15.
Sonntag im Jahreskreis
A
Bei
allen
Worten, die wir hören, müssen wir fragen, was sie eigentlich meinen; die Worte
sind ja nicht die Dinge, sie sind Zeichen und Gleichnisse. Wenn das schon auf
der Ebene menschlicher Verständigung so ist, kann es nicht überraschen, dass
die Wahrheit Gottes uns in Gleichnissen gesagt wird. Was Jesus mit seinen
Gleichnissen meint, begreifen wir ahnend in dem Maß, als wir damit
einverstanden sind.
Eröffnungsvers |
Ps 17 (16), 15 |
Ich
will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich
satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.
Tagesgebet
Gott,
du bist unser Ziel,
du
zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und
führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib
allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu
meiden, was diesem Namen widerspricht,
und
zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum
bitten wir durch Jesus Christus.
Zur
1. Lesung Das Wort
Gottes, das Neues schafft und Bestehendes segnet, ist gültig; denn Gott hat die
Macht, und er ist treu. Die Natur gehorcht seinem Wort ohne Widerspruch; wir
Menschen haben, wie einst das Volk Israel in Zeiten der Prüfung, oft Mühe, dem
Wort des Trostes und der Verheißung zu trauen. Da muss unser Glaube sich als
Hoffnung bewähren.
ERSTE Lesung |
Jes 55, 10-11 |
Wie
der Regen die Erde zum Keimen und Sprossen bringt, so bewirkt mein Wort, was ich
will
Lesung aus dem Buch
Jesaja
So spricht der Herr:
10Wie der Regen und der Schnee
vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und
sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum
Essen,
11so ist es auch mit dem
Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern
bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.
Antwortpsalm |
Ps 65 (64), 10.11-12.13-14 (R: vgl. Lk 8, 8) |
R Dein Wort, Herr, fiel auf guten Boden |
(GL neu 584,4) |
und brachte reiche Frucht. - R | |
10 Du sorgst für das Land und tränkst es; |
II. Ton |
du überschüttest es mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt,
du schaffst ihnen Korn, so ordnest du alles. -
(R)
11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen,
machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.
12 Du krönst das Jahr mit deiner Güte,
deinen Spuren folgt Überfluss. -
(R)
13 In der Steppe prangen die Auen,
die Höhen umgürten sich mit Jubel.
14 Die Weiden schmücken sich mit Herden,
die Täler hüllen sich in Korn.
Sie jauchzen und singen. -
R
Zur
2. Lesung Der
Christ
hat als erste Gabe der Erlösung den Geist Gottes empfangen, den Geist Jesu
Christi. Wenn er diesem Geist Raum gibt, wächst in ihm das feine Gespür für
alles, was noch unerlöst ist, in seinem eigenen Leben und in der Welt, von der
er ein Teil ist. Er spürt dann auch die Verantwortung gegenüber der
Schöpfung, der so genannten Umwelt. Vergänglichkeit ist das Gesetz der
Schöpfung, die Verwüstung aber ist Schuld des Menschen: des Menschen, der als
Walter und Priester der Schöpfung eingesetzt ist.
ZWEITE Lesung |
Röm 8, 18-23 |
Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes
Lesung aus dem Brief des
Apostels Paulus an die Römer
Brüder!
18Ich bin
überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich
zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
19Denn die
ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
20Die
Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen,
sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung:
21Auch die
Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit
und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
22Denn wir
wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in
Geburtswehen liegt.
23Aber auch wir, obwohl wir
als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf,
dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.
Ruf
vor dem Evangelium
Halleluja.
Halleluja.
Der
Samen ist das Wort Gottes, der Sämann ist Christus.
Wer
Christus findet, der bleibt in Ewigkeit.
Halleluja.
Zum
Evangelium Das
13. Kapitel bei Matthäus enthält sieben Gleichnisse vom Himmelreich, d. h. von
der Königsherrschaft Gottes. Am Anfang steht das Gleichnis vom Sämann und
seine Deutung (13,1-23). Warum überhaupt die Redeform der Gleichnisse?
Die Antwort
Jesu steht im mittleren Teil dieses Evangeliums (13,10-17). Die Menschen können
nicht wirklich hören, sie können nicht glauben, weil sie nicht gehorchen
wollen; zu ihnen spricht Jesus in verborgener Rede. Denen aber, die hören und
verstehen, offenbaren die Gleichnisse den Sinn des Kommens Jesu, sie zeigen
ihnen die Gegenwart im Licht der Wahrheit Gottes und öffnen ihnen die Zukunft.
Evangelium |
Mt
13,
1-23 |
Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen
+
Aus dem
heiligen Evangelium nach Matthäus
1An jenem Tag
verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.
2Da
versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot
und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
3Und
er sprach lange zu ihnen in Form von
Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
4Als er säte, fiel ein Teil
der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
6als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7Wieder
ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die
Saat.
8Ein anderer
Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach,
teils sechzigfach, teils dreißigfach.
9Wer Ohren hat, der höre!
10Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du ihnen in Gleichnissen?
11Er
antwortete: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen;
ihnen aber ist es nicht gegeben.
12Denn wer hat, dem wird
gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch
genommen, was er hat.
13Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nichts verstehen.
14An ihnen erfüllt sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen.
15Denn
das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur
schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht
sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur
Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
16Ihr aber seid selig, denn
eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
18Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.
19Immer wenn
ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und
nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen
auf den Weg gefallen.
20Auf felsigen Boden ist der Samen gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt,
21aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall.
22In die Dornen ist der Samen
bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen
dieser Welt und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht.
23Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.
Oder:
Kurzfassung |
Mt 13, 1-9 |
Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1An jenem Tag
verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.
2Da
versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot
und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
3Und
er sprach lange zu ihnen in Form von
Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
4Als er säte, fiel ein Teil
der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
5Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
6als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7Wieder
ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die
Saat.
8Ein anderer
Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach,
teils sechzigfach, teils dreißigfach.
9Wer Ohren hat, der höre!
Zur
Eucharistiefeier Auch das
Sakrament ist ein Gleichnis. Im heiligen Zeichen birgt sich, dem Glaubenden
sichtbar, das Geheimnis der göttlich-menschlichen Gegenwart. Gottes Herrschaft
und sein Reich werden verkündet und als gegenwärtige Wirklichkeit erfahren.
Gabengebet
Gott,
sieh
auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und
nimm unsere Gaben an.
Heilige
sie, damit alle, die sie empfangen,
in
deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum
bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen
für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers |
Ps 84 (83), 4-5 |
Der
Sperling findet ein Haus
und
die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen
deine
Altäre, Herr der Heere, mein Gott und mein König!
Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben!
Oder: |
Joh 6, 56 |
So
spricht der Herr:
Wer
mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der
bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.
Schlussgebet
Herr,
unser Gott,
wir
danken dir für die heilige Gabe.
Lass
deine Heilsgnade in uns wachsen,
sooft
wir diese Speise empfangen.
Darum
bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für
den Tag und die Woche
Sprache
der Dichtung Man
muss sich doch darüber klar sein, dass in der Religion die Sprache in einer
ganz anderen Weise gebraucht wird als in der Wissenschaft. Die
Sprache der Religion ist mit der Sprache der Dichtung näher verwandt als mit
der Sprache der Wissenschaft ... Wenn in den Religionen aller Zeiten in
Bildern und
Gleichnissen und Paradoxien gesprochen wird, so kann das kaum etwas anderes
bedeuten, als dass es eben keine anderen Möglichkeiten gibt, die Wirklichkeit,
die hier gemeint ist, zu ergreifen. Aber es heißt nicht, dass
sie keine echte Wirklichkeit sei. (Werner
Heisenberg)