) |
vor den Augen der Völker. - R | |
Oder: | |
R Halleluja. - R |
1 Singet dem Herrn ein neues Lied; |
VIII. Ton |
denn er hat wunderbare Taten
vollbracht.
Er hat mit seiner Rechten geholfen
und mit seinem heiligen Arm. - (R)
2
Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor
den Augen der Völker.
3ab Er dachte an seine Huld
und an seine Treue zum Hause Israel. - (R)
3cd Alle Enden der Erde
sahen das Heil unsres Gottes.
4
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der
Erde,
freut euch, jubelt und singt! - R
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 14, 18; 16, 22b |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich
lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich
komme wieder zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen.
Halleluja.
Zum Evangelium Auf Wiedersehen! sagen wir beim Abschied, selbst wenn wir nicht daran
glauben. Jesus sagt: Ihr werdet mich sehen (V. 16 und 22), und zwar bald. Nicht
nur durch den Heiligen Geist wird er ihnen nahe sein: er selbst, der jetzt von
ihnen fortgeht, wird wiederkommen. Jesus sieht seinen Tod und seine Auferstehung
als Einheit, beides zusammen ist sein Weg zum Vater. Dass aus dem Tod das
Leben, aus dem Schmerz die Freude geboren wird, hindert nicht, dass Schmerz und
Tod bitter sind. Die Jünger sehen vorerst nur die dunkle Seite, und die Trauer
könnte für sie zur gefährlichen Lähmung werden. Das gilt für die Zeit zwischen
Tod und Auferstehung Jesu, es gilt aber auch für die Zeit der Kirche. Die Welt
wird sagen: Jesus ist tot. Die Jünger werden es schwer haben in dieser „kurzen
Zeit“. Aber der Auferstandene ist bei ihnen, sie werden ihn „sehen“. Die Welt
wird sagen: Gott ist tot: die Jünger aber wissen, dass es der lebendige Gott
ist, der Jesus von den Toren auferweckt Dafür, dass Jesus lebt, gibt es keinen
besseren Beweis als die Freude seiner Jünger. - Joh 7,33; 13,1; 14,19; 16,7; Röm 12,12.
Evangelium |
Joh 16, 16-20 |
Ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude
verwandeln
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In
jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
16Noch kurze Zeit, dann seht
ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen.
17Da sagten einige von seinen
Jüngern zueinander: Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: Noch kurze Zeit,
dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich
sehen? Und was bedeutet: Ich gehe zum Vater?
18Sie sagten: Was heißt das:
eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, wovon er redet.
19Jesus erkannte, dass sie ihn
fragen wollten, und sagte zu ihnen: Ihr macht euch Gedanken darüber, dass ich
euch gesagt habe: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder
eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen.
20Amen, amen, ich sage euch:
Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet
bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln.
Fürbitten
Zu
Christus, der uns in sein Volk berief, wollen wir rufen:
Bewahre
die Boten des Glaubens vor Mutlosigkeit, wenn sie keinen Erfolg sehen.
A.: Erhöre uns, Christus.
Lass
die Regierenden auf das Wohl aller bedacht sein.
A.: Erhöre uns, Christus.
Wandle die Trauer der Leidenden in Hoffnung und Freude.
Schenke den Verstorbenen Anteil an deinem Ostersieg.
Herr, unser Gott, vor den Augen der Völker machst du dein Heil bekannt. Lass es uns zuteil werden durch Christus, unseren Herrn.
A.: Amen.
Gabengebet
Herr und Gott,
lass unser Gebet zu dir aufsteigen
und nimm unsere Gaben an.
Reinige uns durch deine Gnade,
damit wir fähig werden,
das Sakrament deiner großen Liebe zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Kommunionvers |
Mt 28, 20 |
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende
der Welt. Halleluja.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die Auferstehung Christi
neu geschaffen für das ewige Leben.
Erfülle uns
mit der Kraft dieser heilbringenden Speise,
damit das österliche Geheimnis
in uns reiche Frucht bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
„Dass du Gott brauchst mehr
als alles, weißt du allzeit in deinem Herzen; aber nicht auch, dass Gott dich
braucht, in der Fülle seiner Ewigkeit dich? Wie gäbe es den Menschen, wenn Gott
ihn nicht brauchte, und wie gäbe es dich? Du brauchst Gott, um zu sein, und
Gott braucht dich - zu eben dem, was der Sinn deines Lebens ist ... Die Welt
ist nicht göttliches Spiel, sie ist göttliches Schicksal. Dass es die Welt,
dass es den Menschen, dass es die menschliche Person, dich und mich gibt, hat
göttlichen Sinn“ (Martin Buber).
„Wohin ist Gott? Manchmal
wird die Versuchung groß, einfach negative Bilanz zu ziehen und zu glauben: es
gibt keinen Gott ... Wenn wir die Natur in ihrer unerbittlichen Grausamkeit
sehen, das Leben, das nach ewiger Dauer verlangt und doch zum Tode bestimmt
ist, die Welt, in der unser heißes Verlangen nach Glück sich so häufig als
ohnmächtiger und unerfüllbarer Wunsch erweist, dieses Meer von Leiden, Hunger
und Krankheit, Hass und Grausamkeit, Verbrechen und Not, die Sinnlosigkeit des
Übels, das uns niemand im Grunde erklären kann - wenn uns dies alles in die
Seele gefallen ist, wenn das Wort
Gottes selber - befragt nach dem Sinn dieser Leiden - keine Antwort gibt, dann
fragen wir Mal um Mal dringlicher: Wohin ist Gott?
Und doch brauchen wir über dem
Dunkel und der Verborgenheit Gottes nicht zu verzweifeln. Der Herr selber ist
Weggefährte unserer Einsamkeit, weil er für uns gelitten hat und wir in Jesus
Christus dieses äußerste Zeichen der Liebe Gottes erkannt haben. Ob wir nicht
mehr darum beten müssten, damit Gott uns helfe, die Zeichen der Zeit besser zu
verstehen, seine dunklen Spuren in dieser Welt deutlicher zu erkennen?
Einzusehen, dass er in jedem von uns ankommen muss, wenn Friede werden soll auf
unserer Erde? Dann würde diese kleine Weile auch für uns zu Ende sein“ (Walter
Benzig).