Teil III Vortragsreihe von Prof. Werner Mezger - "Alles hat seine Zeit"

So selbstverständlich uns heute Uhr und Kalender erscheinen mögen – auch die Zeit hat ihre Kulturgeschichte. Alle Systeme der Zeiteinteilung, die über die natürlichen Rhythmen von Tag und Nacht hinausgehen, sind nämlich nicht einfach bloß geworden oder gewachsen, sondern kulturell geschaffen: die Feingliederung des Tages in Stunden, Minuten und Sekunden, die Strukturierung größerer Zeiträume in Wochen, Monate und Jahre, bis hin zu den historischen Orientierungspunkten, ab denen die verschiedenen Kulturen der Erde ihre jeweilige Zeitrechnung beginnen.
Einen besonderen Schwerpunkt der Betrachtung bildet dabei die Konstruktion des Kirchenjahres, dessen Hochfeste, liturgische Zyklen und Heiligengedenktage selbst noch in der säkularisierten Welt von heute mit ihren zunehmend sich auflösenden christlichen Bindungen unsere Lebensrhythmen bestimmen. Obwohl sie den meisten Menschen der Moderne kaum mehr bewusst sind, liefern die feinsinnigen Symmetrien, die das christliche Jahr formen, nach wie vor ein faszinierendes Erinnerungsmodell zur Vergegenwärtigung der Stationen der Heilsgeschichte.

Werner Mezger,
bekannt durch zahlreiche Bücher, Rundfunk- und Fernsehsendungen,
ist Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg und
Direktor des Freiburger Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE).

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