DIENSTAG DER 6.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott.
Du
hast uns geschaffen -
doch
wir kennen dich kaum.
Du
liebst uns -
und
doch bist du uns fremd.
Offenbare
dich deiner Gemeinde.
Zeig
uns dein Gesicht.
Sag
uns, wer du bist
und
was du für uns bedeutest.
Lehre
uns
dich
erkennen, dich verstehen, dich lieben.
Darum
bitten wir durch Jesus Christus.
(MB 305, 2)
Oder ein anderes
Tagesgebet
Jahr I
Zur
Lesung Von Adam bis zur Sintflut geht es mit der
Menschheit abwärts. Für die Deutung der Situation sind die Verse 6,5-8 von
besonderer Wichtigkeit. Bisher haben wir im Buch Genesis einzelne Berichte
gelesen, aber noch keine solche grundsätzliche Überlegung: Hier steht nun eine
harte grundsätzliche Aussage über das „Herz“ des Menschen und eine zweite über
das Herz Gottes. „Herz“ im biblischen Sinn ist die tiefe Mitte des Menschen:
Gefühl, Verstand und Wille; der Ort, wo die Entscheidungen fallen. Die Bibel
spricht von Gott so, wie man von einer menschlichen Person spricht, nicht um
Gott auf die Stufe des Menschen herabzuholen, sondern einfach um Gott für die
Menschen überhaupt zugänglich und verständlich zu machen. Wir haben ja auch
heute noch, wenn wir von Gott reden, keine andere Sprache als die menschliche.
Und Gott ist ein lebendiger Gott, er ist nicht ein starres Prinzip oder eine
ruhende Idee. Dieser Gott also ist bekümmert und enttäuscht. Um die Menschheit
überhaupt zu retten, wird ein Gericht notwendig sein, das fast einer Vernichtung
gleichkommt. Dennoch: Gott hasst seine Schöpfung nicht; ein Rest wird gerettet
werden, und mit diesem Rest, mit Noach und seinen Söhnen, wird die
Menschheitsgeschichte neu beginnen. - Weish 14,6-7; Mt 24,37-39; 1 Petr 3,18-21; Ps 14,2-3; 1 Sam 15,11.35; Sir 17,31; Jer 18,10; 26,3; Hebr 11,7;
Weish 4,10; 2 Petr 2,5; 3,6.
ERSTE Lesung |
Gen 6, 5-8; 7, 1-5.10 |
Ich
will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden
vertilgen
Lesung aus dem Buch
Genesis
5Der
Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass
alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse
war.
6Da
reute es den Herrn, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat
seinem Herzen weh.
7Der
Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden
vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels,
denn es reut mich, sie gemacht zu haben.
8Nur
Noach fand Gnade in den Augen des Herrn.
1Darauf
sprach der Herr zu Noach: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus, denn ich
habe gesehen, dass du unter deinen Zeitgenossen vor mir gerecht
bist.
2Von
allen reinen Tieren nimm dir je sieben Paare mit, und von allen unreinen Tieren
je ein Paar,
3auch
von den Vögeln des Himmels je sieben Männchen und Weibchen, um Nachwuchs auf der
ganzen Erde am Leben zu erhalten.
4Denn
noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte
lang auf die Erde regnen und tilge vom Erdboden alle Wesen, die ich gemacht
habe.
5Noach
tat alles, was ihm der Herr aufgetragen hatte.
10Als die sieben Tage vorbei waren, kam das Wasser der Flut über die Erde.
Antwortpsalm |
Ps 29 (28), 1-2.3ac-4.3b u. 9b-10 (R: vgl. 11b) |
R Der Herr schenkt seinem Volk den Frieden. - R |
(GL neu 633,5) |
1 Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, |
II. Ton |
bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!
2
Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens
werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck! - (R)
3ac Die Stimme des Herrn
erschallt über den Wassern,
der Herr über gewaltigen Wassern.
4 Die
Stimme des Herrn ertönt mit Macht,
die Stimme des Herrn voll Majestät. -
(R)
3b Der Gott der
Herrlichkeit donnert.
9b
In seinem Palast
rufen alle: O herrlicher Gott!
10
Der Herr thront
über der Flut,
der Herr thront als König in Ewigkeit. - R
Jahr II
Zur
Lesung Die Lesung beginnt mit einer Seligpreisung
(„Glücklich der Mann ...“), die inhaltlich auf Vers 2 zurückweist und einen
Grundgedanken des Alten und Neuen Testaments ausspricht: der Glaube und die
Treue des Menschen müssen sich in der Prüfung bewähren. Die Bewährung ist aber
nur in der Liebe möglich. Denen, die Gott lieben, wird das Leben als Siegeskranz
verheißen. Im Alten Testament ist es wiederholt Gott selbst, der die Menschen
„prüft“ (z. B. Abraham, Gen 22,1). Ist also Gott dafür verantwortlich, wenn der
Mensch versagt? Eine solche Vorstellung wird entschieden abgewiesen. Gott prüft
zwar, aber er „versucht“ nicht (vgl. V. 3 und V. 13): er gibt Gelegenheit zur
Bewährung, aber er stellt keine Falle. Von Gott kommen nur gute Gaben; von ihm
kommt das Licht, nicht die Finsternis; das Leben, nicht der Tod (V. 16-18).
Versuchung, Sünde und Tod (V. 13-15) können nur aus dem Herzen des Menschen
kommen, von der Begierde, die den Menschen lockt und fängt und verdirbt. Woher
die Begierde letzten Endes kommt, wird hier nicht erklärt. Wichtig ist dem
Verfasser, dass sie nicht von Gott kommt, und das weiß er aus seiner klaren und
großen Gottesvorstellung. - Röm 8,28; Weish 5,15-16; Spr 19,3; Sir 15,11-20;
Röm 7,8-10.23; 5,12; 6,23; Mt 7,11; Joh 3,3; 8,12; 1 Joh 1,5; Joh 1,12-13; Eph 1,13; 1 Petr 1,23; Offb 14,4.
ERSTE Lesung |
Jak 1, 12-18 |
Gott
führt niemand in Versuchung
Lesung aus dem
Jakobusbrief
12Glücklich der Mann, der in
der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des
Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben.
13Keiner, der in Versuchung
gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann
nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand
in Versuchung.
14Jeder wird von seiner
eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung
geführt.
15Wenn die Begierde dann
schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt; ist die Sünde reif
geworden, bringt sie den Tod hervor.
16Lasst euch nicht irreführen,
meine geliebten Brüder;
17jede gute Gabe und jedes
vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine
Veränderung und keine Verfinsterung gibt.
18Aus freiem Willen hat er uns
durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gleichsam die Erstlingsfrucht
seiner Schöpfung seien.
Antwortpsalm |
Ps 94 (93), 12-13.14-15.18-19 (R: vgl. 12a) |
R Selig der Mensch, den du erziehst, o Herr. - R |
(GL neu 71,1) |
12 Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, |
VIII. Ton |
den du mit deiner Weisung belehrst.
13 Du bewahrst ihn
vor bösen Tagen
bis man dem Frevler die Grube gräbt. - (
R)
14 Ja, der Herr wird
sein Volk nicht verstoßen
und niemals sein Erbe verlassen.
15 Nun spricht man
wieder Recht nach Gerechtigkeit;
ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen. -
(R)
18 Wenn ich sage:
„Mein Fuß gleitet aus“,
dann stützt mich, Herr, deine Huld.
19 Mehren sich die
Sorgen des Herzens,
so erquickt dein Trost meine Seele. -
R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Joh 14, 23 |
Halleluja.
Halleluja.
(So
spricht der Herr:)
Wer
mich liebt, hält fest an meinem Wort.
Mein
Vater wird ihn lieben, und wir werden bei ihm wohnen.
Halleluja.
Zum
Evangelium Der Unglaube der Jünger ist von anderer Art
als der der Pharisäer. „Sie hatten nur ein einziges Brot bei sich im Boot“ und
machen sich Sorge; sie wissen noch immer nicht, wen sie bei sich im Boot haben:
den, der das lebendige Brot ist und der die Speise gibt für das ewige Leben
(vgl. Joh 6,27.32-35). Den Unglauben dieser Jünger könnte man harmlos nennen,
wenn nicht so viel geschehen wäre, was ihnen die Augen hätte öffnen müssen. „Ist
denn euer Herz verstockt?“ Die Frage gilt heute uns: haben wir begriffen, wen
wir in unserer Mitte haben? Auch „der Sauerteig der Pharisäer“ gehört keineswegs
nur der Vergangenheit an. - Mt 16,5-12; Lk 12,1; Mk 4,13; Jer 5,21; Ez 12,2.
Evangelium |
Mk 8, 14-21 |
Hütet
euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!
+
Aus dem
heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
14hatten
die
Jünger vergessen, bei der Abfahrt Brote mitzunehmen; nur ein einziges
hatten sie dabei.
15Und
Jesus warnte sie: Gebt acht, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem
Sauerteig des Herodes!
16Sie
aber machten sich Gedanken, weil sie kein Brot bei sich
hatten.
17Als
er das merkte, sagte er zu ihnen: Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr
kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist denn euer Herz
verstockt?
18Habt
ihr denn keine Augen, um zu sehen, und keine Ohren, um zu hören? Erinnert ihr
euch nicht:
19Als
ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wie viele Körbe voll Brotstücke
habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten ihm: Zwölf.
20Und
als ich die sieben Brote für die Viertausend brach, wie viele Körbe voll habt
ihr da aufgesammelt? Sie antworteten: Sieben.
21Da
sagte er zu ihnen: Versteht ihr immer noch nicht?
FÜRBITTEN
Mit
unseren Bitten wenden wir uns an Jesus Christus, der um die Einheit der Jünger
gebetet hat:
Ermutige
alle, die deinen Namen tragen, die Glaubensspaltungen zu überwinden. (Stille) Christus, höre uns.
A.:
Christus, erhöre uns.
Segne
alle Bemühungen, mehr Gerechtigkeit zwischen den Menschen zu schaffen. (Stille) Christus, höre uns.
A.:
Christus, erhöre uns.
Lass
einsame Menschen erleben, dass sie nicht verlassen sind. (Stille) Christus, höre uns.
Nimm
von uns ängstliche Sorge, und festige unser Vertrauen in deine Güte. (Stille) Christus, höre uns.
Herr, unser Gott, ohne deinen Beistand vermögen wir nichts. Erhöre unsere Bitten durch Christus, unseren Herrn.
A.: Amen.
„Der
Schwerpunkt des Gesprächs über
die Speisewunder liegt auf den übrig gebliebenen zwölf und sieben Körben voll
Brotstücken, nicht etwa auf dem Faktum der wunderbaren Speisung einer so großen
Menge. Das übrig gebliebene Brot sollte die Jünger also an und für sich
aufgeklärt haben ... Es weist darauf hin, dass Markus die eucharistische Deutung
der Brotvermehrung im Sinn hat. Mit den Jüngern meint er seine Leser: das Brot,
das Jesus für die Menge brach (offensichtlich eucharistischer Ausdruck), gehört
nicht zu einem abgeschlossenen Ereignis der Vergangenheit. Das ‚übrig gebliebene
Brot‘ reicht als eucharistische Speise in die Gegenwart hinein und verbindet die
Gemeinde mit dem auf geheimnisvolle Weise gegenwärtigen Christus“ (A.
Heising).