Schott Tagesliturgie
Montag
26
Juni 2023
- Montag der 12. Woche im Jahreskreis
- Lesejahr: A I, StB: IV. Woche
MONTAG DER 12. WOCHE
IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Verborgener Gott.
Du lässt uns Menschen gewähren,
du wartest und greifst nicht ein.
Du gibst uns Zeit,
du öffnest uns Wege,
du redest zu uns in Langmut und Liebe.
Wir danken dir für deine Geduld.
Bring uns heute zur Besinnung.
Mach uns offen für dich.
Lass die ganze verlorene Menschheit hinfinden zu
dir.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 313, 22)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Im Kapitel 12 beschreibt das Buch Genesis einen neuen Anfang, den Gott
mit der Menschheit macht. Notwendig wurde dieser Neubeginn deshalb, weil das
ursprüngliche Verhältnis zwischen Gott und Mensch von Grund auf gestört war.
Ein dreifaches Gericht liegt vor Gen 12: die Vertreibung aus dem Paradies, die
Sintflut und die Zerstreuung der Menschen nach dem Turmbau von Babel. Die
Absicht all dieser Erzählungen liegt weniger im historischen Bericht als in der
theologischen Aussage. Im Berufungswort an Abraham kommt fünfmal das Wort
Segen (segnen) vor; das entspricht dem fünffachen Vorkommen des Fluchwortes in
der vorausgehenden Urgeschichte. „Segen“ ist also das entscheidende Wort am
Anfang der Heilsgeschichte, die der vorausgegangenen Unheilsgeschichte ein
Ende macht. Abraham hört den Ruf Gottes und gehorcht, ohne Frage und ohne Widerspruch. Er konnte die Tragweite seiner
Entscheidung nicht absehen, wie auch Maria in der großen Stunde ihrer Berufung
die Größe dessen, was ihr geschah, nur ahnen konnte. Weish 10,5; Apg 7,2-4; Hebr 11,8-9; Gen 22,18; Num 24,9; Ps 72,17; Sir 44,21; Jes 19,23-25; Jer
4,2; Apg 3,25; Gal 3,8-9; Gen 13,15; 17,8; 26,4; Apg 7,5.
ERSTE Lesung |
Gen 12, 1-9 |
Abram zog weg, wie der Herr ihm gesagt hatte
Lesung aus dem Buch Genesis
In
jenen Tagen
1sprach der Herr zu Abram:
Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in
das Land, das ich dir zeigen werde.
2Ich werde dich zu einem
großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst
du sein.
3Ich will segnen, die dich
segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle
Geschlechter der Erde Segen erlangen.
4Da zog Abram weg, wie der
Herr ihm gesagt hatte, und mit ihm ging auch Lot. Abram war fünfundsiebzig
Jahre alt, als er aus Haran fortzog.
5Abram nahm seine Frau Sarai
mit, seinen Neffen Lot und alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die
Knechte und Mägde, die sie in Haran gewonnen hatten. Sie wanderten nach Kanaan
aus und kamen dort an.
6Abram zog durch das Land bis
zur Stätte von Sichem, bis zur Orakeleiche. Die Kanaaniter waren damals im
Land.
7Der Herr erschien Abram und
sprach: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land. Dort baute er dem Herrn, der
ihm erschienen war, einen Altar.
8Von da brach er auf zum
Bergland östlich von Bet-El und schlug sein Zelt so auf, dass er Bet-El im
Westen und Ai im Osten hatte. Dort baute er dem Herrn einen Altar und rief den
Namen des Herrn an.
9Dann zog Abram immer weiter,
dem Negeb zu.
Antwortpsalm |
Ps 33 (32), 12-13.18-19.20 u. 22 (R: vgl. 12b) |
R Selig das Volk, das der Herr sich zum Erbteil erwählt hat. - R |
(GL neu 56, 1) |
12 Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, |
V. Ton |
der Nation, die er sich zum Erbteil
erwählt hat.
13
Der Herr blickt herab vom Himmel,
er sieht auf alle Menschen. - (R)
18 Doch das Auge des Herrn ruht auf allen,
die ihn fürchten und ehren,
die nach seiner Güte ausschaun;
19 denn er will sie dem Tod entreißen
und in der Hungersnot ihr Leben
erhalten. - (R)
20
Unsre Seele hofft auf den Herrn;
er ist für uns Schild und Hilfe.
22 Lass deine Güte über uns walten, o Herr,
denn wir schauen aus nach dir.
- R
Jahr II
Zur Lesung Der Untergang des Nordreichs Israel (Fall Samarias 721 v. Chr.) wird in
zwei nüchternen Sätzen berichtet. Dann stellt der Verfasser theologische
Überlegungen über die Gründe der
Katastrophe an: „Das geschah, weil ...“ Israels Abfall von seinem Gott hatte
bereits mit der Reichstrennung nach Salomos Tod begonnen, „als sich Israel vom
Haus David losriss und sie Jerobeam als König eingesetzt hatten“ (17,21). „Die
Sünde Jerobeams“: der Widerstand gegen Gesetz und Tempel von Jerusalem und die
Verehrung der Stierbilder, hatte sich die ganze Zeit hindurch fortgesetzt und
der Vermischung von Jahwe- und Baalsreligion Vorschub geleistet. – „Der Herr
wurde über Israel sehr zornig“: damit wird in das Gottesbild wieder einmal
eine menschliche Verhaltensweise hineingetragen. Es ist schon „Zorn“ Gottes
genug, wenn er Menschen oder Völker einfach ihrem eigenen Willen und Schicksal
überlässt. - 2 Kön 18,9-11; Dtn 4,25-28; 9,13; 1 Kön 12,20.
ERSTE Lesung |
2 Kön 17, 5-8.13-15a.18 |
Der Herr verstieß
Israel von seinem Angesicht, so dass der Stamm Juda allein übrig blieb
Lesung aus dem zweiten Buch der Könige
In jenen Tagen
5fiel der König von Assur
über das ganze Land her, rückte gegen Samaria vor und belagerte es drei Jahre lang.
6Im neunten Jahr Hoscheas
eroberte er die Stadt, verschleppte die Israeliten nach Assur und siedelte sie
in Halach, am Habor, einem Fluss von Gosan, und in den Städten der Meder an.
7Das geschah, weil die
Israeliten sich gegen den Herrn, ihren Gott, versündigten, der sie aus Ägypten,
aus der Gewalt des Pharao, des Königs von Ägypten, heraufgeführt hatte. Sie
verehrten fremde Götter,
8ahmten die Bräuche der
Völker nach, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, und folgten dem
Beispiel, das die Könige von Israel gaben.
9Gegen den Herrn, ihren Gott,
ersannen die Israeliten Dinge, die nicht recht waren. Sie bauten sich Kulthöhen
in allen ihren Städten, vom Wachtturm angefangen bis zur befestigten Stadt,
10errichteten Steinmale und
Kultpfähle auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum.
11Auf allen Kulthöhen brachten
sie Opfer dar wie die Völker, die der Herr vor ihnen vertrieben hatte, taten
böse Dinge und erzürnten dadurch den Herrn.
12Sie dienten den Götzen,
obwohl der Herr es ihnen verboten hatte.
13Der Herr warnte Israel und
Juda durch alle seine Propheten, durch alle Seher: Kehrt um von euren bösen
Wegen, achtet auf meine Befehle und meine Gebote genau nach dem Gesetz, das ich
euren Vätern gegeben und euch durch meine Knechte, die Propheten, verkündet
habe.
14Doch sie wollten nicht
hören, sondern versteiften ihre Nacken wie ihre Väter, die nicht auf den Herrn,
ihren Gott, vertrauten.
15Sie verwarfen seine Gebote
und den Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen hatte, und verschmähten die Warnungen,
die er an sie richtete. Sie liefen nichtigen Göttern nach und wurden selbst
zunichte; sie ahmten die Völker ihrer Umgebung nach, obwohl der Herr verboten
hatte, ihrem Beispiel zu folgen.
16Sie übertraten alle Gebote
des Herrn, ihres Gottes, schufen sich Gussbilder, zwei Kälber, stellten einen
Kultpfahl auf, beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal.
17Ihre Söhne und Töchter
ließen sie durch das Feuer gehen, trieben Wahrsagerei und Zauberei und gaben
sich dazu her zu tun, was dem Herrn missfiel, und ihn zu erzürnen.
18Darum wurde der Herr über
Israel sehr zornig. Er verstieß es von seinem Angesicht, so dass der Stamm Juda
allein übrig blieb.
Antwortpsalm |
Ps 60 (59), 3-4.5 u. 12.13-14 (R: vgl. 7a) |
R Hilf uns mit deiner Rechten, und erhöre uns! - R |
(GL neu 229) |
3 Du hast uns verworfen, o Gott, und zerschlagen. |
I. Ton |
Du hast uns gezürnt. Richte uns wieder
auf!
4
Erschüttert hast du das Land und
gespalten.
Heile seine Risse! Denn es kam ins
Wanken. - (R)
5
Du hast dein Volk hart geprüft,
du gabst uns betäubenden Wein zu
trinken.
12
Gott, hast denn du uns verworfen?
Du ziehst ja nicht aus, o Gott, mit
unseren Heeren. - (R)
13
Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem
Feind!
Denn die Hilfe von Menschen ist
nutzlos.
14
Mit Gott werden wir Großes vollbringen;
er selbst wird unsere Feinde
zertreten. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Hebr 4, 12 |
Halleluja.
Halleluja.
Lebendig
ist das Wort Gottes und kraftvoll.
Es
richtet über die Regungen und Gedanken der Herzen.
Halleluja.
Zum Evangelium Vom Richten und vom Zurechtweisen (V. 1-2.3-5) handelt das heutige
Evangelium. Mit welchem Recht und nach welchem Maß kann ein Mensch den anderen
richten, über ihn urteilen, ihn verurteilen? Was weiß er von ihm in
Wirklichkeit? Er kennt nicht einmal sich selbst; weiß er, wie das Gericht über
ihn selbst ausfallen wird - nicht das Gericht der Menschen, sondern das Gericht
Gottes? Vor Gott sind wir alle schuldig, aber er gibt uns eine Chance: er
richtet uns nach dem Maß, mit dem wir selbst den Mitmenschen, den Bruder
gemessen haben. Aber gibt es nicht objektive Normen und Maßstäbe, z. B. das
Evangelium selbst? Ganz sicher. Doch das Evangelium verstehen wir genau so
weit, als wir es leben: im gleichen Maß werden wir auch begreifen, was die
Sünde ist: die eigene und die fremde.
Dann aber vergeht uns die Lust, zu richten und zu verurteilen, und wir
begreifen, dass wir etwas ganz anderes zu tun haben: uns nach dem Evangelium
„richten“ (in der doppelten Bedeutung dieses Wortes) und dem Bruder in seiner
Not helfen. -
Lk 6,37-38.41-42; Mt 18,23-35; Röm 2,1-2; 1 Kor 4,5; Jak 2,13; Spr 17,5; 11,25; Weish 12,22; Mk 4,24; Joh
8,7.
Evangelium |
Mt 7, 1-5 |
Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1Richtet nicht, damit ihr
nicht gerichtet werdet!
2Denn wie ihr richtet, so
werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt,
wird euch zugeteilt werden.
3Warum siehst du den Splitter
im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
4Wie kannst du zu deinem
Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei
steckt in deinem Auge ein Balken?
5Du Heuchler! Zieh zuerst den
Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge
deines Bruders herauszuziehen.
FÜRBITTEN
Zu
Christus, der unsere Hoffnung ist, wollen wir beten:
Erneuere die Kirche, dass sie wirksamer dem Heil der Menschen dienen
kann. (Stille) Christus, erhöre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Leite die Irrenden auf den Weg der Wahrheit. (Stille) Christus, erhöre uns.
Sei alten Menschen eine Stütze, die ihnen Halt gibt. (Stille) Christus, erhöre uns.
Bewahre uns davor, über andere selbstgerecht zu
urteilen. (Stille) Christus, erhöre uns.
Herr, unser Gott, unser Leben ruht in deiner Hand. Höre auf unsere Bitten, und erhöre uns durch Christus, unseren Herrn.
A.: Amen.
„Der Gottesbefehl geht - sich dreimal steigernd - auf die
Loslösung Abrahams von der Heimat,
von der schützenden und bergenden Sippe, von Eltern und Geschwistern. Dies
bedeutet das Aufgeben hoher Lebensgüter, welche für die meisten Menschen die
Grundlage und fast den Inhalt des Lebens bedeuten ... Leicht konnte die
geforderte Loslösung ihm nicht fallen. Darum gibt Gott in seinem Wort zugleich
eine Gabe, die gewichtiger ist als die Aufgabe, die bisherigen Sicherungen
aufzugeben. Das 'Heraus' wird unter Gottes Zuspruch zu einem
'Hin zu', zu einem
'Hin' auf einen Weg des Wanderns mit Gott und damit zum
'Hin' auf ein großes Ziel. Die Weite, die sich vor
Abraham auftut, ist die Weite Gottes. In ihr kommt gleichsam ein anderes Ufer
in Sicht: Kanaan, das Land im Schnittkreis aller drei damals bekannten
Kontinente (Asien, Afrika und Europa). Dort soll die Heimat des Gottesvolkes
liegen, das als 'Samen' Abraham verheißen wird. Über diese seine Nachkommenschaft soll Abraham ein Segen werden
für die ganze Menschheit (vgl. auch Gen 22,18). Damit wird die Horizontlinie
unseres Textes ausgezogen ins Allumfassende, von dem auch wir umfasst sind“
(Alfons Deissler).