Freitag der 15. Woche im Jahreskreis
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
erhöre die Bitten deines Volkes
und komm uns zu Hilfe.
Du hast uns die Gnade des Glaubens geschenkt,
gib uns durch die Auferstehung deines Sohnes
auch Anteil am ewigen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 158)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Seit der Nacht des Auszugs
aus Ägypten feiert Israel jedes Jahr das Paschafest zur Erinnerung an die
entscheidende Rettungstat Jahwes für sein Volk. Bis dahin war das Opfer des
Lammes im Frühjahr ein Brauch der Hirtenstämme gewesen, eine Art
Natursakrament, ebenso das Essen der ungesäuerten Brote, das mit der Kultur und
Religion von Ackerbauern zusammenhing. Beide Riten gehörten in den Ablauf des
natürlichen Jahres, wurden aber nun radikal umfunktioniert: etwas Neues, nicht
Voraussehbares war eingetreten, ein Ereignis, das für die weitere Geschichte
des Gottesvolkes bestimmend war. Das Blut des Lammes hat die Erstgeborenen
Israels vor dem Tod bewahrt; das gemeinsame Paschamahl, das in jener Nacht in
allen Wohnungen der Israeliten gehalten wurde, war zugleich das Zeichen der
Einheit und das Signal zum Aufbruch. Die späteren Generationen aber sollen
durch die Paschafeier jedes Jahr aufs Neue sich selbst begreifen als das Volk,
das Gott in die Freiheit gerufen hat. - Die endgültige Fassung des Abschnitts
Ex 12,1-20 stammt aus einer sehr späten Zeit, rund ein Jahrtausend nach dem
Auszug aus Ägypten. Die Überlieferung ist lebendig geblieben; Jesus selbst hat
mit seinen Jüngern das Pascha nach dem alten Brauch gefeiert, um dann selbst
als das neue Paschalamm den Sinn des alten Brauches zu enthüllen und durch sein
Opfer das neue Volk Gottes zu schaffen. - Ex 34,18; Lev 23,5-8; Num 28,16-25; Dtn 16,1-8; Ez 45,21-24; Hebr 11,28; Mt 26,17-18; Mk 14,12-16; Lk
22,7-20; Joh 1,29; 1 Kor 5,7; Offb 19,6-7.
ERSTE Lesung |
Ex 11, 10 - 12, 14 |
Gegen Abend sollt ihr die Lämmer schlachten. -
Wenn ich das Blut sehe,
werde ich an euch vorübergehen
Lesung aus dem Buch Exodus
In
jenen Tagen
10vollbrachten Mose und Aaron
viele Wunder vor den Augen des Pharao, aber der Herr
verhärtete das Herz des Pharao, so dass er die Israeliten nicht aus seinem Land
fortziehen ließ.
1Der Herr sprach
zu Mose und Aaron in Ägypten:
2Dieser Monat
soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der Erste unter den
Monaten des Jahres gelten.
3Sagt der ganzen
Gemeinde Israel: Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie
holen, ein Lamm für jedes Haus.
4Ist die
Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem
Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl der Personen. Bei
der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen, wie viel der Einzelne
essen kann.
5Nur ein
fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines
Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen.
6Ihr sollt es bis
zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Gegen Abend soll die ganze
versammelte Gemeinde Israel die Lämmer schlachten.
7Man nehme etwas
von dem Blut und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den
Häusern, in denen man das Lamm essen will.
8Noch in der
gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen
mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen.
9Nichts davon
dürft ihr roh oder in Wasser gekocht essen, sondern es muss über dem Feuer
gebraten sein. Kopf und Beine dürfen noch nicht vom Rumpf getrennt sein.
10Ihr dürft nichts
bis zum Morgen übrig lassen. Wenn aber am Morgen noch etwas übrig ist, dann
verbrennt es im Feuer!
11So aber sollt
ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand.
Esst es hastig! Es ist die Paschafeier für den Herrn.
12In dieser Nacht
gehe ich durch Ägypten und erschlage in Ägypten jeden Erstgeborenen bei Mensch
und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr.
13Das Blut an den
Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich
das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und das vernichtende Unheil wird
euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage.
14Diesen Tag sollt
ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die
kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel!
Antwortpsalm |
Ps 116 (115), 12-13.15-16b.17-18 (R: vgl. 13) |
R Den Kelch des Heils will ich erheben |
(GL neu 305, 3) |
und anrufen den Namen des Herrn. - R |
12 Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, |
VI. Ton |
was er mir Gutes getan hat?
13 Ich will den Kelch des Heils erheben
und anrufen den Namen des Herrn. - (R)
15 Kostbar ist in den Augen des Herrn
das Sterben seiner Frommen.
16ab Ach Herr, ich bin doch dein Knecht,
dein Knecht bin ich, der Sohn deiner
Magd. - (R)
17 Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen
und anrufen den Namen des Herrn.
18 Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen
offen vor seinem ganzen Volk. - R
Jahr II
Zur Lesung Hiskija gehört zu den wenigen guten Königen auf dem Thron Davids. Die
großen Hoffnungen, die der Prophet Jesaja in ihn gesetzt hatte, erfüllte er
allerdings nicht. Er machte Politik, wie sie eben die Könige dieser Welt
machen. Als der König krank wird, kündigt ihm Jesaja den Tod an, muss aber -
nach dem Gebet des Königs
- widerrufen. Dieser König konnte zu Gott beten: „Denk
daran, dass ich mein Leben lang treu und mit aufrichtigem Herzen meinen Weg vor
deinen Augen gegangen bin und dass ich immer getan habe, was dir gefällt“ (V.
3). Gott ließ das Gebet des Königs gelten. Aber was gab er ihm? Ganze fünfzehn
Jahre Verlängerung des irdischen Lebens. Wir könnten hinzudenken, dass er ihm
noch mehr gegeben hat; denn wir wissen, dass Gottes Freundschaft sich nicht auf
diese paar Lebensjahre beschränkt. Aber in der Zeit Jesajas war die Hoffnung
auf Auferstehung und ewiges Leben noch ganz unklar. Umso dankbarer war man für
das Geschenk des gegenwärtigen Lebens. - 2 Kön 20,1-11; 2 Chr 32,24; Ps 21,5; Sir 48,23; Lk 19,9-14.
ERSTE Lesung |
Jes 38, 1-6.21-22.7-8 |
Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen
Lesung aus dem Buch Jesaja
1In jenen Tagen wurde Hiskija
schwer krank und war dem Tod nahe. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam
zu ihm und sagte: So spricht der Herr: Bestell dein Haus; denn du wirst
sterben, du wirst nicht am Leben bleiben.
2Da drehte sich Hiskija mit
dem Gesicht zur Wand und betete zum Herrn:
3Ach Herr, denk daran, dass
ich mein Leben lang treu und mit aufrichtigem Herzen meinen Weg vor deinen
Augen gegangen bin und dass ich immer getan habe, was dir gefällt. Und Hiskija
begann laut zu weinen.
4Da erging das Wort des Herrn
an Jesaja:
5Geh zu Hiskija, und sag zu
ihm: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet
gehört und deine Tränen gesehen. Ich will zu deiner Lebenszeit noch fünfzehn
Jahre hinzufügen.
6 Und ich will dich und
diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assur retten und diese Stadt
beschützen.
21Darauf sagte Jesaja: Man
hole einen Feigenbrei und streiche ihn auf das Geschwür, damit der König gesund
wird.
22Hiskija aber fragte Jesaja:
Was ist das Zeichen dafür, dass ich wieder zum Haus des Herrn hinaufgehen
werde?
7Das soll für dich das
Zeichen des Herrn sein, dass der Herr sein Versprechen halten wird:
8Siehe, ich lasse den
Schatten, der auf den Stufen des Ahas bereits herabgestiegen ist, wieder zehn
Stufen hinaufsteigen. Da stieg der Schatten auf den Stufen, die er bereits
herabgestiegen war, wieder zehn Stufen hinauf.
Antwortpsalm |
Jes 38, 10-11.12abcd.16 u. 20 (R: vgl. 17a) |
R Herr, du hast mich gerettet |
(GL neu 76, 1) |
aus meiner bitteren Not. - R |
10 Ich sagte: In der Mitte meiner Tage |
I. Ton |
muss ich hinab zu den Pforte der
Unterwelt,
man raubt mir den Rest meiner Jahre.
11 Ich darf den Herrn nicht mehr schauen im
Land der Lebenden,
keinen Menschen mehr sehen bei den
Bewohnern der Erde. - (R)
12ab Meine Hütte bricht man über mir ab,
man schafft sie weg wie das Zelt eines
Hirten.
12cd Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende
gewoben
du schneidest mich ab wie ein fertig
gewobenes Tuch. - (R)
16 Herr, ich vertraue auf dich; du hast mich
geprüft.
Mach mich gesund, und lass mich wieder
genesen!
20 Der Herr war bereit, mir zu helfen;
wir wollen singen und spielen im Haus
des Herrn, solange wir leben. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Joh 10, 27 |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine
Schafe hören auf meine Stimme;
ich
kenne sie, und sie folgen mir.
Halleluja.
Zum Evangelium Mit welchem Recht machen
die Pharisäer den Jüngern Jesu Vorwürfe, weil sie am Sabbat Ähren abreißen, um
ihren Hunger zu stillen? Das Ährenrupfen war nach dem Gesetz erlaubt (Dtn 23,26); aber die Gesetzeslehrer hatten um das Sabbatgebot einen Zaun kleinlicher
Vorschriften gezogen, und sie rechneten das Ährenrupfen zu den am Sabbat
verbotenen Arbeiten. Jesus antwortet den Pharisäern zunächst mit zwei
Hinweisen auf das Alte Testament, dann geht er zum Angriff über. Er sagt
ihnen, dass sie weder den Sinn des Gesetzes verstehen noch begreifen, mit wem
sie es jetzt zu tun haben: Hier ist mehr als der Tempel. und: „Der Menschensohn
ist Herr über den Sabbat.“ Das sind zwei ungeheuerliche Behauptungen. Sie
enthalten denselben Anspruch, den Jesus erhebt, wenn er Sünden vergibt oder
wenn er mit Vollmacht das Gesetz auslegt. Das Gesetz, auch das Sabbatgebot, ist
nicht ein Zeichen der Knechtschaft, sondern genau das Gegenteil: Gott hat es
gegeben, weil er barmherzig ist und will, dass die Menschen sich ihrer Freiheit
bewusst werden. Auch dem Sabbat gegenüber sollen die Jünger Jesu frei sein: sie
werden ihn auf ihre Weise feiern und ihn schließlich durch den Sonntag, den Tag
der Auferstehung des Herrn, ablösen. - Ex 20,8; Mk 2,23-28; Lk 6,1-5; Joh 7,22; 1 Sam 21,4-7; Lev 24,5-9; Num 28,9; Mt 12,41; 9,13; 1 Sam 15,22; Hos
6,6; Joh 5,16-17.
Evangelium |
Mt 12, 1-8 |
Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1In jener Zeit ging Jesus an
einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen
deshalb Ähren ab und aßen davon.
2Die Pharisäer sahen es und
sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist.
3Da sagte er zu ihnen: Habt
ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig
waren -
4wie er in das Haus Gottes
ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter,
sondern nur die Priester essen durften?
5Oder habt ihr nicht im
Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen,
ohne sich schuldig zu machen?
6Ich sage euch: Hier ist
einer, der größer ist als der Tempel.
7Wenn ihr begriffen hättet,
was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige
verurteilt;
8denn der Menschensohn ist
Herr über den Sabbat.
Fürbitten
Wir
beten zu Jesus Christus, der gehorsam war bis zum Tod am Kreuz:
Lehre
deine Gläubigen, das Kreuz, das ihnen auferlegt wird, als dein Kreuz zu
erkennen.
A.: Herr, erhöre unser Gebet.
Schenke
allen Völkern Wohlergehen und Frieden.
Sei
allen nahe, die aus ihrer Not keinen Ausweg finden.
Gib
uns die Gnade, dir beharrlich nachzufolgen.
Denn durch dein Kreuz hast du der Welt das Heil gebracht. Dir sei Dank und Lobpreis in Ewigkeit.
A.: Amen.
„Das Ziel der Schöpfung ist nicht der ewige Umtrieb des zeugerischen
Lebens und die unablässige Dramatik der Geschichte. Wenn es heißt: 'Macht euch
die Erde untertan', dann besagt das eben nicht: Schafft eine reiche,
leistungsfähige Kultur, schafft soziale Perfektion, wandelt mit eurer Technik
die wilde Natur in ein Gehäuse der Zivilisation, überwindet den Angriff der
Natur, vertreibt die Winterkälte, erleuchtet die Nächte, überquert die Ozeane
und greift nach den Sternen!
Das Wort 'Macht euch die Erde untertan!' bedeutet
vielmehr: Wenn ihr nun so der Schöpfung euer Gepräge gebt, so sorgt dafür, dass
euer menschliches Leben und eure Kultur nicht zum Zeichen eurer ewigen Unruhe
und eures verblendeten Titanentums werden, sondern dass sie Dank und Antwort
sind an den, der euch diese Erde geschenkt hat. Sorgt, dass alles, was ihr tut,
nicht sein Thema verfehlt, sondern dass es Anteil an dem behält, der alles
geschaffen hat, und dass ein Widerschein seiner Ruhe darauffällt. Sonst wird
euch die Gabe eurer Weltherrschaft zwischen euren Händen zerrinnen. Ihr werdet
Gehetzte und Geächtete eures eigenen Werkes werden. Eure Unruhe und eure Gier
werden euch verzehren, bis ihr die Erde, statt sie zu unterwerfen, zur Hölle
gemacht habt, und bis ihr, statt dem Himmel zugewandt zu sein, einen Turm wider
den Himmel baut -
ja, bis ihr die Sintflut provoziert und am Ende eure Erde in
den Himmel hineinsprengt“ (Helmut Thielicke).