MITTWOCH DER 31.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Barmherziger Gott,
deine Kirche kann nicht bestehen ohne dich,
sie lebt allein von deiner Gnade.
Reinige und festige sie
und führe sie mit starker Hand.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 108)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Der Ordnung der gegenwärtigen Welt gegenüber kann der Christ nicht gleichgültig sein. Staat und Gesellschaft verlangen seine Mitarbeit (13,1-7). Jedem das Seine, keinem etwas schuldig bleiben: damit ist die Forderung menschlicher Gerechtigkeit erfüllt, eine klare Ordnung ist geschaffen, aber auch eine saubere Trennung. - Mit „Gesetz“ meint Paulus in Vers 8 nichts anderes als das mosaische Gesetz, genauer: die Zehn Gebote. Das alte Gesetz konnte dem Menschen nur zum Bewusstsein bringen, dass er das Böse tat; es gab ihm nicht die Kraft, das Gute zu tun (Röm 7,7-25). Auch wir können die Forderungen des Gesetzes nicht erfüllen, wir sind nicht besser als das Israel des Alten Bundes. Aber was das Gesetz nicht vermochte, „das tat Gott“ durch Jesus Christus (Röm 8,4). Christus hat das Gesetz erfüllt und uns von der Knechtschaft des Gesetzes freigemacht. Jetzt erst ist sichtbar geworden, dass die Nächstenliebe, die ja auch im Alten Testament gefordert wird, nicht eines der Gebote ist, auch nicht die Summe aller anderen Gebote, sondern ihre Seele, ihr ganzer Sinn. Die Liebe ist nicht das vollkommene Gesetzeswerk, sie ist die Frucht des Geistes, der uns geschenkt wurde (Röm 5,5). Von der Liebe zu Gott spricht Paulus hier nicht. Diese heißt bei ihm „Glaube“ und „Treue“. Der Glaube aber verwirklicht sich in der Liebe zum Nächsten. - Ex 20,13-17; Lev 19,18; Gal 5,6.14; 1 Kor 13,4-7.
ERSTE Lesung |
Röm 13, 8-10 |
Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
8Bleibt
niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den
andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.
9Denn
die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst
nicht stehlen, du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote sind in dem
einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
10Die
Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des
Gesetzes.
Antwortpsalm |
Ps 112 (111), 1-2.4-5.8-9 (R: vgl. 5a) |
R Wohl dem, der gütig ist |
(GL neu 61, 1) |
und zum Helfen bereit. - R |
(Oder: Halleluja.) |
1 Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt |
VI. Ton |
und
sich herzlich freut an seinen Geboten.
2 Seine Nachkommen werden mächtig im Land,
das Geschlecht der Redlichen wird
gesegnet. - (R)
4 Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein
Licht:
der Gnädige, Barmherzige und Gerechte.
5 Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen
bereit ist,
der das Seine ordnet, wie es recht
ist. - (R)
8 Sein Herz ist getrost, er fürchtet sich
nie;
denn bald wird er herabschauen auf
seine Bedränger.
9 Reichlich gibt er den Armen,
sein Heil hat Bestand für immer;
er ist mächtig und hoch geehrt. - R
Jahr II
Zur Lesung Der Aufforderung: „Müht euch mit Furcht und Zittern
um euer Heil“ (V. 12) folgt die Begründung: „denn Gott ist es, der in euch das
Wollen und das Vollbringen bewirkt“ (V. 13). Wie soll man dieses „denn“
verstehen? Ist es logisch zu sagen: Weil Gott alles tut, darum habt ihr alles
zu tun? Logisch ist das nur auf der Ebene religiöser Erfahrung: wenn der Mensch
in die Nähe Gottes geraten ist und begreift, dass Gott in ihm sein Werk
begonnen hat, so kann er darauf nur mit Furcht und Zittern die Antwort des
Glaubens geben und versuchen, dem göttlichen Tun irgendwie zu entsprechen. Wie
weit es ihm gelingen wird, darüber macht er sich keine Illusionen. Aber am „Tag
Christi“ wird Gott selbst diesen „Gottesdienst des Glaubens“ (V. 17) anerkennen
und vollenden; so wie er die Gehorsamstat Jesu vollendet hat. Dann wird dem
Apostel und seiner Gemeinde aus „Furcht und Zittern“ die Freude geboren, die
schon jetzt, in der Zeit der Hoffnung und im Dunkel dieser Welt (V. 15), die
heimliche Quelle ihrer Kraft ist. - Zu 2,12-13: Phil 1,26-27; Ps 2,11; Röm
10,16; 2 Thess 1,8; Joh 15,5. - Zu 2,14-16: 1 Petr 4,9; Mt 12,39; Dtn 32,5; 1 Petr 2,9. - Zu 2,17-18: 2 Kor 12,15; 2 Tim 4,6; Röm 15,16.
ERSTE Lesung |
Phil 2, 12-18 |
Müht euch um euer Heil! Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
12Liebe Brüder - ihr wart ja immer gehorsam, nicht nur in meiner Gegenwart,
sondern noch viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit -: müht euch mit Furcht und
Zittern um euer Heil!
13Denn
Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über
euren guten Willen hinaus.
14Tut
alles ohne Murren und Bedenken,
15damit
ihr rein und ohne Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer
verdorbenen und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter in der Welt
leuchtet.
16Haltet
fest am Wort des Lebens, mir zum Ruhm für den Tag Christi, damit ich nicht
vergeblich gelaufen bin oder mich umsonst abgemüht habe.
17Wenn
auch mein Leben dargebracht wird zusammen mit dem Opfer und Gottesdienst eures
Glaubens, freue ich mich dennoch, und ich freue mich mit euch allen.
18Ebenso
sollt auch ihr euch freuen; freut euch mit mir!
Antwortpsalm |
Ps 27 (26), 1.4.13-14 (R: 1a) |
R Der Herr ist mein Licht und mein Heil. - R |
(GL neu 38, 1) |
1 Der Herr ist mein Licht und mein Heil: |
IV. Ton |
Vor
wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens:
Vor wem sollte mir bangen? - (R)
4
Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach
verlangt mich:
Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage
meines Lebens,
die Freundlichkeit des Herrn zu
schauen
und nachzusinnen in seinem Tempel. - (R)
13
Ich bin gewiss, zu schauen
die Güte des Herrn im Land der
Lebenden.
14 Hoffe auf den Herrn, und sei stark!
Hab festen Mut, und hoffe auf den
Herrn! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. 1 Petr 4, 14 |
Halleluja.
Halleluja.
Wenn
man euch um des Namens Christi willen beschimpft,
seid
ihr selig zu preisen;
denn
der Geist Gottes ruht auf euch.
Halleluja.
Zum Evangelium Jesus geht voraus, viele Menschen folgen ihm auf dem Weg nach Jerusalem;
werden sie auch bis nach Golgota mitgehen? Jesus nennt ihnen die scharfen
Bedingungen der Nachfolge: Bereitschaft zum Verzicht auf Familie, Freunde, auf
Ehre und Leben, auf allen Besitz (V. 26-27.33). Wer sich zur Nachfolge entschließt,
muss wissen, was er wagt; er muss seine Kräfte und Möglichkeiten prüfen wie
jemand, der einen Bau ausführen oder einen Krieg unternehmen will (V. 28-32).
Besagen die beiden Gleichnisse auch, dass die Nachfolge jedem freigestellt ist?
Das Gleichnis vom Gastmahl (gestriges Evangelium) empfiehlt eine solche
Deutung nicht. Aber Jesus verlangt nicht von allen das Gleiche, von keinem das
Unmögliche. Er ruft jeden auf seinen ihm eigenen Weg. Die Forderung zu größerem
Verzicht hat als Voraussetzung und als Ziel die größere Liebe. - Wer aber Jesu
Jünger geworden ist, der ist „Salz der Erde“ in der Hand Gottes; er kann nicht
mehr zurück, oder er wird „weggeworfen“ (V. 35). - Zu 14,25-27: Mt 10,37-38;
Lk 22,26-28; Dtn 33,9-10; Lk 18,24-30; Mk 8,34; Joh 12,26. - Zu 14,28-31:
Spr 24,6; Lk 9,61-62.
Evangelium |
Lk 14, 25-33 |
Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
25als viele
Menschen Jesus begleiteten; wandte er sich an sie und sagte:
26Wenn
jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und
Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger
sein.
27Wer
nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
28Wenn
einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und
rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
29Sonst
könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht
fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten
30und
sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
31Oder
wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht
zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem
entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32Kann
er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit
weg ist, und bittet um Frieden.
33Darum
kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz
verzichtet.
FÜRBITTEN
Jesus
Christus wurde unser Bruder, damit wir Kinder werden. Zu ihm wollen wir beten:
Für unseren Papst und alle Bischöfe: behüte und bestärke sie in ihrem
Dienst. (Stille) Herr, erbarme dich.
A.: Christus, erbarme dich.
Für
alle, die ein öffentliches Amt haben: lass sie zum Wohl aller beitragen. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für
alle Notleidenden: nimm dich ihrer an, und mach ihnen Hoffnung. (Stille) Herr, erbarme dich.
Für unsere Gemeinde: gib, dass wir unser Kreuz annehmen und dir
nachfolgen. (Stille) Herr, erbarme dich.
Herr, unser Gott, du hast deinen Sohn uns Menschen gleichgemacht. Erhöre
unser Gebet durch ihn, Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„DIE MENSCHEN, die
Jesus
folgten, mussten vom ersten Schritt an ihre Auffassung über Gott völlig
ändern. Und da sie ihre alte Denkart opferten, hatten sie zugleich alles
aufzugeben, was diese genährt hatte: Verwandte, Freunde, Gesellschaftskreise;
den Gesamtbestand herkömmlicher Vorstellungen und Gewohnheiten, den Jesus von
Grund auf umkrempelte. Das ganze wurmstichige System, das der Herr in die Luft
sprengte: auf all dies verzichte man mit einem Schlag, wenn man Jesus folgt,
wenn man sich anschickt, an Gott, den wahren Gott, den lebendigen Gott zu
glauben“
(Louis Evely).