Dienstag der 20. Woche
im Jahreskreis
Tagesgebet
Gott, alles Gute, das wir wollen,
hast du uns eingegeben,
und du hilfst uns, es zu vollbringen.
Du berufst Männer und Frauen,
alles zu verlassen, um Christus nachzufolgen.
Führe sie auf dem Weg des Heiles,
gib, dass sie sich um den Geist der Armut
und der Demut mühen
und dir und den Menschen dienen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 1036)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Die Midianiter waren Beduinen, die ihr Stammesgebiet am Golf von Akaba
hatten, aber ihren Machtbereich zuzeiten bis nach Palästina und dem
Ostjordanland ausdehnten. Von ihrer Zurückweisung durch Gideon, den
bedeutendsten der „Richter“ (um 1100 v. Chr.), erzählen die Kapitel 6-8 des
Richterbuches. Die heutige Lesung enthält die Berufungsgeschichte Gideons.
Darin kehren manche Züge wieder, die uns aus der Berufung des Mose bekannt
sind: Auftrag, Israel zu retten; Einwand des Berufenen; Zusicherung göttlicher
Hilfe und Gewährung eines Zeichens. Am Schluss wird die Gründung eines
Jahwe-Heiligtums in Ofra (in der Nähe von Sichem) berichtet. Nicht um die
Ruhmestaten eines Menschen geht es in diesem und den folgenden Kapiteln dem
biblischen Verfasser; die Rettung Israels soll deutlich als Tat Gottes, nicht
als Menschentat sichtbar werden. - Ex 3,10-12; 4,1-9; Lev 9,24; 1 Kön 18,38; 1 Chr 21,26; 2 Chr 7,1; Ex 33,20; Gen 33,20; Ex 17,15; 1 Sam 14,35.
ERSTE Lesung |
Ri 6, 11-24a |
Gideon, geh und befrei Israel: Ich sende dich
Lesung aus dem Buch der Richter
In
jenen Tagen
11kam der
Engel des Herrn und setzte sich unter die Eiche bei Ofra, die dem
Abiësriter Joasch gehörte. Sein Sohn Gideon war gerade dabei, in der Kelter
Weizen zu dreschen, um ihn vor Midian in Sicherheit zu bringen.
12Da
erschien ihm der Engel des Herrn und sagte zu ihm: Der Herr sei mit dir,
starker Held.
13Doch
Gideon sagte zu ihm: Ach, mein Herr, ist der Herr wirklich mit uns? Warum hat
uns dann all das getroffen? Wo sind alle seine wunderbaren Taten, von denen uns
unsere Väter erzählt haben? Sie sagten doch: Wirklich, der Herr hat uns aus
Ägypten heraufgeführt. Jetzt aber hat uns der Herr verstoßen und uns der Faust
Midians preisgegeben.
14Da
wandte sich der Herr ihm zu und sagte: Geh und befrei mit der Kraft, die du
hast, Israel aus der Faust Midians! Ja, ich sende dich.
15Er
entgegnete ihm: Ach, mein Herr, womit soll ich Israel befreien? Sieh doch,
meine Sippe ist die schwächste in Manasse, und ich bin der Jüngste im Haus
meines Vaters.
16Doch
der Herr sagte zu ihm: Weil ich mit dir bin, wirst du Midian schlagen, als wäre
es nur ein Mann.
17Gideon
erwiderte ihm: Wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, dann gib mir ein Zeichen
dafür, dass du selbst es bist, der mit mir redet.
18Entfern
dich doch nicht von hier, bis ich zu dir zurückkomme; ich will eine Gabe für
dich holen und sie vor dich hinlegen. Er sagte: Ich werde bleiben, bis du
zurückkommst.
19Gideon
ging ins Haus hinein und bereitete ein Ziegenböckchen zu sowie ungesäuerte
Brote von einem Efa Mehl. Er legte das Fleisch in einen Korb, tat die Brühe in
einen Topf, brachte beides zu ihm hinaus unter die Eiche und setzte es ihm vor.
20Da
sagte der Engel Gottes zu ihm: Nimm das Fleisch und die Brote, und leg sie hier
auf den Felsen, die Brühe aber gieß weg! Gideon tat es.
21Der
Engel des Herrn streckte den Stab aus, den er in der Hand hatte, und berührte
mit seiner Spitze das Fleisch und die Brote. Da stieg Feuer von dem Felsblock
auf und verzehrte das Fleisch und die Brote. Der Engel des Herrn aber war
Gideons Augen entschwunden.
22Als
nun Gideon sah, dass es der Engel des Herrn gewesen war, sagte er: Weh mir,
Herr und Gott, ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen.
23Der
Herr erwiderte ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht
sterben.
24Gideon
errichtete an jener Stelle einen Altar für den Herrn und nannte ihn: Der Herr
ist Friede.
Antwortpsalm |
Ps 85 (84), 9.11-12.13-14 (R: 9b) |
R Frieden verkündet der Herr seinem Volk. - R |
(GL neu 633, 5) |
9 Ich will hören, was Gott redet: |
II. Ton |
Frieden verkündet der Herr seinem Volk
und seinen Frommen,
den Menschen mit redlichem Herzen. - (R)
11 Es begegnen einander Huld und Treue;
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
12 Treue sprosst aus der Erde hervor;
Gerechtigkeit blickt vom Himmel
hernieder. - (R)
13 Auch spendet der Herr dann Segen,
und unser Land gibt seinen Ertrag.
14 Gerechtigkeit geht vor ihm her,
und Heil folgt der Spur seiner
Schritte. - R
Jahr II
Zur Lesung In Kap. 25-32 stehen
Drohweissagungen gegen sieben Völker: die ganze Völkerwelt, die Jahwe in die
Hand Babels gegeben hat. Eine ganze Reihe von Weissagungen richtet sich gegen
Tyrus, die führende phönikische Stadt während der Königszeit Israels (26,1 bis
28,19). Die heutige Lesung ist ein Gerichtswort gegen den Fürsten (oder
„König“, V. 12) von Tyrus. Was in Kap. 26-27 über die Stadt gesagt war,
verdichtet sich hier auf die Person des Fürsten, der diese Stadt verkörpert.
Vor allem wird ihm Hochmut vorgeworfen. Reichtum, Macht, Weisheit: alles
besitzt dieser König, er fühlt sich wie ein Gott. Welcher Gott kann ihm etwas
geben oder etwas nehmen? Aber Jahwe sagt ihm: Du bist ein Mensch, du wirst
sterben wie alle die anderen, die du verachtest. - Gen 3,5; Jes 14,13-15; 2
Thess 2,4; Jes 31,3.
ERSTE Lesung |
Ez 28, 1-10 |
Du bist nur ein Mensch und kein Gott, obwohl du
im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott bist
Lesung
aus dem Buch Ezechiel
1Das
Wort des Herrn erging an mich:
2Menschensohn,
sag zum Fürsten von Tyrus: So spricht Gott, der Herr: Dein Herz war stolz, und
du sagtest: Ich bin ein Gott, einen Wohnsitz für Götter bewohne ich mitten im
Meer. Doch du bist nur ein Mensch und kein Gott, obwohl du im Herzen geglaubt
hast, dass du wie Gott bist.
3Gewiss,
du bist weiser als Daniel. Kein Geheimnis war dir zu dunkel.
4Durch
deine Weisheit und Einsicht schufst du dir Reichtum. Mit Gold und Silber
fülltest du deine Kammern.
5Durch
deine gewaltige Weisheit, durch deinen Handel hast du deinen Reichtum vermehrt.
Doch dein Herz wurde stolz wegen all deines Reichtums.
6Darum
- so spricht Gott, der Herr: Weil du im Herzen geglaubt hast, dass du wie Gott
bist,
7darum
schicke ich Fremde gegen dich, tyrannische Völker. Sie zücken das Schwert gegen
all deine prächtige Weisheit, entweihen deinen strahlenden Glanz.
8Man
stößt dich hinab in das Grab; wie einer durchbohrt wird und stirbt, so stirbst
du mitten im Meer.
9Willst
du dann angesichts deiner Mörder noch sagen: Ich bin ein Gott? Du bist nur ein
Mensch und kein Gott in der Hand deiner Mörder.
10Wie
Unbeschnittene sterben, so stirbst du durch Fremde; denn ich habe gesprochen - Spruch
Gottes, des Herrn.
Antwortpsalm |
Dtn 32, 26-27.28-29.30.35c-36b (R: 39c) |
R Ich bin es, der tötet und der lebendig macht. - R |
(GL neu 307, 5) |
26 Ich könnte sagen: Sie sollen nicht mehr
sein, |
I. Ton |
kein Mensch soll später noch an sie
denken,
27 müsste ich nicht auch ihren Feind
angreifen, der meinen Zorn erregt,
ihre Gegner, die sich nicht täuschen
sollen,
die nicht sagen sollen: Unsere Hand
ist erhoben,
der Herr hat nichts von allem getan. - (R)
28 Doch diesem Volk fehlt es an Rat,
ihm mangelt es an Verstand.
29 Wären sie klug, so begriffen sie alles
und verstünden, was in Zukunft mit
ihnen geschieht. - (R)
30 Wie kann ein einziger hinter tausend
herjagen,
und zwei zehntausend in die Flucht
schlagen,
es sei denn, ihr Fels hat sie
verkauft,
der Herr hat sie preisgegeben? - (R)
35cd Der Tag ihres Verderbens ist nah,
und ihr Verhängnis kommt schnell.
36ab Ja, der Herr wird seinem Volk Recht geben
und mit seinen Dienern Mitleid haben. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. 2 Kor 8, 9 |
Halleluja.
Halleluja.
Jesus
Christus, der reich war, wurde aus Liebe arm.
Und
durch seine Armut hat er uns reich gemacht.
Halleluja.
Zum Evangelium Von der Gefahr des Reichtums hat Jesus schon in der Bergpredigt
gesprochen: Der Mammon mit seinem Anspruch steht in direktem Gegensatz zum
Anspruch Gottes (Mt 6,24). Jesus verdammt die Reichen nicht, er will sie
retten. Wie schwierig das ist, sagt das Bild vom Kamel und vom Nadelöhr; die
Aussicht hindurchzukommen ist gleich Null. Mit Recht erschrecken die Jünger,
ähnlich wie sie beim Wort von der Unauflöslichkeit der Ehe erschrocken sind (Mt
19,10). Jesus antwortet ihnen auf zwei Fragen: 1. „Wer kann dann noch gerettet
werden?“ (V. 25), 2. „... was werden wir dafür bekommen?“ (V. 27). Gerettet
wird nur, wen Gott rettet; darin sind Arme und Reiche gleich, nur hat Gott es
mit den Reichen schwerer: er muss sie zuerst arm machen, und sie müssen sich
seiner Hand überlassen. Die zweite, von Petrus ausgesprochene Frage erhält
eine doppelte Antwort: Wer Jesus nachfolgt in Armut, Niedrigkeit und Tod, er
wird auch bei ihm sein in der kommenden Herrlichkeit; wer alles verlässt, wird
alles gewinnen. Nur durch den Tod hindurch gibt es Wiedergeburt und
Welterneuerung. - Mk 10,23-31; Lk 18,24-30; 22,28-30; 1 Kor 6,2; Offb 20,4; Lk 14,26; Mt 20,16; Lk 13,30.
Evangelium |
Mt 19, 23-30 |
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass
ein Reicher in das Reich Gottes gelangt
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
23Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur
schwer in das Himmelreich kommen.
24Nochmals
sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in
das Reich Gottes gelangt.
25Als
die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sagten: Wer kann dann noch
gerettet werden?
26Jesus
sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber
ist alles möglich.
27Da
antwortete Petrus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir
nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?
28Jesus
erwiderte ihnen: Amen, ich sage euch: Wenn die Welt neu geschaffen wird und der
Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir
nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels
richten.
29Und
jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater,
Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten
und das ewige Leben gewinnen.
30Viele
aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten
werden die Ersten sein.
Fürbitten
Wir
beten zu Christus, der das Licht der Welt ist:
Lass
alle Christen auf dein Wort hören und dir nachfolgen.
A.: Wir bitten dich, erhöre uns.
Berühre
die Herzen der Menschen, dass sie zum Glauben gelangen.
Mach
die Kranken zuversichtlich, und gib ihnen Vertrauen in ihre Helfer.
Schenke
jenen den verheißenen Lohn, die um deinetwillen alles verlassen haben.
Herr, unser Gott, alle Menschen willst du um dich versammeln. Lass auch
uns zu dir gelangen durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Nicht um die Veränderung der Verhältnisse geht es Jesus, sondern um die Umkehr des
Menschen.
‚Der Mensch ist etwas, das
überwunden werden muss‘, sagt Nietzsches Zarathustra. Aber diese Überwindung
setzt für Nietzsche den Tod Gottes voraus und die Epiphanie des Übermenschen.
Jesus würde dem Ziel zustimmen, aber die Voraussetzung bestreiten.
In der Tat: es geht Jesus um
die Überwindung des Menschen. Aber diese geschieht im Zeichen des lebendigen
Gottes und im Blick auf Jesus selbst, der von je der Anwalt des Menschen ist.
Jesus will gerade so den Menschen überwinden, dass er den Übermenschen in ihm
überwindet. Denn der Übermensch ist der Tyrann schlechthin. Erst wenn der
Übermensch tot ist, kann der Mensch leben. Das Evangelium ist die
Siegesbotschaft vom Tode des Übermenschen. Das aber bedeutet praktisch: ich
selbst muss sterben. Mein Eigenwille muss sich von Jesus töten lassen“ (Gerhard
Gloege).