DONNERSTAG DER 16.
WOCHE IM JAHRESKREIS
Tagesgebet
Gott, du Ursprung unseres Heils,
durch die Wiedergeburt in der Taufe
hast du uns gerecht gemacht
und uns befähigt, ewiges Leben zu empfangen.
Schenke uns die Fülle dieses Lebens
in deiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 1791)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Die Kapitel 19-24 sind die Mitte des Buches Exodus; sie berichten über
die Mitteilung der Zehn Gebote und den Bundesschluss am Sinai. Zunächst (Kap.
19) muss sich das ganze Volk auf die Gottesbegegnung vorbereiten. Das Volk
bleibt am Fuß des Berges stehen, Mose allein darf hinaufsteigen; er ist der
Mittler zwischen Gott und dem Volk. Die Gotteserscheinung selbst wird als ein
furchtbares Gewitter beschrieben. Aber nicht das Gewitter war das
Außerordentliche, sondern die Tatsache, dass die Israeliten in Blitz und Donner
das Kommen Gottes erlebten. Im Donner hörten sie die Stimme Jahwes, in Feuer,
Rauch und Wolke wurde ihnen seine Nähe sichtbar, auch wenn sie seine Gestalt
nicht sahen. Später wird der Prophet Elija auf diesem Berg eine neue Erfahrung
machen: nicht in Blitz und Donner und Erdbeben offenbart Gott sein Wesen,
sondern
im leisen Windhauch, im Wort. Auch jetzt ist das Wesentliche für Israel das
Wort, mit dem Gott das Volk vor die Entscheidung seiner Geschichte stellt. -
Dtn 4,9-13; 5,2-5.23-31; 2 Sam 22,8; 1 Kön 19,11-13; Ps 18,8-15; Jes 6,4;
29,6; 30,30; Mt 17,5; Hebr 12,18-19.
ERSTE Lesung |
Ex 19, 1-2.9-11.16-20 (20b) |
Der Herr wird vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai
herabsteigen
Lesung aus dem Buch Exodus
1Im dritten Monat nach dem
Auszug der Israeliten aus Ägypten – am heutigen Tag - kamen sie in der Wüste
Sinai an.
2Sie waren von Refidim
aufgebrochen und kamen in die Wüste Sinai. Sie schlugen in der Wüste das Lager
auf. Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg.
9Der Herr sprach zu Mose: Ich
werde zu dir in einer dichten Wolke kommen; das Volk soll es hören, wenn ich
mit dir rede, damit sie auch an dich immer glauben. Da berichtete Mose dem
Herrn, was das Volk gesagt hatte.
10Der Herr sprach zu Mose: Geh
zum Volk! Ordne an, dass sie sich heute und morgen heilig halten und ihre
Kleider waschen.
11Sie sollen sich für den
dritten Tag bereithalten. Am dritten Tag nämlich wird der Herr vor den Augen
des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen.
16Am dritten Tag, im
Morgengrauen, begann es zu donnern und zu blitzen. Schwere Wolken lagen über
dem Berg, und gewaltiger Hörnerschall erklang. Das ganze Volk im Lager begann
zu zittern.
17Mose führte es aus dem Lager
hinaus Gott entgegen. Unten am Berg blieben sie stehen.
18Der ganze Sinai war in Rauch
gehüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen. Der Rauch stieg vom
Berg auf wie Rauch aus einem Schmelzofen. Der ganze Berg bebte gewaltig,
19und der Hörnerschall wurde
immer lauter. Mose redete, und Gott antwortete im Donner.
20Der Herr war auf den Sinai,
auf den Gipfel des Berges, herabgestiegen. Er hatte Mose zu sich auf den Gipfel
des Berges gerufen, und Mose war hinaufgestiegen.
Antwortpsalm |
Dan 3, 52.53.54.55.56 (R: vgl. 52b) |
52 Gepriesen bist du, Herr, du Gott unserer Väter, |
(GL neu 616, 3.4.) |
R
Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
53 Gepriesen bist du im Tempel deiner
heiligen Herrlichkeit.
R
Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
54 Gepriesen bist du, der in die Tiefen
schaut und auf Kerubim thront.
R
Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
55 Gepriesen bist du auf dem Thron deiner
Herrschaft.
R
Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
56 Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels.
R Gerühmt
und verherrlicht in Ewigkeit.
Jahr II
Zur Lesung Seine erste Rede (2,1-19) hat Jeremia in Jerusalem gehalten, und zwar
„laut ins Ohr“, so dass jeder es hören musste. Jeremia beurteilt die Geschichte
ähnlich wie Hosea. Die Zeit der Wüstenwanderung gilt ihm als die Zeit der
ungebrochenen Treue zum Gott des Sinaibundes. Damals hielt sich Israel an
Jahwe, und Jahwe half seinem Volk. Nach der Einwanderung in das „Gartenland“
Kanaan kam der Abfall zu den Landesgottheiten, den Baalen. Die Schuld trifft
vor allem die Verantwortlichen im Volk: Priester, Gesetzeslehrer, Könige und
Propheten. Ist es zu verwundern, dass Jahwe dieses Volk seinen Feinden
preisgab? Aber unbegreiflich, unerhört ist es, dass ein Volk seinen Gott
verlässt, der ihm nur Gutes getan hat. Der heutige Leser findet das vielleicht
nicht so unerhört: wir haben in der Geschichte des Neuen Bundes Ähnliches
gesehen und uns daran gewöhnt. - Hos 2,16-17; Ez 16; Jer 31,20; Jes 1,2-3;
Dtn 8,7-10; Röm 1,23; Jer 17,13; Ps 36,10; Bar 3,12; Joh 4,5-42.
ERSTE Lesung |
Jer 2, 1-3.7-8.12-13 |
Mich haben sie verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich
Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen
Lesung aus dem Buch Jeremia
1Das Wort des Herrn erging an
mich:
2Auf! Ruf Jerusalem laut ins
Ohr: So spricht der Herr: Ich denke an deine Jugendtreue, an die Liebe deiner
Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat.
3Heiliger Besitz war Israel
dem Herrn, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon aß, machte sich schuldig,
Unheil kam über ihn - Spruch des Herrn.
7Ich brachte euch dann in das
Gartenland, um euch seine Früchte und Güter genießen zu lassen. Aber kaum seid
ihr dort gewesen, da habt ihr mein Land entweiht und mir mein Eigentum zum
Abscheu gemacht.
8Die Priester fragten nicht:
Wo ist der Herr? Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des
Volkes wurden mir untreu. Die Propheten traten im Dienst des Baal auf und
liefen unnützen Götzen nach.
12Entsetzt euch darüber, ihr
Himmel, erschaudert gewaltig - Spruch des Herrn.
13Denn mein Volk hat doppeltes
Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um
sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.
Antwortpsalm |
Ps 36 (35), 6-7b.8-9.10-11 (R: vgl. 10a) |
R Bei dir, o Herr, ist die Quelle des Lebens. - R |
(GL neu 426 oder 312,6 oder 40,1) |
6 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist |
VIII. oder V. oder I. Ton |
deine Treue, so weit die Wolken ziehn. |
|
7ab Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge
Gottes,
deine Urteile sind tief wie das Meer. - (R)
8
Gott, wie köstlich ist deine Huld!
Die Menschen bergen sich im Schatten
deiner Flügel,
9 sie laben sich am Reichtum deines
Hauses;
du tränkst sie mit dem Strom deiner
Wonnen. - (R)
10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
in deinem Licht schauen wir das Licht.
11 Erhalte denen, die dich kennen, deine Huld
und deine Gerechtigkeit den Menschen
mit redlichem Herzen! - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Mt 11, 25 |
Halleluja.
Halleluja.
Sei
gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du
hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Zum Evangelium „Warum
redest du zu ihnen in Gleichnissen?“ fragen die Jünger und meinen damit: Warum
sprichst du nicht direkt und offen zu ihnen? Der Kern der Antwort Jesu steckt
in 13,11; und es ist ein harter Kern: Euch ist es gegeben - ihnen ist es nicht
gegeben. Gibt es also Menschen, denen die Botschaft von der Königsherrschaft
Gottes von vornherein verschlossen und der Eintritt verwehrt ist? Ja, es gibt
ein Geheimnis der Berufung und Erwählung, aber es ist nicht nur ein Geheimnis
Gottes, es ist auch das Geheimnis des Menschen selbst. Gott zieht seine Gaben
dann zurück, wenn der Empfänger durch eigene Schuld unfähig geworden ist, sie
anzunehmen. Das gilt für Israel, und es gilt für alle Zeiten. Gleichnis ist
letzten Endes alles, was in menschlicher Sprache über Gottes Wesen und seine
Wege gesagt werden kann. Die Taten Jesu sind in diesem Verständnis ebenso
„Gleichnis“ wie seine Worte: Zeichen, die zugleich offenbaren und verhüllen.
Auch alles, was die Jünger Jesu in seinem Auftrag sagen und tun, bleibt
gleichnishaft; und doch werden „die Geheimnisse des Himmelreichs“ von denen
erkannt, denen ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge gegeben ist. - Mk 4,10-12.25; Lk 8,9-10.18; Ex 33,19; Mt 11,25-27; 25,29; Lk 19,26; Joh 9,39;
Röm 11,8; Jes 6,9-10; Joh 12,40; Apg 28,26-27; Lk 10,23-24; Eph 3,5; 1
Petr 1,12.
Evangelium |
Mt 13, 10-17 |
Euch ist es gegeben, die
Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit
10kamen die
Jünger zu Jesus und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
11Er antwortete:
Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen; ihnen aber
ist es nicht gegeben.
12Denn wer hat,
dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird
auch noch weggenommen, was er hat.
13Deshalb rede ich
zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören
und doch nicht hören und nichts verstehen.
14An ihnen erfüllt
sich die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen;
sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.
15Denn das Herz
dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und
ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und
mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht
kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.
16Ihr aber seid
selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.
17Amen, ich sage
euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr
seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es
nicht gehört.
Fürbitten
Zu
Jesus Christus, der uns das Geheimnis Gottes erschlossen hat, wollen wir beten:
Sende
deinem Volk den Heiligen Geist, dass es deine Botschaft mit größerer
Bereitschaft annimmt.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Hilf,
dass bei allen Völkern die Achtung vor der Würde jedes Menschen zunimmt.
Wecke
die Gleichgültigen auf, und mach sie eifrig in guten Werken.
Rufe
junge Menschen in deinen Dienst, und lass sie großherzig deinem Ruf folgen.
Herr, unser Gott, du hast uns verschiedene Gaben verliehen. Gib, dass wir
damit den Mitmenschen dienen durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Was ist das Besondere in Jesu Verkündigung, wie sie seine
prophetischen Worte und vor allem seine Gleichnisse aussprechen? Die Antwort
kann nur lauten: Das Heute und Jetzt, da Jesus mit seiner Botschaft seinen
Hörern begegnet, hat in seiner Verkündigung alles Gewicht: ‚Heil den Augen, die
sehen, was ihr seht, denn ich sage euch: viele Propheten und Könige wollten
sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen; sie wollten hören, was ihr
hört, und haben es nicht gehört.‘ In Jesu Wort hat die Botschaft vom
Gottesreich nicht mehr den Klang einer Vertröstung auf eine ferne Zukunft und
einer geheimnisvoll ausgemalten Jenseitsvision wie bei den Apokalyptikern
seiner Zeit. Er selbst tritt in das Kampffeld zwischen Gott und den satanischen
Mächten, Heil verkündigend und Heil bringend für die Armen, Hungernden und
Weinenden, denen seine Seligpreisung gilt, aber auch Gericht verkündigend und
Gericht bringend über die Satten und Selbstgerechten, die das göttliche Heil
schon in der Tasche zu haben meinen oder mit ihren Frömmigkeitswerken sich
erzwingen wollen. Nicht dereinst irgendwann, sondern heute schon gegenüber Jesu
Wort und Tun fallen die letzten Entscheidungen“ (G. Bornkamm).