SAMSTAG DER 25. WOCHE
IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott, unser Vater.
Du gibst dich uns Menschen zu erkennen
im Schicksal Jesu von Nazaret.
Als er von allen verlassen war,
hast du ihn durch Leiden und Tod
hindurchgeführt zum Leben.
Lass uns glauben und vertrauen,
dass auch wir in aller Bedrängnis und Not
unterwegs sind zu dir
mit unserem Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 316, 30)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Im Dezember 520 verstummt der Prophet Haggai. Bald nach ihm tritt Sacharja, der Sohn des Iddo, auf. Von ihm sind acht nächtliche Visionen überliefert: zwischen die Visionen sind verschiedene Prophetenworte eingefügt (die Kapitel 9-14 sind spätere Erweiterungen des Sacharjabuches). - Die heutige Lesung umfasst eine Vision (die dritte, V. 5-9) und einen Prophetenspruch (V. 14-15). Die Vision hat offenbar mit dem Bau der Stadtmauer zu tun. Baut keine Mauer, lautet die Botschaft, denn 1. die Stadt wird so groß und reich sein, dass keine Mauer sie fassen kann, 2. Gott selbst wird sie wie eine Feuermauer schützend umgeben. Die Mauer ist dann doch gebaut worden, vor allem auf Betreiben des nüchtern denkenden Nehemia (Neh 3). - Die Vision wird ergänzt durch den Spruch in V. 14-16: Gott wird in seiner Stadt wohnen, er wird für alle Völker erreichbar sein. Alle werden das eine große Volk Gottes sein; aber Ausgangspunkt des universalen Heilswerkes ist Juda-Jerusalem. - Offb 11,1; 21,15; Jes 7,9; 30,15-18; 49,19-20; 54,2-3; Jer 31,27. Zu 2,14-15: Ps 87,2; Zef 3,14; Jes 2,2-5;45,22.
ERSTE Lesung |
Sach 2, 5-9.14-15a |
Siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte
Lesung
aus dem Buch Sacharja
5Ich
blickte hin und sah: Da war ein Mann mit einer Messschnur in der Hand.
6Ich
fragte: Wohin gehst du? Er antwortete mir: Ich gehe, um Jerusalem auszumessen
und zu sehen, wie breit und wie lang es sein wird.
7Da
trat der Engel, der mit mir redete, vor, und ein anderer Engel kam ihm entgegen
8und
sagte zu ihm: Lauf und sag dem jungen Mann dort: Jerusalem wird eine offene
Stadt sein wegen der vielen Menschen und Tiere, die darin wohnen.
9Ich
selbst - Spruch des Herrn - werde für die Stadt ringsum eine Mauer von Feuer
sein und in ihrem Innern ihr Ruhm und ihre Ehre.
14Juble
und freue dich, Tochter Zion; denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte -
Spruch des Herrn.
15An
jenem Tag werden sich viele Völker dem Herrn anschließen, und sie werden mein
Volk sein, und ich werde in deiner Mitte wohnen. Dann wirst du erkennen, dass
der Herr der Heere mich zu dir gesandt hat.
Antwortpsalm |
Jer 31, 10.11-12b.13 (R: vgl. 10d) |
R Der Herr wird uns hüten wie ein Hirt seine Herde. - R |
(GL 646, 4) |
10 Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn, |
IV. Ton |
verkündet es auf den fernsten Inseln
und sagt:
Er, der Israel zerstreut hat, wird es
auch sammeln
und hüten wie ein Hirt seine Herde. - (R)
11
Denn der Herr wird Jakob erlösen
und ihn befreien aus der Hand des
Stärkeren.
12ab Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe,
sie strahlen vor Freude über die Gaben
des Herrn. - (R)
13 Dann freut sich das Mädchen beim
Reigentanz,
Jung und Alt sind fröhlich.
Ich verwandle ihre Trauer in Jubel,
tröste und erfreue sie nach ihrem
Kummer. - R
Jahr II
Zur Lesung Unglauben und Pessimismus hat man dem Buch Kohelet nachgesagt; aber
auch das ist „Windhauch“. Alles vergeht, und doch gibt es Größe und Schönheit
in der Welt und im Menschenleben. Der Mensch soll dafür ein offenes Auge und
ein offenes Herz haben. Er soll wissen, dass alles von Gott herkommt und zu ihm
zurückkehrt. Was ist das für ein Gott? Kein anderer als der Gott Israels, der
Gott der Geschichte. Aber Kohelet und seine Zeit (3. Jh. v. Chr.) haben
begriffen, dass Jahwe nicht nur der Gott Israels ist. Und heute sollen auch wir
Christen lernen, wie fragwürdig es ist, Gott mit einem Namen, einem Bild, einer
Vorstellung einfachhin gleichzusetzen. Gott ist größer. Und nur der größere
Gott lebt; der kleine Gott, den wir uns gern zurechtmachen, ist „nur ein
Windhauch“. - Ijob 13,28 - 14,10; 17,1; Ps 90,10.
ERSTE Lesung |
Koh 11, 9 - 12, 8 |
Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe der Staub auf die Erde zurückfällt und der Atem zu Gott zurückkehrt
Lesung
aus dem Buch Kohelet
9Freu
dich, junger Mann, in deiner Jugend, sei heiteren Herzens in deinen frühen
Jahren! Geh auf den Wegen, die dein Herz dir sagt, zu dem, was deine Augen vor
sich sehen. Aber sei dir bewusst, dass Gott dich für all das vor Gericht
ziehen wird.
10Halte
deinen Sinn von Ärger frei, und schütz deinen Leib vor Krankheit; denn die Jugend
und das dunkle Haar sind Windhauch.
1Denk
an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe die Tage der Krankheit kommen
und die Jahre dich erreichen, von denen du sagen wirst: Ich mag sie nicht!,
2ehe
Sonne und Licht und Mond und Sterne erlöschen und auch nach dem Regen wieder
Wolken aufziehen:
3am
Tag, da die Wächter des Hauses zittern, die starken Männer sich krümmen, die
Müllerinnen ihre Arbeit einstellen, weil sie zu wenige sind, es dunkel wird bei
den Frauen, die aus den Fenstern blicken,
4und
das Tor zur Straße verschlossen wird; wenn das Geräusch der Mühle verstummt,
steht man auf beim Zwitschern der Vögel, doch die Töne des Lieds verklingen;
5selbst
vor der Anhöhe fürchtet man sich und vor den Schrecken am Weg; der Mandelbaum
blüht, die Heuschrecke schleppt sich dahin, die Frucht der Kaper platzt, doch
ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen durch die
Straßen -
6ja,
ehe die silberne Schnur zerreißt, die goldene Schale bricht, der Krug an der
Quelle zerschmettert wird, das Rad zerbrochen in die Grube fällt,
7der
Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott
zurückkehrt, der ihn gegeben hat.
8Windhauch,
Windhauch, sagte Kohelet, das ist alles Windhauch.
Antwortpsalm |
Ps 90 (89), 3-4.5-6.12-13.14 u. 17 (R: vgl. 1) |
R Herr, du bist unsere Zuflucht |
(GL 711, 2) |
von Geschlecht zu Geschlecht. - R |
3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub |
VI. Ton |
und sprichst: „Kommt wieder, ihr
Menschen!“
4 Denn tausend Jahre sind für dich
wie der Tag, der gestern vergangen
ist,
wie eine Wache in der Nacht. - (R)
5
Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen
aus;
sie gleichen dem sprossenden Gras.
6
Am Morgen grünt es und blüht,
am Abend wird es geschnitten und
welkt. - (R)
12 Unsere Tage zu zählen, lehre uns!
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13 Herr, wende dich uns doch endlich zu!
Hab Mitleid mit deinen Knechten! - (R)
14
Sättige uns am Morgen mit deiner Huld!
Dann wollen wir jubeln und uns freuen
all unsre Tage.
17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres
Gottes.
Lass das Werk unsrer Hände gedeihen,
ja, lass gedeihen das Werk unsrer
Hände! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. 2 Tim 1, 10 |
Halleluja.
Halleluja.
Unser
Retter Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen
und
uns das Licht des Lebens gebracht durch das Evangelium.
Halleluja.
Zum Evangelium Die erste Leidensansage Jesu folgte auf das Messiasbekenntnis des
Petrus (gestrige Lesung); von da an klingt das Thema bei Lukas immer wieder an.
Bei der Verklärung auf dem Berg ist den Jüngern der Hinweis auf das Leiden (9,31) kaum recht bewusst
geworden. Im heutigen Evangelium wird ihnen energisch
gesagt, sie sollen aufmerken (V. 44); sie sollen sich keiner Täuschung
hingeben: der Menschensohn, dessen Hoheit und Macht sie gesehen haben, wird
den Menschen, d. h. den Sündern (24,7), ausgeliefert werden. Von wem
ausgeliefert?
Letzten Endes vom Vater, der seinen Sohn dahingibt (Röm 8,32). Die Jünger
hören die Worte, aber sie verstehen sie nicht: sie wollen nicht verstehen. Vor
dem Geheimnis des Leidens gehören auch sie zu denen, die sehen und doch nicht
sehen, hören und doch nicht verstehen (Lk 8,10). - Mk 9,30-32; Mt 17,22-23;
Lk 9,22; Mk 4,13.
Evangelium |
Lk 9, 43b-45 |
Der Menschensohn
wird den Menschen ausgeliefert werden. Sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was
er damit sagen wollte
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
43bstaunten
alle Leute über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern:,
44Merkt
euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert
werden.
45Doch die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte.
FÜRBITTEN
Im
Gebet wenden wir uns an Christus, der den Sündern ausgeliefert wurde:
Gib
den Verkündern des Glaubens das rechte Wort, und lass sie lebendige Zeugen der
Liebe sein.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Unterstütze
alle Bemühungen, die Welt vor einem Krieg zu bewahren.
Lade
die Sünder ein, ihr Leben zu ändern.
Rege
junge Menschen an, nach dir und deiner Wahrheit zu suchen.
Ewiger Gott, durch deinen Sohn bist du uns nahe gekommen. Darum können
wir auf dich vertrauen durch ihn, Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Was Kohelet vom
Menschen ausgesagt hat, bleibt auch im Neuen Testament so weit bestehen, als
auch hier dem Menschen keine Kraft zuteil wird, die es ihm ermöglichte, aus
eigenem Vermögen sich einen bleibenden Ruhm zu schaffen. Eingetreten ist
vielmehr, was Kohelet zwar nicht vorausgesehen hat, was er aber dennoch offen
ließ: Gott selbst hat eingegriffen und ein bleibendes Werk zu seinem eigenen
Ruhm geschaffen. Gottes Erlösung des Menschen durch den Tod und die
Auferstehung Christi ist vollkommen Werk Gottes und zugleich durch den Menschen
Jesus Christus geschehen. Durch diese Art der Erlösung des Menschen hat sich
Gott einerseits allen Ruhm vorbehalten und sich ein bleibendes Gedächtnis
geschaffen (vgl. Lk 22,19), andererseits aber auch dem Menschen einen Weg zur
Erfüllung seines tiefen Wunsches nach bleibendem Leben aufgezeigt“ (Oswald
Loretz).