MONTAG DER 22. WOCHE
IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören.
Nähre uns mit deinem Wort
und reinige die Augen unseres Geistes,
damit wir fähig werden,
deine Herrlichkeit zu erkennen,
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 95)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Von der „Ankunft“ (=
Parusie) des Herrn spricht Paulus fünfmal im ersten Thessalonicherbrief.
Zwischen der Auferstehung Jesu und seiner Wiederkunft läuft die Zeit der
Kirche. Auch die Weltgeschichte wird von diesen beiden Ereignissen bestimmt,
gleichgültig, ob sie es zur Kenntnis nimmt oder nicht. Die Wiederkunft ereignet
sich am „Tag des Herrn (1 Thess 5,2), an „jenem Tag“ (2 Thess 1,10). In der
Schilderung dieses Tages müssen wir unterscheiden zwischen der eigentlichen
Glaubensaussage und der „apokalyptischen“ Szenerie, die uns phantastisch
vorkommen mag (Ruf des Erzengels, Fanfare Gottes, Entrücktwerden auf der
Wolke). Die eigentliche Glaubensaussage steht in V. 14: Jesus war tot und ist
auferstanden (auferweckt worden: 1,10); wenn er kommt, werden alle, die „in
Christus“, d. h. als Getaufte, gestorben sind (4,16), und alle, die durch
ihren Glauben in Christus leben, ihm entgegengehen, um für immer bei ihm zu
sein. Das ist die Hoffnung, die es dem Christen unmöglich macht, traurig zu
sein. „Die anderen“ (4,13) haben keine Hoffnung, weil sie die Macht Gottes
nicht kennen und dem Evangelium nicht gehorchen (2 Thess 1,8). Sie mögen es
mit Heroismus (oder mit Heroin) versuchen; das sind nur Erscheinungsformen der
Verzweiflung. - Eph 2,12; Kol 1,27; Röm 1,4; 8,11; 10,9; 1 Kor 15; Mt 24,30-31; 2 Thess 1,7-8; Joh 14,2-3; 17,24.
ERSTE Lesung |
1 Thess 4, 13-18 |
Gott wird durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
13Brüder,
wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr
nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
14Wenn
Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird
Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit
führen.
15Denn
dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch
übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben.
16Denn
der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der
Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus
Verstorbenen auferstehen;
17dann
werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den
Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Dann werden wir immer beim
Herrn sein.
18Tröstet
also einander mit diesen Worten!
Antwortpsalm |
Ps 96 (95), 1 u. 3.4-5.11-12.13 (R: vgl. 13ab) |
R Der Herr wird kommen, um die Erde zu richten. - R |
(GL neu 54, 1) |
1 Singet dem Herrn ein neues Lied, |
VIII. Ton |
singt dem Herrn, alle Länder der Erde!
3 Erzählt bei den Völkern von seiner
Herrlichkeit,
bei allen Nationen von seinen Wundern!
- (R)
4 Denn groß ist der Herr und hoch zu
preisen,
mehr zu fürchten als alle Götter.
5 Alle Götter der Heiden sind nichtig,
der Herr aber hat den Himmel
geschaffen. - (R)
11 Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke,
es brause das Meer und alles, was es
erfüllt.
12 Es jauchze die Flur und was auf ihr
wächst.
Jubeln sollen alle Bäume des Waldes. - (R)
13 Jubeln sollen alle vor dem Herrn, wenn er
kommt,
wenn er kommt, um die Erde zu richten.
Er richtet den Erdkreis gerecht
und die Nationen nach seiner Treue. - R
Jahr II
Zur Lesung Wenn die Korinther einen
Anschauungsunterricht über die Botschaft von der Torheit des Kreuzes haben
wollen, sollen sie an sich selbst und an die Anfänge ihrer Gemeinde
zurückdenken (Lesung vom vergangenen Samstag). Auch die Missionare hat Gott
nach dem gleichen Prinzip ausgewählt. Glänzendes Auftreten ist kein Beweis für
die göttliche Sendung eines Predigers. Wenn ein großer Redner Anhänger findet,
ist das kein Wunder. Wenn aber einer „in Schwäche und Furcht, zitternd und
bebend“ mit einer Botschaft kommt, die so wenig anziehend ist wie die von einem
gekreuzigten Erlöser, und dennoch Glauben findet, so ist das ein „Erweis von
Geist und Kraft“, nämlich von Gottes Kraft (V. 5). - Nicht nur den Korinthern
fiel es schwer, zu begreifen, dass die „Kraft Gottes“ in einer armen und
schwachen, nicht in einer mächtigen Kirche am Werk ist. - Röm 1,16; 2 Kor 1,12; Gal 3,1; 6,14; Phil 2,12; Apg 1,8; 2 Kor 12,12; 1 Thess 1,5.
ERSTE Lesung |
1 Kor 2, 1-5 |
Ich habe euch das Zeugnis Gottes verkündigt: Jesus Christus, den Gekreuzigten
Lesung
aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
1Als
ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte
Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen.
2Denn
ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus,
und zwar als den Gekreuzigten.
3Zudem
kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch.
4Meine
Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte,
sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden,
5damit
sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft
Gottes.
Antwortpsalm |
Ps 119 (118), 97-98.99-100.101-102 (R: 97a) |
R Wie lieb ist mir deine Weisung, o Herr! - R |
(GL neu 312, 7) |
97 Wie lieb ist mir deine Weisung; |
II. Ton |
ich sinne über sie nach den
ganzen Tag.
98 Dein
Gebot macht mich weiser als all meine Feinde;
denn immer ist es mir nahe.
- (R)
99 Ich wurde klüger
als all meine Lehrer;
denn über deine Vorschriften
sinne ich nach.
100 Mehr Einsicht habe ich als die
Alten;
denn ich beachte deine Befehle. - (R)
101 Von jedem bösen Weg halte ich
meinen Fuß zurück;
denn ich will dein Wort
befolgen.
102 Ich weiche nicht ab von deinen
Entscheiden,
du hast mich ja selbst
unterwiesen.
R Wie
lieb ist mir deine Weisung, o
Herr!
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Jes 61, 1 (Lk 4, 18) |
Halleluja.
Halleluja.
Der
Geist des Herrn ruht auf mir.
Der
Herr hat mich gesandt,
den
Armen die Frohe Botschaft zu bringen.
Halleluja.
Zum Evangelium Von
heute bis zum Ende des Kirchenjahres wird das Evangelium nach Lukas gelesen.
Die drei ersten Evangelien bieten im Großen und Ganzen den gleichen Stoff,
weichen aber im Einzelnen vielfach voneinander ab. Gerade in der je
verschiedenen Redaktion des überlieferten Stoffes setzt jeder Evangelist seine
besonderen Akzente. Lukas stellt sich im Vorwort (1,1-4) als Historiker vor,
der darstellen will, „was sich ereignet hat“, und „so kannst du dich von der
Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen worden bist“. Das
Interesse dieses Evangelisten geht räumlich und zeitlich und damit auch
theologisch ins Weite; er führt den Stammbaum Jesu über Adam hinaus bis Gott
zurück (3,38), er zeigt starkes Interesse für die Heidenwelt und für die
Zukunft der Kirche. Er hat als einziger Evangelist zu seinem Evangelium eine
Fortsetzung geschrieben, die Apostelgeschichte. - Von 4,14 bis 9,50 berichtet
Lukas über das Auftreten Jesu in Galiläa. Die Auseinandersetzung in der
Synagoge von Nazaret lässt bereits den weiteren Weg Jesu und seiner Botschaft
ahnen. Zwei Gruppen von Menschen werden genannt, für die die Botschaft eine
„frohe Botschaft“ sein wird: die Armen (V. 18) und die Heiden (V. 25-27). - Mt
13,54-58; Mk 6,1-6; Jes 61,1-2; 58,6; 1 Kön 17,1.9; 2 Kön 5,14; Joh 7,30; 8,59.
Evangelium |
Lk 4, 16-30 |
Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
16kam
Jesus nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat
in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17reichte
man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die
Stelle, wo es heißt:
18Der
Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich
gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den
Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich
die Zerschlagenen in Freiheit setze
19und
ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
20Dann
schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen
aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
21Da
begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben
gehört habt, erfüllt.
22Seine
Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und
sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?
23Da
entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt,
heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir
gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat!
24Und er
setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat
anerkannt.
25Wahrhaftig,
das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als
der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große
Hungersnot über das ganze Land kam.
26Aber
zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei
Sidon.
27Und
viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner
von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman.
28Als
die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.
29Sie
sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang
des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.
30Er
aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
FÜRBITTEN
Unseren
Herrn Jesus Christus, den Gott zum Urheber unseres Heiles machte, wollen wir
bitten:
Für
die Kirche: lass sie unter den Völkern ein wirksames Zeichen deiner Wahrheit und
Liebe sein.
A.: Herr, erhöre unser Gebet.
Für
Menschen, die verfeindet sind: überwinde Streit, und stifte Frieden.
Für
Menschen, die von Not bedrängt werden: befreie und rette sie.
Für
unsere Gemeinde: festige unsere Treue zu deiner Botschaft.
Allmächtiger Gott, du hast uns aus der Finsternis in dein Licht gerufen.
Lass uns als Kinder des Lichtes leben durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„‘Der Messias, der König Israels, steige herab vom Kreuz, damit wir sehen und
glauben‘ (Mk 15,32). Die Aufforderung, vom Kreuz herabzusteigen und zu helfen,
ist heute nicht weniger aktuell. Heute hieße es: ‚Wenn du der Messias bist,
nimm dich der hungernden Kinder Indiens an und sättige sie! Wenn du der Messias
bist, dann schaffe den ausgebeuteten Armen Gerechtigkeit. Wenn du der Messias
bist, dann vereinige alle Völker in Frieden und gegenseitigem Wohlwollen!‘ Oder
es hieße: ‚Wenn du der Messias bist, dann rette meinen Sohn vom Unglauben,
dann kitte meine Ehe wieder zusammen, dann wehre dem Voranschreiten des Krebses
in meinem Leib!‘ Wenn du der Messias bist, dann steige herab vom Kreuz! Aber er
steigt nicht herab. Er hilft anders, als wir erwarten. Er rettet, aber als
Gekreuzigter. Wir haben keinen Messias der eigenen Wunschträume zu predigen.
Wir haben niemand anderen zu verkündigen als Jesus, den Gekreuzigten (1 Kor 2,2). Hier gibt es für
Christen keinen Kompromiss. ,Wer mich vor den Menschen
bekennt, zu dem wird sich der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer
mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird auch verleugnet werden vor den
Engeln Gottes‘ (Lk 12,8f.)“ (Wolfgang Knörzer).