FREITAG DER
26. WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Heiliger Gott,
in Christus hast du den Völkern
deine ewige Herrlichkeit geoffenbart.
Gib uns die Gnade,
das Geheimnis unseres Erlösers
immer tiefer zu erfassen,
damit wir durch ihn
zum unvergänglichen Leben gelangen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 59)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Baruch, der Sohn Nerijas,
der Begleiter und Sekretär des Propheten Jeremia, hat dem Buch Baruch den Namen
gegeben, ist aber mit Sicherheit nicht sein Verfasser. Das Buch wird etwa zwei
Jahrhunderte später entstanden sein. Das Bußgebet der Verbannten (1,15 bis 3,8) klingt an mehreren Stellen an das Bußgebet in Dan 9,4-19 an. Die heutige
Lesung enthält davon nur den ersten Teil. Am Anfang steht das Bekenntnis der
eigenen Schuld „von dem Tag an, als der Herr unsere Väter aus Ägypten
herausführte, bis auf den heutigen Tag“. Die Betenden wissen sich solidarisch
mit ihrem Volk und betrachten die gegenwärtige Not als gerechte Strafe auch für
die Schuld früherer Generationen. Lob Gottes in der Stunde des Gerichts: wir
können davor nur mit Ehrfurcht stehen, auch wenn wir durch Jesus wissen, dass
die Versöhnung nicht durch die Umkehr und Buße des Menschen zustande kommt; die
Umkehr ist bereits Gabe, Geschenk des Gottes, der die Menschen mit sich
versöhnen will. - Jer 32,12; 7,19; Dan 9,7-8; Tob 3,3-4; Dan 3,29; 9,5-6;
Jer 7,25-26; Lev 26,14-39; Dtn 28,15-68; Dan 9,11; Jer 7,24.
ERSTE Lesung |
Bar 1, 15-22 |
Wir haben gegen den Herrn gesündigt und ihm nicht gehorcht
Lesung
aus dem Buch Baruch
15Sprecht:
Der Herr, unser Gott, ist im Recht; uns aber treibt es bis heute die Schamröte
ins Gesicht, den Leuten von Juda und den Bewohnern Jerusalems,
16unseren
Königen und Beamten, unseren Priestern und Propheten und unseren Vätern;
17denn
wir haben gegen den Herrn gesündigt
18und
ihm nicht gehorcht. Wir haben auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, nicht
gehört und die Gebote nicht befolgt, die der Herr uns vorgelegt hat.
19Von
dem Tag an, als der Herr unsere Väter aus Ägypten herausführte, bis auf den
heutigen Tag waren wir ungehorsam gegen den Herrn, unseren Gott. Wir hörten
sehr bald nicht mehr auf seine Stimme.
20So
hefteten sich an uns das Unheil und der Fluch, den der Herr durch seinen Diener
Mose androhen ließ am Tag, als er unsere Väter aus Ägypten herausführte, um uns
ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, und so ist es noch heute.
21Wir
haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört und auf alle Reden
der Propheten, die er zu uns gesandt hat.
22Jeder
von uns folgte der Neigung seines bösen Herzens; wir dienten anderen Göttern
und taten, was dem Herrn, unserem Gott, missfällt.
Antwortpsalm |
Ps 79 (78), 1-2.3-4.5 u. 8.9 (R: vgl. 9b) |
R Um deines Namens willen, Herr, befreie uns! - R |
(GL neu 623, 2) |
1 Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, |
II. Ton |
sie haben deinen heiligen Tempel
entweiht
und Jerusalem in Trümmer gelegt.
2 Die Leichen deiner Knechte haben sie zum
Fraß gegeben den Vögeln des Himmels,
die Leiber deiner Frommen den Tieren
des Feldes. - (R)
3 Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen
rings um Jerusalem,
und keiner hat sie begraben.
4
Zum Schimpf sind wir geworden in den
Augen der Nachbarn,
zu Spott und Hohn bei allen, die rings
um uns wohnen. - (R)
5 Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig
zürnen?
Wie lange noch wird dein Eifer lodern
wie Feuer?
8
Rechne uns die Schuld der Vorfahren
nicht an!
Mit deinem Erbarmen komm uns eilends
entgegen!
Denn wir sind sehr erniedrigt. - (R)
9 Um der Ehre deines Namens willen
hilf uns, du Gott unsres Heils!
Um deines Namens willen reiß uns
heraus
und vergib uns die Sünden! - R
Jahr II
Zur Lesung Nach den Reden und Gegenreden
Ijobs und seiner Freunde erreicht in den Gottesreden der Kapitel 38-41 die
Auseinandersetzung ihren Höhepunkt. Gott schweigt nicht, er redet – falls ein
Mensch da ist, der hören kann. Aber er redet nicht so, wie die Menschen es ihm
vorschreiben möchten. Nicht hinter jedem Problem liegt eine göttliche Lösung
bereit. Der erste Teil der Gottesrede besteht fast nur aus Fragen; sie erinnern
Ijob an die Grenzen seines Wissens und Verstehens, machen aber auch Gottes
unermessliche Größe und seine liebende Zuwendung zu den Geschöpfen deutlich (1.
Rede: 38,1 - 39,30). Ijobs Antwort ist das Eingeständnis, dass er nicht
antworten kann und dass er auch nicht mehr fragen will. Er hat von der Größe
Gottes eine Ahnung bekommen. - Ps 57,9; Ijob 24,13-17.
ERSTE Lesung |
Ijob 38, 1.12-21; 40, 3-5 |
Hast du je in deinem Leben dem Morgen geboten? Hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert?
Lesung
aus dem Buch Ijob
1Der Herr
antwortete dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach:
12Hast
du je in deinem Leben dem Morgen geboten, dem Frührot seinen Ort bestimmt,
13dass
es der Erde Säume fasse und dass die Frevler von ihr abgeschüttelt werden?
14Sie
wandelt sich wie Siegelton, die Dinge stehen da wie ein Gewand.
15Den
Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm.
16Bist
du zu den Quellen des Meeres gekommen, hast du des Urgrunds Tiefe durchwandert?
17Haben
dir sich die Tore des Todes geöffnet, hast du der Finsternis Tore geschaut?
18Hast
du der Erde Breiten überblickt? Sag es, wenn du das alles weißt.
19Wo ist
der Weg zur Wohnstatt des Lichts? Die Finsternis, wo hat sie ihren Ort,
20dass
du sie einführst in ihren Bereich, die Pfade zu ihrem Haus sie führst?
21Du
weißt es ja; du wurdest damals ja geboren, und deiner Tage Zahl ist groß.
3Da
antwortete Ijob dem Herrn und sprach:
4Siehe,
ich bin zu gering. Was kann ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen
Mund.
5Einmal
habe ich geredet, ich tu es nicht wieder; ein zweites Mal, doch nun nicht mehr!
Antwortpsalm |
Ps 139 (138), 1-3.7-8.9-10.13-14 (R: vgl. 2ab) |
R Leite mich, o Herr, auf dem bewährten Weg! - R |
(GL neu 657, 1) |
1 Herr, du hast mich erforscht, und du kennst mich. |
IV. Ton |
2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt von
mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.
3 Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir
bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen.
- (R)
7
Wohin könnte ich fliehen vor deinem
Geist,
wohin mich vor deinem Angesicht
flüchten?
8
Steige ich hinauf in den Himmel, so bist
du dort;
bette ich mich in der Unterwelt, bist
du zugegen. - (R)
9
Nehme ich die Flügel des Morgenrots
und lasse mich nieder am äußersten
Meer,
10
auch dort wird deine Hand mich ergreifen
und deine Rechte mich fassen. - (R)
13
Denn du hast mein Inneres geschaffen,
mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
14
Ich danke dir, dass du mich so wunderbar
gestaltet hast.
Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Ps 95 (94),7d.8a |
Halleluja.
Halleluja.
Wenn
ihr heute seine Stimme hört,
verhärtet
nicht euer Herz!
Halleluja.
Zum Evangelium Nicht
nur in Wort und Wunder, auch im Misserfolg gleichen sich die Tätigkeit Jesu und
die seiner Boten. Das Drohwort am Ende des gestrigen Evangeliums (10,12) gilt
den Städten, in denen man die Boten des Evangeliums nicht aufnimmt. Im heutigen
Abschnitt werden drei Städte Galiläas namentlich genannt, die die Botschaft Jesu
gehört und seine Wunder gesehen, sich aber nicht bekehrt haben. Jesus sieht
seine eigene Tätigkeit in engstem Zusammenhang mit der seiner Jünger. Die
Verkündigung der Jünger hat dasselbe Gewicht wie die Verkündigung Jesu. Sie
bedeutet für die Hörenden Angebot des Heils aber auch „Krise“: Situation der
Entscheidung und des Gerichts (vgl. Joh 9,39). Jesus spricht gegen die
galiläischen Städte in der Sprache der alten Propheten. Diese haben den Städten
Tyrus und Sidon das Gericht angedroht, und zwar wegen ihres Hochmuts (Jes 23,9; Ez 28,1-23); die Städte, die Jesus abwiesen, haben größere Schuld. Und der
Stadt Kafarnaum wird dasselbe angedroht wie in Jes 14,13-15 dem König von
Babel, dem Feind schlechthin. Die Schwere des drohenden Gerichts entspricht der
Größe der abgewiesenen Gnade. - Mt 11,21-24. Zu 10,16: Lk 9,48; Ex 16,8;
Mt 10,40; Mk 9,37; Joh 13,20.
Evangelium |
Lk 10, 13-16 |
Wer mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit sprach Jesus:
13Weh
dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder
geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche
Buße getan.
14Tyrus
und Sidon wird es beim Gericht nicht so schlimm ergehen wie euch.
15Und
du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die
Unterwelt wirst du hinabgeworfen.
16Wer
euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber
mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, den uns der Vater gesandt hat, beten wir:
Leite
alle Christen an, sich in Wort und Tat zu dir zu bekennen.
A.: Herr, erhöre uns.
Hilf
allen, die über andere entscheiden, gerecht zu urteilen.
Schenke
allen unheilbar Kranken Tapferkeit, ihr Leid als dein Kreuz anzunehmen.
Führe
die Verstorbenen zur Herrlichkeit des neuen Lebens.
Herr, unser Gott, in der Botschaft deines Sohnes hast du uns das Heil
angeboten. Lass uns auf ihn hören, durch ihn, Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Geheimnisse kann man verehren und dann ertragen. Gegen Probleme kann man sich nur
wehren. indem man sie löst, und sei es auch nur eine Scheinlösung.
Vielleicht kann der
moderne Mensch das gar nicht mehr: ein Geheimnis der Schöpfung ruhig verehren.
Er möchte alles aufdecken in der Natur und in der Menschenseele. Aber unter
jedem ausgeleuchteten Abgrund tut sich ein neuer auf, und jedes aufgestörte
Geheimnis rächt sich. Es gibt ein gutes Forschen und Suchen. Es gibt aber auch
das ungute Wühlen und Grübeln, das nur umkehrt, durcheinander bringt. Nicht
alles soll ans Tageslicht. Vieles, vielleicht gar das Eigentliche, braucht das
hütende Dunkel und den bergenden Schoß" (Josef Eger).
„Wir dürfen dem Gedanken an den unerbittlichen Ernst der Entscheidung, vor den uns die Frohe Botschaft stellt, nicht ausweichen ... Die Finsternis, in die einer stürzt, wird umso tiefer sein, je größer das Angebot der Gnade war, je heller das Licht, das rettend in sein Leben hineinstrahlen wollte“ (Heinrich Spaemann).