Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

Für erlittenes Unrecht Rache zu nehmen scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein und eine Weise der Selbstbehauptung. Aber wo endet das Recht, wo beginnt das Unrecht? Im Alten Testament hieß es: Eins zu eins, also: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Jesus fordert völligen Verzicht auf Rache und darüber hinaus aufrichtiges Verzeihen. Wer es ehrlich versucht, ist auf dem Weg zum wahren Menschsein.

EröffnungsversVgl. Sir 36, 18.21–22

Herr, gib Frieden denen, die auf dich hoffen,
und erweise deine Propheten als zuverlässig.
Erhöre das Gebet deiner Diener und deines Volkes.

Ehre sei Gott

Tagesgebet

Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge, sieh gnädig auf uns.
Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen
und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Zur 1. Lesung   Auch der Mensch des Alten Bundes hatte genug Gründe, dem Nächsten (das heißt zunächst: dem Angehörigen des eigenen Volkes) zu verzeihen: Denk an den Tod, denk an die Gebote, denk an den Bund des Höchsten (Sir 28, 6–7). Jeder Mensch braucht die Vergebung Gottes. Und jeder hat Grund zur Dankbarkeit. Die Geschichte Gottes mit den Menschen ist eine lange Geschichte von Geduld und immer neuer Vergebung.

Erste LesungSir 27, 30 – 28, 7 (27, 33 – 28, 9)

Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du bittest, deine Sünden vergeben

Lesung
aus dem Buch Jesus Sirach.

27, 30Groll und Zorn, auch diese sind Gräuel
und ein sündiger Mann hält an ihnen fest.
28, 1Wer sich rächt, erfährt Rache vom Herrn;
seine Sünden behält er gewiss im Gedächtnis.
2Vergib deinem Nächsten das Unrecht,
dann werden dir, wenn du bittest, deine Sünden vergeben!
3Ein Mensch verharrt gegen einen Menschen im Zorn,
beim Herrn aber sucht er Heilung?
4Mit einem Menschen gleich ihm hat er kein Erbarmen,
aber wegen seiner Sünden bittet er um Verzeihung?
5Er selbst – ein Wesen aus Fleisch, verharrt im Groll.
Wer wird seine Sünden vergeben?
6Denk an das Ende,
lass ab von der Feindschaft,
denk an Untergang und Tod
und bleib den Geboten treu!
7Denk an die Gebote
und grolle dem Nächsten nicht,
denk an den Bund des Höchsten
und übersieh die Fehler!

AntwortpsalmPs 103 (102), 1–2.3–4.9–10.12–13 (Kv: vgl. 8)

Kv Gnädig und barmherzig ist der Herr,GL 657, 3
voll Langmut und reich an Huld. – Kv

1Preise den Herrn, meine Seele, *
und alles in mir seinen heiligen Namen!
2Preise den Herrn, meine Seele, *
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! – (Kv)
3Der dir all deine Schuld vergibt *
und all deine Gebrechen heilt,
4der dein Leben vor dem Untergang rettet *
und dich mit Huld und Erbarmen krönt. – (Kv)
9Er wird nicht immer rechten *
und nicht ewig trägt er nach.
10Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden *
und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld. – (Kv)
12So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, *
so weit entfernt er von uns unsere Frevel.
13Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, *
so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten. – Kv

Zur 2. Lesung   In der Gemeinde von Rom gab es „Schwache“ und „Starke“: ängstlich gewissenhafte Christen und andere mit einem eher großzügigen Gewissen. Paulus fragt hier nicht, wer Recht hat. Wichtig ist die Einheit der Gemeinde und diese entsteht durch den gemeinsamen Glauben an Jesus, den Herrn, der für alle gestorben und auferstanden ist.

Zweite LesungRöm 14, 7–9

Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn

Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

Schwestern und Brüder!
7Keiner von uns lebt sich selber
und keiner stirbt sich selber:
8Leben wir,
so leben wir dem Herrn,
sterben wir,
so sterben wir dem Herrn.
Ob wir leben oder ob wir sterben,
wir gehören dem Herrn.
9Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden,
um Herr zu sein über Tote und Lebende.

Ruf vor dem EvangeliumVers: Joh 13, 34ac

Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ein neues Gebot gebe ich euch:
Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Halleluja.

Oder:

Dies ist mein Gebot:
Liebet einander, wie ich euch geliebt!

Zum Evangelium   Jesus verlangt, man solle dem Bruder, das heißt jedem Menschen, aufrichtig verzeihen: „von ganzem Herzen“. Petrus fragt nach einer Grenze; es gibt aber keine Grenze. Wir leben jeden Tag davon, dass Gott uns verzeiht. Die empfangene Vergebung bedeutet dann Verpflichtung und Verantwortung, so sehr, dass der barmherzige Gott den zurückweist, der nicht barmherzig sein will und seinem Bruder nicht verzeiht.

EvangeliumMt 18, 21–35

Nicht bis zu siebenmal musst du vergeben, sondern bis zu siebzigmal siebenmal

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

In jener Zeit
21 trat Petrus zu Jesus
und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,
wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal?
22Jesus sagte zu ihm:
Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal,
sondern bis zu siebzigmal siebenmal.
23Mit dem Himmelreich
ist es deshalb wie mit einem König,
der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen.
24Als er nun mit der Abrechnung begann,
brachte man einen zu ihm,
der ihm zehntausend Talente schuldig war.
25Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte,
befahl der Herr,
ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß,
zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.
26Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie
und bat: Hab Geduld mit mir!
Ich werde dir alles zurückzahlen.
27Der Herr des Knechtes hatte Mitleid,
ließ ihn gehen
und schenkte ihm die Schuld.
28Als nun der Knecht hinausging,
traf er einen Mitknecht,
der ihm hundert Denáre schuldig war.
Er packte ihn,
würgte ihn
und sagte: Bezahl, was du schuldig bist!
29Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder
und flehte: Hab Geduld mit mir!
Ich werde es dir zurückzahlen.
30Er aber wollte nicht,
sondern ging weg
und ließ ihn ins Gefängnis werfen,
bis er die Schuld bezahlt habe.
31Als die Mitknechte das sahen,
waren sie sehr betrübt;
sie gingen zu ihrem Herrn
und berichteten ihm alles, was geschehen war.
32Da ließ ihn sein Herr rufen
und sagte zu ihm: Du elender Knecht!
Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen,
weil du mich angefleht hast.
33Hättest nicht auch du
mit deinem Mitknecht
Erbarmen haben müssen,
so wie ich mit dir Erbarmen hatte?
34Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern,
bis er die ganze Schuld bezahlt habe.
35Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln,
wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

Glaubensbekenntnis 

Fürbitten

Zur Eucharistiefeier   Wahre Gemeinschaft lebt von der Bereitschaft zur Versöhnung. Wie oft stehen Neid und Eifersucht, unsere verhärteten Herzen einer wirklichen Begegnung, einem echten Miteinander im Weg? „Groll und Zorn sind abscheulich, nur der Sünder hält daran fest.“ (Sir 27, 30)

Gabengebet

Herr, nimm die Gebete und Gaben deiner Kirche an;
und was jeder Einzelne
zur Ehre deines Namens darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation

KommunionversPs 36 (35), 8

Gott, wie köstlich ist deine Huld.
Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel.

Oder:Vgl. 1 Kor 10, 16

Der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen,
ist Teilhabe am Blut Christi.
Das Brot, das wir brechen, ist Teilhabe am Leib Christi.

Schlussgebet

Herr, unser Gott, wir danken dir,
dass du uns Anteil
am Leib und Blut Christi gegeben hast.
Lass nicht unser eigenes Streben
Macht über uns gewinnen,
sondern gib, dass die Wirkung dieses Sakramentes
unser Leben bestimmt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Für den Tag und die Woche

Das Opfer
Jesus hat Recht in alle Ewigkeit. Mögen wir begreifen, dass wir niemals wirklich Kinder unseres himmlischen Vaters sein können, solange wir nicht unsere Feinde lieben und für unsere Verfolger beten. (Martin Luther King)
Die Verzeihung bricht die Ursachenkette dadurch, dass der Verzeihende – aus Liebe – die Verantwortung für die Folgen dessen, was du getan hast, auf sich nimmt. Sie enthält deshalb immer ein Opfer. (D. H.)

 

P. Anselm Schott

Messbücher-Namensgeber Pater Schott vor 125 Jahren gestorben (23.04.2021)
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