Schott Tagesliturgie
Freitag
1
Dezember 2023
- Freitag der 34. Woche im Jahreskreis
- Lesejahr: A I, StB: II. Woche
FREITAG DER 34.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Allmächtiger und barmherziger Gott,
deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg.
Lass nicht zu,
dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern,
deinem Sohn entgegenzugehen.
Führe uns durch dein Wort und deine Gnade
zur Gemeinschaft mit ihm,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. (MB 12)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung „Im ersten Jahr
Belschazzars“ (550/549 v. Chr.) hat Daniel im Traum eine Vision (7,1). Die
Verse 7,2-14 beschreiben die Vision, die Verse 15-27 (Lesung von morgen)
geben die Deutung. Kapitel 7 greift in die vor Kapitel 5 liegende Zeit zurück
(5,30: Ermordung Belschazzars). Inhaltlich gehört Kapitel 7 eng mit Kapitel 2
zusammen; in beiden Kapiteln finden wir die Vorstellung von vier Weltreichen,
die aufeinander folgen: in diesen vier Reichen fasst Dan 7 die ganze
Weltgeschichte von ihrem Uranfang (V. 2: das chaotische Meer) bis zum Ende
zusammen. Aber nicht auf den Ablauf der Weltgeschichte im Einzelnen kommt es
hier an, sondern auf die Gegenüberstellung der Weltgeschichte im Ganzen und des
Gottesreiches. Für den Seher ist die Weltgeschichte als dämonische Macht
greifbar gegenwärtig in dem kleinen Horn des vierten Tieres: Antiochus IV.
Epiphanes (175-163 v. Chr.). Aber schon bereitet sich über ihn und alle
Machthaber der Welt das Gottesgericht vor; die Herrschaft wird ihnen genommen
und „dem Menschensohn“ übergeben, der mit den Wolken des Himmels kommt (7,13).
Wer ist dieser Menschensohn? Darüber gibt die Fortsetzung dieses Kapitels
Auskunft. - Offb 13,1-18. - Zu 7,7: Dan 2,40; Offb 12,3. - Zu 7,9: Offb
20,4; 1,14. - Zu 7,10; Ps 50,3; Jud 14; Offb 5,11; Joh 5,22; Ps 139,16;
Offb 20,12. - Zu 7,11: Offb 19,20. - Zu 7,13-14: Mt 24,30; 26,64-65; Offb
1,7; 14,14; Mt 9,6; Lk 1,33; Offb 11,15.
ERSTE Lesung |
Dan 7, 2-14 |
Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein
Menschensohn
Lesung
aus dem Buch Daniel
2Ich,
Daniel, hatte während der Nacht eine Vision: Die vier Winde des Himmels wühlten das
große Meer auf.
3Dann
stiegen aus dem Meer vier große Tiere herauf; jedes hatte eine andere Gestalt.
4Das
erste war einem Löwen ähnlich, hatte jedoch Adlerflügel. Während ich es
betrachtete, wurden ihm die Flügel ausgerissen; es wurde vom Boden emporgehoben
und wie ein Mensch auf zwei Füße gestellt, und es wurde ihm ein menschliches
Herz gegeben.
5Dann
erschien ein zweites Tier; es glich einem Bären und war nach einer Seite hin
aufgerichtet. Es hielt drei Rippen zwischen den Zähnen in seinem Maul, und man
ermunterte es: Auf, friss noch viel mehr Fleisch!
6Danach
sah ich ein anderes Tier; es glich einem Panther, hatte aber auf dem Rücken
vier Flügel, wie die Flügel eines Vogels; auch hatte das Tier vier Köpfe; ihm
wurde die Macht eines Herrschers verliehen.
7Danach
sah ich in meinen nächtlichen Visionen ein viertes Tier; es war furchtbar und
schrecklich anzusehen und sehr stark; es hatte große Zähne aus Eisen. Es fraß
und zermalmte alles, und was übrig blieb, zertrat es mit den Füßen. Von den anderen
Tieren war es völlig verschieden. Auch hatte es zehn Hörner.
8Als
ich die Hörner betrachtete, da wuchs zwischen ihnen ein anderes, kleineres Horn
empor, und vor ihm wurden drei von den früheren Hörnern ausgerissen; und an
diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das anmaßend redete.
9Ich
sah immer noch hin; da wurden Throne aufgestellt, und ein Hochbetagter nahm
Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haar wie reine Wolle. Feuerflammen
waren sein Thron, und dessen Räder waren loderndes Feuer.
10Ein
Strom von Feuer ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm,
zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz, und es
wurden Bücher aufgeschlagen.
11Ich
sah immer noch hin, bis das Tier - wegen der anmaßenden Worte, die das Horn
redete - getötet wurde. Sein Körper wurde dem Feuer übergeben und vernichtet.
12Auch
den anderen Tieren wurde die Herrschaft genommen. Doch ließ man ihnen das Leben
bis zu einer bestimmten Frist.
13Immer
noch hatte ich die nächtlichen Visionen: Da kam mit den Wolken des Himmels
einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor
ihn geführt.
14Ihm
wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und
Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche
Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.
Antwortpsalm |
Dan 3, 75.76.77.78.79.80.81 (R: 75b) |
75 Preist den Herrn, ihr Berge und Hügel. |
(GL neu 619, 2 oder 60, 1) |
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit! |
VI. Ton |
76
Preist den Herrn, all ihr Gewächse auf Erden.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
77
Preist den Herrn, ihr Quellen.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
78
Preist den Herrn, ihr Meere und Flüsse.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
79
Preist den Herrn, ihr Tiere des Meeres.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
80
Preist den Herrn, all ihr Vögel am Himmel.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
81
Preist
den Herrn, all ihr Tiere, wilde und zahme.
R Lobt und rühmt ihn in Ewigkeit!
Jahr II
Zur Lesung Mit Offb 19,11 beginnt der Schlussakt des endzeitlichen Dramas. Christus
erscheint, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten (19,11; vgl. Jes 11,4). In
20,1-10 wird das Gericht über den Satan (= Drache = alte Schlange = Teufel)
geschildert, in 20, 11-15 das Weltgericht, in 21,1-8 die neue Schöpfung. - Die
Deutung von 20,1-10 war in der alten Kirche heftig umstritten. Es ist die
Schriftstelle, auf die sich die Lehre vom tausendjährigen Reich gegründet hat.
Der Satan wird gefesselt und in den Abgrund geworfen. Hier ist er „für 1000
Jahre“ eingesperrt; die Märtyrer werden auferweckt und üben zusammen mit
Christus 1000 Jahre lang die Herrschaft aus (20,4). Zum Verständnis dieser
Stelle ist zunächst wichtig, dass die 1000 Jahre nicht als mathematische
Zeitangabe verstanden werden können. Statt 1000 Jahre könnte es auch heißen:
ein Tag (vgl. 2 Petr 3,8). Gemeint ist vermutlich die für uns nicht messbare
Zeit des Reiches Christi. Für die Märtyrer, die treuen Zeugen Christi, ist es
bereits Zeit des Sieges, der endgültigen Rettung. Für die Übrigen findet das
Gericht nach Ablauf der „1000 Jahre“ statt (20,11-15). Alle Menschen („die
Großen und die Kleinen“) werden auferweckt und erscheinen vor dem Thron Gottes.
Das Urteil richtet sich nach den Taten, die alle bei Gott in Erinnerung sind
(das ist der Sinn des himmlischen Buches). Alles Vergängliche wird dann
vergangen sein (21,1); die neue Schöpfung, das neue Jerusalem geht in
strahlender Klarheit und heiliger Sammlung dem Herrn entgegen. - Zu 20,1-4:
Gen 3,1; Jes 24,22; Lk 8,31; Joh 12,31; 1 Joh 5,18; 1 Kor 15,24-28. - Zu
20,11-15: Jes 6,1; Ps 114,3.7; Jes 25,8; 21,6; Dan 7,9-10; Röm 14,10; 2
Kor 5,10. - Zu 21,1-2: Jes 65,17; 66,22; 52,1; 61,10; Gal 4,26-27.
ERSTE Lesung |
Offb 20, 1-4.11 - 21, 2 |
Die Toten wurden gerichtet, jeder nach seinen
Werken
Ich sah das neue Jerusalem aus dem Himmel
herabkommen
Lesung
aus der Offenbarung des Johannes
1Ich,
Johannes, sah einen Engel vom Himmel herabsteigen; auf seiner Hand trug er den
Schlüssel zum Abgrund und eine schwere Kette.
2Er
überwältigte den Drachen, die alte Schlange - das ist der Teufel oder der Satan
-, und er fesselte ihn für tausend Jahre.
3Er
warf ihn in den Abgrund, verschloss diesen und drückte ein Siegel darauf, damit
der Drache die Völker nicht mehr verführen konnte, bis die tausend Jahre
vollendet sind. Danach muss er für kurze Zeit freigelassen werden.
4Dann
sah ich Throne; und denen, die darauf Platz nahmen, wurde das Gericht
übertragen. Ich sah die Seelen aller, die enthauptet worden waren, weil sie an
dem Zeugnis Jesu und am Wort Gottes festgehalten hatten. Sie hatten das Tier
und sein Standbild nicht angebetet, und sie hatten das Kennzeichen nicht auf
ihrer Stirn und auf ihrer Hand anbringen lassen. Sie gelangten zum Leben und
zur Herrschaft mit Christus für tausend Jahre.
11Dann
sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor seinem Anblick
flohen Erde und Himmel, und es gab keinen Platz mehr für sie.
12Ich
sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden
aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden
nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war.
13Und
das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren; und der Tod und die Unterwelt
gaben ihre Toten heraus, die in ihnen waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach
seinen Werken.
14Der
Tod und die Unterwelt aber wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite
Tod: der Feuersee.
15Wer
nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen.
1Dann
sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die
erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.
2Ich
sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel
herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt
hat.
Antwortpsalm |
Ps 84 (83), 3.4.5-6a u. 8a (R: Offb 21, 3b) |
R Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen! - R |
(GL neu 653, 3) |
3 Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht |
V. Ton |
nach dem Tempel des Herrn.
Mein Herz und mein Leib jauchzen ihm
zu,
ihm, dem
lebendigen Gott. - (R)
4 Auch der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre
Jungen -
deine Altäre, Herr der Heerscharen,
mein Gott und mein König. - (R)
5 Wohl denen, die wohnen in deinem Haus,
die dich allezeit loben.
6a
Wohl den Menschen, die Kraft finden in
dir;
8a sie schreiten dahin mit wachsender Kraft. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Lk 21, 28 |
Halleluja.
Halleluja.
Richtet
euch auf, und erhebt euer Haupt;
denn eure
Erlösung ist nahe.
Halleluja.
Zum Evangelium Die Welt ist reif für das Gericht, das Reich Gottes ist nahe: das
sollen die Jünger an den Zeichen erkennen, die dem Kommen des Menschensohnes
vorausgehen: Verfolgungen, Wirren und Katastrophen von kosmischen Ausmaßen. Die
Zeichen sind so sicher, wie es sicher ist, dass nach dem Frühjahr der Sommer
kommt. Sommer bedeutet in der Sprache der Bibel Ernte: die Zeit der Ernte aber
ist die Zeit des Gerichts. Auch die Zerstörung Jerusalems war ein Gericht, eine
Offenbarung der Königsherrschaft Gottes. Das Wort von „dieser Generation“, die
nicht vergehen wird, „bis alles eintrifft“, hat (ebenso wie Lk 9,29) der
Erklärung
von jeher Schwierigkeiten bereitet. Es scheint eine Zeitangabe zu sein und ist
doch keine. Jeder Leser des Evangeliums soll mit offenen Augen in seiner Zeit
die Zeichen erkennen und begreifen, dass diese Welt im Vergehen ist und dass
sie unter dem richtenden und rettenden Wort Gottes steht. - Mt 24,32-36; Mk
13,28-32; Lk 9,27; 12,56; Joh 4,35; Joel 4,13-14.
Evangelium |
Lk 21, 29-33 |
Wenn ihr all das geschehen seht, sollt ihr erkennen, dass das Reich Gottes nahe ist
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
29gebrauchte
Jesus einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen
Bäume an:
30Sobald
ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
31Genauso
sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Reich Gottes
nahe ist.
32Amen,
ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft.
33Himmel
und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, dessen Wort ewiges Leben schenkt, beten wir:
Festige
alle Christen im Glauben an dich und deine Botschaft.
A.: Herr, erhöre uns.
Wecke
in den Völkern den Geist der Gerechtigkeit und des Friedens.
Befreie
alle Unterdrückten aus ihrer Not.
Führe
uns zur vollen Freiheit der Kinder Gottes.
Herr
Jesus Christus, auf dein Wort können wir uns verlassen. Dir sei Dank und
Lobpreis in Ewigkeit. A.: Amen.
„Gott ist der Herr der Geschichte. Er führt sie einem geheimnisvollen Ziel zu.
Wo das liegt, ist wohl nicht zu sagen. Manche meinen, es sei die Höhe der
Vollendung; andere, die letzte Tiefe des Niedergangs; wieder andere, der
Augenblick, da alle Möglichkeiten zur Auswirkung gekommen sind. Nach der
Offenbarung scheint die Geschichte so zu gehen, dass der Mensch der
Entscheidung für und gegen Gott immer weniger ausweichen kann.
Ist Gott wirklich der Herr der
Geschichte? Macht sie den Eindruck, von ihm gelenkt zu sein? Zuweilen fühlen
wir das Walten Gottes, etwa in Erlebnissen der Rettung, oder der Strafe, oder
der inneren Geborgenheit; im Allgemeinen aber scheint sie aus sich selber zu
laufen. Auch diese Tatsache hebt das Herrentum Gottes nicht auf, sondern
offenbart nur dessen Eigenart. Wenn er die Freiheit wollte, musste er auch ihre
Folgen wollen ...
Je genauer man das Leben
kennen lernt, desto tiefer versteht man die Notwendigkeit des Endgerichts.
Keiner hat Veranlassung, sich auf das Gericht zu freuen, denn es ergeht auch
über ihn. Trotzdem ruft die innere Sehnsucht nach jenem ,letzten aller Tage‘,
an dem jeder sein Recht bekommt und die Herrschaft Gottes offenbar wird“
(Romano Guardini).