DIENSTAG DER 14.
WOCHE IM JAHRESKREIS
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
du sorgst für dein Volk
durch die Hirten, die du ihm gibst.
Erwecke in der Kirche
den Geist des Glaubens und der Bereitschaft
und berufe auch in unseren Tagen
Menschen, die dem Altar dienen
und die Frohe Botschaft
mit Festigkeit und Güte verkünden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 1035)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Bei seiner Rückkehr aus
Haran überquert Jakob einen östlichen Nebenfluss des Jordan, den Jabbok. Dort
hat er eine neue Gotteserfahrung, die schwer zu deuten ist. Zunächst handelt
es sich, wie in der gestrigen Lesung, um die Erklärung eines Ortsnamens:
Penu-El, „Gesicht Gottes“ (vgl. Bet-El, „Haus Gottes“). Außerdem wird der Name
Israel erklärt, der neue Name, den Jakob am Ende des geheimnisvollen Kampfes
erhält: „Gottesstreiter; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und
hast gewonnen“ (V. 29). Der Name Jakob hat durch Esau eine bittere Deutung
erhalten: der Betrüger (Gen 27,36). Auch „Israel“ ist nicht einfach ein
Ehrenname; es ist ein Name zum Nachdenken: Nicht nur Menschen hat Jakob sich
zu Gegnern gemacht; er hat auch mit Gott selbst gerungen; er hat den Tod
verdient. Er hat gewonnen, er ist mit dem Leben davongekommen (V. 29 und 31),
aber nur weil Gott ihn schließlich gesegnet hat, anstatt ihn zu vernichten.
Warum hat er ihn gesegnet? Nicht weil Jakob es verdiente, sondern weil er es
nötig hatte und weil Gott den Plan seiner Gnade zu Ende führen will. - Ex 4,24-26; Weish 10,12; Hos 12,4-6: Gen 35,10; 1 Kön 18,31; Ri 13,17-18; Ex
33,20.
ERSTE Lesung |
Gen 32, 23-33 |
Man wird dich Israel - Gottesstreiter - nennen; denn mit Gott und
Menschen hast du gestritten und hast gewonnen
Lesung aus dem Buch Genesis
In
jener Zeit
23stand Jakob in
der Nacht auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde sowie seine
elf Söhne und durchschritt die Furt des Jabbok.
24Er nahm sie und
ließ sie den Fluss überqueren. Dann schaffte er alles hinüber, was ihm sonst
noch gehörte.
25Als nur noch er
allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg.
26Als der Mann
sah, dass er ihm nicht beikommen konnte, schlug er ihn aufs Hüftgelenk. Jakobs
Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang.
27Der Mann sagte:
Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Jakob aber entgegnete: Ich
lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.
28Jener fragte:
Wie heißt du? Jakob, antwortete er.
29Da sprach der
Mann: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel - Gottesstreiter;
denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen.
30Nun fragte
Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Jener entgegnete: Was fragst du mich nach
meinem Namen? Dann segnete er ihn dort.
31Jakob gab dem
Ort den Namen Penuël - Gottesgesicht - und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu
Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen.
32Die Sonne schien
bereits auf ihn, als er durch Penuël zog; er hinkte an seiner Hüfte.
33Darum essen die
Israeliten den Muskelstrang über dem Hüftgelenk nicht bis auf den heutigen Tag;
denn er hat Jakob aufs Hüftgelenk, auf den Hüftmuskel geschlagen.
Antwortpsalm |
Ps 17 (16), 1-2.3ab u. 5.6-7.8b-9a u. 15 (R: vgl. 15a) |
R In Gerechtigkeit lass mich dein Angesicht schauen! - R |
(GL neu 46, 1) |
1 Höre, Herr, die gerechte Sache, |
II. Ton |
achte auf mein Flehen,
vernimm mein Gebet von Lippen ohne
Falsch!
2 Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil;
denn deine Augen sehen, was recht ist.
- (R)
3ab Prüfst du mein Herz,
suchst du mich heim in der Nacht und
erprobst mich,
dann findest du an mir kein Unrecht.
5
Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine
Schritte,
meine Füße wanken nicht auf deinen
Pfaden. - (R)
6
Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst
mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine
Rede!
7 Wunderbar erweise deine Huld!
Du rettest alle, die sich an deiner
Rechten vor den Feinden bergen. - ( R)
8b
Birg mich im Schatten deiner Flügel,
9a vor den Frevlern, die mich hart bedrängen.
15
Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht
schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt,
wenn ich erwache. - R
Jahr II
Zur Lesung In den aufeinanderfolgenden Prophetenlesungen darf man nicht die
logische Weiterentwicklung eines Gedankens erwarten. Die Worte sind bei
verschiedenen Gelegenheiten gesprochen und später von den Sammlern mit mehr
oder weniger Geschick zusammengestellt worden. - Die heutige Lesung ist eine Schelt-
und Drohrede; Israel muss zurück nach Ägypten (8,13). Nach Ägypten
zurückkehren bedeutet, dass Gott die Heilsgeschichte rückgängig macht, nachdem
Israel selbst sich von seinem Bundesgott abgewandt hat. Dreimal wird in dieser
Lesung das „Kalb“ genannt; Jerobeam I. hatte zwei vergoldete Statuen (oder
Standarten) von Jungstieren aufstellen lassen, die er wohl als Jahwebilder oder
auch als Thron Jahwes verstanden wissen wollte. Die landläufige Frömmigkeit hat
bald das Stierbild selbst als Gott verehrt. „Es ist kein Gott“, sagt der
Prophet
(V. 6), und das Volk, das diese
Kälber oder Stiere als Götter verehrt, ist nicht mehr Volk Gottes. Jahwe muss
mit ihnen ganz von vorn anfangen, wie damals, als er sie aus Ägypten herausführte.
- 1 Sam 8,1-9; Hos 10,5; 1 Kön 12,28-32; Ex 32,8; 20,4; 34,17; Am 5,22; Jer
14,10; Hos 9,9; 9,3; 11,5; Dtn 28,68.
ERSTE Lesung |
Hos 8, 4-7.11-13 |
Sie säen Wind, und sie
ernten Sturm
Lesung aus dem Buch Hosea
So
spricht der Herr:
4Sie setzen in Israel Könige ein, aber
gegen meinen Willen; sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an. Sie
machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold - wohl damit es vernichtet wird.
5Samaria, dein Kalb ist
verworfen. Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; wie lange noch sind sie unfähig,
sich zu läutern?
6Denn wer sind Israel und das
Kalb? Ein Handwerker hat das Kalb gemacht, und es ist kein Gott. Ja,
zersplittert soll es am Boden liegen, das Kalb von Samaria.
7Denn sie säen Wind, und sie
ernten Sturm. Halme ohne Ähren bringen kein Mehl. Und wenn sie es bringen,
verschlingen es Fremde.
11Efraim hat viele Altäre
gebaut, um sich zu entsündigen, doch die Altäre sind ihm zur Sünde geworden.
12Ich kann ihnen noch so viele
Gesetze aufschreiben, sie gelten ihnen so wenig wie die eines Fremden.
13Schlachtopfer lieben sie,
sie opfern Fleisch und essen davon; der Herr aber hat kein Gefallen an ihnen.
Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft sie für ihre Sünden: Sie müssen zurück
nach Ägypten.
Antwortpsalm |
Ps 115 (113B), 3-4.5-6.7ab u. 8.9-10 (R: 9a) |
R Israel, vertraue auf den Herrn! - R |
(GL neu 64, 1) |
|
3 Unser Gott ist im Himmel; |
II. Ton |
alles, was ihm gefällt, das vollbringt
er.
4
Die Götzen der Völker sind nur Silber
und Gold,
ein Machwerk von Menschenhand. - (R)
5
Sie haben einen Mund und reden nicht,
Augen und sehen nicht;
6
sie haben Ohren und hören nicht,
eine Nase und riechen nicht. - (R)
7ab Mit ihren Händen können sie nicht greifen,
mit den Füßen nicht gehen.
8
Die sie gemacht haben, sollen ihrem
Machwerk gleichen,
alle, die den Götzen vertrauen - (R)
9
Israel, vertrau auf den Herrn!
Er ist für euch Helfer und Schild.
10
Haus Aaron, vertrau auf den Herrn!
Er ist für euch Helfer und Schild. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 10, 14 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich
bin der gute Hirt.
Ich
kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.
Halleluja.
Zum Evangelium Die
Wunderberichte des Matthäusevangeliums schließen mit der Heilung eines Stummen,
der auch besessen war. Das Wunder wird nur kurz berichtet, das Hauptgewicht
liegt auf der doppelten Reaktion der Volksmenge und der Pharisäer. Die Menge
äußert sich anerkennend: So etwas hat es in Israel noch nie gegeben. Das ist
noch kein Glaube, denn beim Glauben geht es um die Person Jesu, nicht nur um Dinge, die geschehen sind. Aber es ist
auch keine Ablehnung, und das Staunen kann zum Glauben führen. Ganz anders die
Pharisäer: ihre böswillige Missdeutung beweist, dass es nicht genügt, Wunder
zu sehen, um zu glauben. So endet der Abschnitt über die Wunder Jesu (Kap. 8-9)
mit einem schrillen Missklang; das Schicksal Jesu zeichnet sich schon hier ab.
- Mit 9,35 wird auf 4,23 zurückverwiesen: zwischen diesen Versen, die
einander entsprechen, steht die Offenbarung Jesu durch Wort und Tat: die
Bergpredigt (Kap. 5-7) und die Wunder (Kap. 8-9). Für beides, für die
Botschaft von der Gottesherrschaft und die Tätigkeit des Heilens, braucht Jesus
Mitarbeiter; die Verse 36-38 leiten zur Aussendungsrede (Kap. 10) über. - Mt
12,22-24; Lk 11,14-15; 10,25. - Zu 9,36-38: Mk 6,34; Lk 10,2; Joh 4,35-38.
Evangelium |
Mt 9, 32-38 |
Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit
32brachte man zu Jesus einen Stummen, der von einem Dämon besessen war.
33Er trieb den Dämon aus, und
der Stumme konnte reden. Alle Leute staunten und sagten: So etwas ist in Israel
noch nie geschehen.
34Die Pharisäer aber sagten:
Mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
35Jesus zog durch alle Städte
und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und
heilte alle Krankheiten und Leiden.
36Als er die vielen Menschen
sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe,
die keinen Hirten haben.
37Da sagte er zu seinen
Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.
38Bittet also den Herrn der
Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.
FÜRBITTEN
Jesus
Christus fordert uns auf, um Arbeiter für die Ernte zu beten. Darum bitten wir:
Wecke
in den Herzen der Menschen das Verlangen, dir zu dienen.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Schenke
allen, die das Evangelium verkünden sollen, Großmut, deinem Ruf zu folgen.
Steh
deinen Boten bei, dass ihr Wort Glauben findet.
Vergilt
deinen Dienern alle Mühen, die sie um deinetwillen auf sich nehmen.
Denn du bist der gute Hirte, der sich um alle sorgt. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.
A.:
Amen.
„Auch Gottes Angriff ist Gnade. 1. Gott greift
wirklich an: oft ebenso unerkannt und auf den ersten Blick unbegreiflich und
manchmal ebenso überraschend und furchtbar wie bei Jakob: er rückt uns
persönlich
auf den Leib. 2. Sein Angriff ist Gericht: er zerbricht alle Ansprüche und
falschen Stützen. Sind wir nicht alle Jakob = Betrüger, erlistete Schätze allzu
rasch als Gabe Gottes rechtfertigend, gerade als Fromme Anspruch auf Hilfe
erhebend? 3. Gerade sein richtender Angriff ist Heil: Gerechtsprechung des
Sünders, Tilgung der Vergangenheit. Segen für die Zukunft. 4. Was haben wir zu
tun? Die unerkannte Herausforderung des Lebens nach Kräften annehmen, das
werden wir als natürliche Menschen ganz von selbst tun; den Angreifer zu erkennen
- er gibt sich dem Aufmerksamen schon zu erkennen - und ihm zu danken, das ist
unsere Aufgabe“ (Karl Elliger).