Montag der 16. Woche im Jahreskreis
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
dein einziger Sohn,
vor aller Zeit aus dir geboren,
ist in unserem Fleisch sichtbar erschienen.
Wie er uns gleichgeworden ist
in der menschlichen Gestalt,
so werde unser Inneres neu geschaffen
nach seinem Bild.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 72)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Über den Auszug Israels aus Ägypten haben wir nicht den sachlich-nüchternen
Bericht eines Zuschauers; was wir haben, sind verschiedene Überlieferungen, die
ihre schriftliche Endgestalt erst erhielten, als Israel schon geraume Zeit in
Kanaan wohnte, und teilweise noch später: als es in der babylonischen
Gefangenschaft lebte. Dennoch weiß sich der biblische Verfasser ebenso wie
seine Leser direkt an jenen Ereignissen beteiligt, ja geradezu gleichzeitig
mit ihnen. In jedem Augenblick seiner Geschichte ist sich Israel bewusst, dass
es seine Existenz der großen Rettungstat Gottes am Anfang verdankt. - Die
Schlachtung des Paschalammes, der Durchzug durch das Schilfmeer und der
Bundesschluss am Sinai sind die drei Höhepunkte des Ereignisses, das wir kurz
als „Auszug aus Ägypten“ bezeichnen. Erst mit dem Durchzug durch das Schilfmeer
kann der Auszug als gesichert gelten: es ist auch das Ereignis, in dem Gott dem
Pharao, gleichsam zum Abschied, am deutlichsten seine Macht offenbart hat,
„die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin“ (V. 18). Den Israeliten
wird gesagt: Fürchtet euch nicht! Mit dieser Aufforderung wird später noch
öfters das machtvolle Eingreifen Gottes angekündigt. - Weish 19; Jes 51,10;
63,10; Ex 16,2-3; 17,3; Num 14,2; 20,2-5; 21,4-5; Ps 78,40; Ex 5,21; 6,9.
ERSTE Lesung |
Ex 14, 5-18 |
Die Ägypter sollen erkennen,
dass ich der Herr bin, wenn ich am Pharao meine Herrlichkeit erweise
Lesung aus dem Buch Exodus
In
jenen Tagen,
5als man dem König von
Ägypten meldete, das Volk sei geflohen, änderten der Pharao und seine Diener
ihre Meinung über das Volk und sagten: Wie konnten wir nur Israel aus unserem
Dienst entlassen!
6Er ließ seinen Streitwagen
anspannen und nahm seine Leute mit.
7Sechshundert auserlesene
Streitwagen nahm er mit und alle anderen Streitwagen der Ägypter und drei Mann
auf jedem Wagen.
8Der Herr verhärtete das Herz
des Pharao, des Königs von Ägypten, so dass er den Israeliten nachjagte,
während sie voll Zuversicht weiterzogen.
9Die Ägypter jagten mit allen
Pferden und Streitwagen des Pharao, mit seiner Reiterei und seiner Streitmacht
hinter ihnen her und holten sie ein, als sie gerade am Meer lagerten. Es war
bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.
10Als der Pharao sich näherte,
blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten
anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum Herrn.
11Zu Mose sagten sie: Gab es
denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was
hast du uns da angetan? Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt?
12Haben wir dir in Ägypten
nicht gleich gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben;
denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der
Wüste zu sterben.
13Mose aber sagte zum Volk:
Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen, und schaut zu, wie der Herr euch heute
rettet. Wie ihr die Ägypter heute seht, so seht ihr sie niemals wieder.
14Der Herr kämpft für euch,
ihr aber könnt ruhig abwarten.
15Der Herr sprach zu Mose: Was
schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen.
16Und du heb deinen Stab hoch,
streck deine Hand über das Meer, und spalte es, damit die Israeliten auf
trockenem Boden in das Meer hineinziehen können.
17Ich aber will das Herz der
Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao
und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine
Herrlichkeit erweisen.
18Die Ägypter sollen erkennen,
dass ich der Herr bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern
meine Herrlichkeit erweise.
Antwortpsalm |
Ex 15, 1b-2b.2c-3.4-5.6 u. 13 (R: vgl. 1bc) |
R Dem Herrn will ich singen, |
(GL neu 624, 2) |
machtvoll hat er sich kundgetan. - R |
1b Ich singe dem Herrn ein Lied, |
VIII. Ton |
denn er ist hoch und erhaben.
Rosse und Wagen warf er ins Meer.
2ab Meine Stärke und mein Lied ist der Herr;
er ist für mich zum Retter geworden. - (R)
2cd Er ist mein Gott, ihn will ich preisen;
den Gott meines Vaters will ich
rühmen.
3 Der Herr ist ein Krieger,
Jahwe ist sein Name. - (R)
4 Pharaos Wagen und seine Streitmacht warf
er ins Meer.
Seine besten Kämpfer versanken im
Schilfmeer.
5 Fluten deckten sie zu,
sie sanken in die Tiefe wie Steine. - (R)
6
Deine Rechte, Herr, ist herrlich an
Stärke;
deine Rechte, Herr, zerschmettert den
Feind.
13
Du lenktest in deiner Güte das Volk, das
du erlöst hast,
du führtest sie machtvoll zu deiner
heiligen Wohnung. - R
Jahr II
Zur Lesung Der mittlere Teil der heutigen Lesung ist uns aus der Liturgie des
Karfreitags bekannt: Mein Volk, was habe ich dir getan ...? Die Verse 6,1-5
sind nach Art einer Gerichtsverhandlung aufgebaut: Es gibt einen Kläger und Angeklagte;
die Berge werden als Zeugen angerufen. Jahwe redet zu seinem Volk, als müsste
er sich verteidigen; vielleicht ging die Rede, dass er zu viel verlange und zu
wenig gebe. In Wirklichkeit ist es Jahwe, der anzuklagen hat: er kann an all
das erinnern, was er beim Auszug aus Ägypten und während der Wüstenwanderung
für Israel getan hat. Die Gottesrede bricht bei Vers 5 ab (in unserer Lesung
schon bei V. 4). - Der zweite Teil der Lesung enthält eine Frage des Volkes und
die Antwort des Propheten. Das Volk ist zu großen Sühneaktionen bereit; aber
alles bleibt im Bereich des Kultes, von Sinnesänderung ist keine Rede. Die
Antwort des Propheten (V. 8) fasst in vier Worten die ganze prophetische
Predigt zusammen: Recht, Güte, Treue, Ehrfurcht vor Gott. Vorausgestellt ist
die Grundforderung Gottes an den Menschen: Mensch zu sein. Gott ist unterwegs
zum Menschen, Gott wird sichtbar im Menschen; im Menschen müssen wir ihm
begegnen, oder wir verfehlen ihn. - Zu Vers 3: Jes 43,23; Jer 2,31. - Zu Vers
4: Dtn 5,6; 7,8. - Zu Vers 8: Am 5,21-24; Hos 2,21-22; Jes 7,9; 30,15.
ERSTE Lesung |
Mi 6, 1-4.6-8 |
Es ist dir gesagt worden,
was gut ist und was der Herr von dir erwartet
Lesung aus dem Buch Micha
1Hört, was der Herr
sagt: Auf, tritt an zum Rechtsstreit! Die Berge sollen Zeugen sein, die Hügel
sollen deine Worte hören.
2Hört zu, ihr Berge, beim
Rechtsstreit des Herrn, gebt acht, ihr Fundamente der Erde! Denn der Herr hat
einen Rechtsstreit mit seinem Volk, er geht mit Israel ins Gericht:
3Mein Volk, was habe ich dir
getan, oder womit bin ich dir zur Last gefallen? Antworte mir!
4Ich habe dich doch aus
Ägypten heraufgeführt und dich freigekauft aus dem Sklavenhaus. Ich habe Mose
vor dir hergesandt und Aaron und Mirjam.
6Womit soll ich vor den Herrn
treten, wie mich beugen vor dem Gott in der Höhe? Soll ich mit Brandopfern vor
ihn treten, mit einjährigen Kälbern?
7Hat der Herr Gefallen an
Tausenden von Widdern, an zehntausend Bächen von Öl? Soll ich meinen
Erstgeborenen hingeben für meine Vergehen, die Frucht meines Leibes für meine
Sünde?
8Es ist dir gesagt worden,
Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies:
Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.
Antwortpsalm |
Ps 50 (49), 5-6.8-9.16b-17.21 u. 23 (R: 23b) |
R Wer rechtschaffen lebt, dem zeig‘ ich mein Heil. - R |
(GL neu 31, 1) |
5 „Versammelt mir all meine Frommen, |
IV. Ton |
die den Bund mit mir schlossen beim
Opfer.“
6 Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit
künden;
Gott selbst wird Richter sein. - (R)
8
„Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich,
deine Brandopfer sind mir immer vor
Augen.
9
Doch nehme ich von dir Stiere nicht an
noch Böcke aus deinen Hürden.“ - (R)
16bc „Was zählst du meine Gebote auf
und nimmst meinen Bund in den Mund?
17 Dabei ist Zucht dir verhasst,
meine Worte wirfst du hinter dich. - (R)
21 Das hast du getan, und ich soll schweigen?
Meinst du, ich bin wie du?
Ich halte es dir vor Augen und rüge
dich.
23 Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich;
wer rechtschaffen lebt, dem zeig‘ ich
mein Heil.“ - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Ps 95 (94), 7d.8a |
Halleluja.
Halleluja.
Wenn
ihr heute seine Stimme hört,
verhärtet
nicht euer Herz!
Halleluja.
Zum Evangelium Die Schriftgelehrten und Pharisäer verlangen von Jesus ein
Beglaubigungswunder; nicht weniger als sechsmal wird in den Evangelien diese
Forderung erhoben, und jedes Mal weigert sich Jesus. Er verweist an anderen
Stellen auf seine Verkündigung und seine Taten, in Mt 12,39-40 auf das Zeichen
des Jona. Auch das ist praktisch die Verweigerung eines Zeichens; denn der Tod
Jesu ist für die Juden kein Zeichen im Sinn einer Bestätigung, sondern ein
Ärgernis, und seine Auferstehung nach drei Tagen bleibt ihnen unsichtbar. - An
das Wort vom Zeichen des Jona schließt sich ein Gerichtswort gegen „diese
Generation“, „diese böse und treulose Generation“ (V. 41-42): die heidnischen
Einwohner Ninives und die heidnische Königin von Saba sind besser als Israel;
in Ninive hat man die Bußpredigt des Jona ernst genommen, die Königin von Saba
hat die Weisheit Salomos gesucht. Jesus ist Prophet und Weisheitslehrer, und er
ist mehr. Er ist mehr als ein „Zeichen“: er ist die sichtbar anwesende
Gotteswirklichkeit, die jeden Menschen vor die Entscheidung stellt. - Mk 8,11-13; Lk 11,29-32; Mt 16,1-4; Joh 2,18; 6,30; 4,48; 1 Kor 1,22; Jona 2,1; 3,1-10; 1 Kön 10,1-13.
Evangelium |
Mt 12, 38-42 |
Die Königin des Südens wird
beim Gericht gegen diese Generation auftreten
+ Aus dem heiligen Evangelium
nach Matthäus
38In jener Zeit sagten einige
Schriftgelehrte und Pharisäer zu Jesus: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen
sehen.
39Er antwortete ihnen: Diese
böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes
gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona.
40Denn wie Jona drei Tage und
drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage
und drei Nächte im Innern der Erde sein.
41Die Männer von Ninive werden
beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie
haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist
als Jona.
42Die Königin des Südens wird
beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam
vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der
mehr ist als Salomo.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist, wollen wir beten:
Für
die Kirche: dass sie wirksamer dem Heil der Menschen dienen kann. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Für
alle, die nicht glauben: dass sie zum Licht der Wahrheit gelangen. (Stille) Christus, höre uns.
Für
die alten Menschen: dass du ihnen Geborgenheit gibst. (Stille)
Christus, höre uns.
Für
unsere Gemeinde: dass wir erlangen, was du verheißen hast. (Stille) Christus, höre uns.
Gott, unser Vater, unser Leben ruht in deiner Hand. Erhöre unsere Bitten durch Christus, unseren Herrn.
A.: Amen.
„Das Auseinanderrücken von Kult und Sittlichkeit, mehr noch, die
Ablösung der Sittlichkeit durch den Kult machen aus dem ganzen Aufwand an
Zeremonien eine einzige Farce. Die Propheten haben dies immer wieder betont,
und Christus selbst lässt an dem absoluten Vorrang der Sittlichkeit keinen
Zweifel, allerdings muss betont werden, dass die Propheten keineswegs Erfinder
einer neuen Religionsform gewesen sind. Sie begnügen sich, die Folgerungen aus
dem Wesen des Bundes zu ziehen, dies allerdings mit einem außergewöhnlich
großen Scharfblick: der Kult steht im Dienst der Sittlichkeit, nicht umgekehrt.
Wenn Gott mit Israel einen Bund geschlossen hat, so wollte er damit keinen
,Klub‘ schaffen, dem jeder beitreten kann, der einige Vorschriften erfüllt und
den Beitrag zahlt. Der Primat der Sittlichkeit vor dem Kult ist absolut und
besteht nicht nur in einem graduellen Unterschied. Der Inhalt der Sittlichkeit
wird in Micha 6, 8 mit einer Prägnanz umrissen, wie sie sonst selten
anzutreffen ist. Die Forderungen des Bundesgottes sind sittliche Forderungen.
Auch der großartigste Kult kann von der Verpflichtung zu Liebe und Gottesfurcht
nicht befreien“ (Jean L’Hour).