MONTAG DER 32.
WOCHE IM JAHRESKREIS
TAGESGEBET
Gott, unser Vater,
du hast uns durch deinen Sohn erlöst
und als deine geliebten Kinder angenommen.
Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben,
und schenke ihnen die wahre Freiheit
und das ewige Erbe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 153)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Das Buch der Weisheit, das letzte der biblischen Weisheitsbücher, wurde
etwa zwischen 100 und 50 v. Chr. geschrieben, also kurz vor der Zeit des Neuen
Testaments. Der Verfasser lebte wahrscheinlich in Alexandrien, wo sich ein
Zentrum des griechisch sprechenden Judentums gebildet hatte. Das Buch ist
griechisch abgefasst worden; es zeigt vielfache Berührungen mit der
griechischen Philosophie, steht aber aufs Ganze gesehen, in der Überlieferung
der alten hebräischen Weisheit. Das Thema der ersten fünf Kapitel: das Ziel des
menschlichen Lebens und die Mittel, mit denen der Mensch dieses Ziel erreichen
kann. Ziel des Menschen ist das Leben, und zwar das ewige Leben bei Gott (3,9). Das
wichtigste Mittel, um es zu erreichen, ist die Weisheit. Sie hat in
diesem Buch auch andere Namen: „der heilige Geist“ (1,5), „der Geist des
Herrn“ (1,7). Damit ist noch nicht die dritte Person in Gott gemeint, wie auch
unter „Wort“ Gottes in 9,1; nicht die zweite Person; gemeint ist vielmehr die
Tatsache, dass Gott sich in liebevoller Sorge dem Menschen zuwendet (14,3; 1,6). Die Weisheit findet nur, wer klar und wahr ist bis auf den Grund seiner
Seele. Den falschen. zwiespältigen Menschen, den „Toren“, stößt die Weisheit
von sich. - Mt 6,33; 2 Chr 15,2; Spr 8,17; Hebr 4,13; Ps 139; Jer 23,24;
Apg 2,4.
ERSTE Lesung |
Weish 1, 1-7 |
Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist:
Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis
Lesung
aus dem Buch der Weisheit
1Liebt
Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Frömmigkeit an den Herrn, sucht
ihn mit reinem Herzen!
2Denn
er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und zeigt sich denen,
die ihm nicht misstrauen.
3Verkehrte
Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht herausgefordert, dann weist sie die
Toren zurück.
4In
eine Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie
in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.
5Denn
der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, er entfernt sich
von unverständigen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht.
6Die
Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, doch lässt sie die Reden des
Lästerers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken,
untrüglich durchschaut er sein Herz und hört seine Worte.
7Der
Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, und er, der alles zusammenhält, kennt
jeden Laut.
Antwortpsalm |
Ps 139 (138), 1-3.4-5.7-8.9-10 (R: vgl. 24b) |
R Leite mich, o Herr, auf dem bewährten Weg! - R |
(GL neu 629, 1) |
1 Herr, du hast mich erforscht, und du kennst mich. |
I. Ton |
2
Ob ich sitze oder stehe du weißt von
mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.
3
Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir
bekannt;
du bist vertraut mit all meinen Wegen.
- (R)
4
Noch liegt mir das Wort nicht auf der
Zunge -
du, Herr, kennst es bereits.
5
Du umschließt mich von allen Seiten
und legst deine Hand auf mich. - (R)
7
Wohin könnte ich fliehen vor deinem
Geist,
wohin mich vor deinem Angesicht
flüchten?
8 Steige ich hinauf in den Himmel so bist
du dort;
bette ich mich in der Unterwelt, bist
du zugegen. - (R)
9
Nehme ich die Flügel des Morgenrots
und lasse mich nieder am äußersten
Meer,
10 auch dort wird deine Hand mich ergreifen
und deine Rechte mich fassen. - R
Jahr II
Zur Lesung
Der Brief an Titus
gehört (mit dem ersten und zweiten Timotheusbrief) zu den Pastoralbriefen (vgl.
zur Lesung am Freitag der 23. Woche - Jahr I). Den Hintergrund für diese drei
Briefe bilden gewisse Irrlehren, die man unter dem Namen Gnosis zusammenfasst;
sie werden in diesen Briefen heftig bekämpft, sind aber keineswegs ihr einziger
Gegenstand. - Gleich in den drei ersten Versen wird die Absicht des Briefes
deutlich: Paulus selbst würde in einem persönlichen Brief kaum so ausführlich
über sein Apostelamt schreiben, aber der spätere Verfasser will betonen, dass
der Glaube, die wahre Gottesverehrung und das künftige Leben ihren festen Grund
nur in der Verkündigung des Apostels haben, dem das Wort Gottes anvertraut
wurde. Von den Aposteln haben die Vorsteher und Ältesten (Bischöfe und
Presbyter) „das wahre Wort der Lehre“ übernommen, die „gesunde Lehre“, mit der
sie die Gemeinde aufbauen und falsche Lehren widerlegen können. Die Tugenden,
die vom Ältesten verlangt werden, sind ungefähr die gleichen wie die des
„Vorstehers“ im ersten Timotheusbrief. Durch seine sittliche Lebensführung
muss er fähig sein, das „Haus Gottes zu verwalten“ (V. 7). - Zu 1,1-4: Röm 1,1; 2 Tim 2,13; 1 Tim 1,1-2.11; 2 Kor 2,13. - Zu 1,5-9: 1 Tim 3,1-7; 2 Tim
2,24; 1 Petr 5,2.
ERSTE Lesung |
Tit 1, 1-9 |
Setze Älteste ein, wie ich dir aufgetragen habe
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus
1Paulus,
Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi, berufen, um die Auserwählten Gottes zum
Glauben und zur Erkenntnis der wahren Gottesverehrung zu führen,
2in der
Hoffnung auf das ewige Leben, das der wahrhaftige Gott schon vor ewigen Zeiten
verheißen hat;
3jetzt
aber hat er zur vorherbestimmten Zeit sein Wort offenbart in der Verkündigung,
die mir durch den Auftrag Gottes, unseres Retters, anvertraut ist.
4An
Titus, seinen echten Sohn aufgrund des gemeinsamen Glaubens: Gnade und Friede
von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Retter.
5Ich
habe dich in Kreta deswegen zurückgelassen, damit du das, was noch zu tun ist,
zu Ende führst und in den einzelnen Städten Älteste einsetzt, wie ich dir
aufgetragen habe.
6Ein
Ältester soll unbescholten und nur einmal verheiratet sein. Seine Kinder sollen
gläubig sein; man soll ihnen nicht nachsagen können, sie seien liederlich und
ungehorsam.
7Denn
ein Bischof muss unbescholten sein, weil er das Haus Gottes verwaltet; er darf
nicht überheblich und jähzornig sein, kein Trinker, nicht gewalttätig oder
habgierig.
8Er
soll vielmehr das Gute lieben, er soll gastfreundlich sein, besonnen, gerecht,
fromm und beherrscht.
9Er
muss ein Mann sein, der sich an das wahre Wort der Lehre hält; dann kann er mit
der gesunden Lehre die Gemeinde ermahnen und die Gegner widerlegen.
Antwortpsalm |
Ps 24 (23), 1-2.3-4.5-6 (R: vgl. 6) |
R Aus allen Völkern hast du sie erwählt, |
(GL neu 34, 1) |
die dein Antlitz suchen, o Herr. - R |
1 Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, |
VI. Ton |
der Erdkreis und seine Bewohner.
2 Denn er hat ihn auf Meere gegründet,
ihn über Strömen befestigt. - (R)
3
Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn,
wer darf stehn an seiner heiligen
Stätte?
4 Der reine Hände hat und ein lauteres
Herz,
der nicht betrügt und keinen Meineid
schwört. - (R)
5 Er wird Segen empfangen vom Herrn
und Heil von Gott, seinem Helfer.
6
Das sind die Menschen, die nach ihm
fragen,
die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: vgl. Phil 2, 15d.16a |
Halleluja.
Halleluja.
Haltet
fest am Worte Christi,
dann
leuchtet ihr als Lichter in der Welt.
Halleluja.
Zum Evangelium Der Evangelist hat in diesem Abschnitt Jesusworte über die Verführung
(das Ärgernis; V. 1-3a), die Vergebung (V. 3b-4) und die Macht des Glaubens (V.
5-6) zusammengestellt. Der Glaube eines Menschen und die Kraft seiner Hoffnung
können durch andere Menschen gefährdet und zerstört werden. Nach Mt 18,6 sind
vor allem „die Kleinen“ in Gefahr: die einfachen Menschen, die den Worten derer
glauben, die mit dem Anspruch des Wissens auftreten. Wer seine Überlegenheit
dazu missbraucht, andere zu verderben, den wird Gott verderben. - „Brüder“
nannten (und nennen) die Juden ihre Volks- und Religionsgenossen, und die
Christen haben diesen Brauch übernommen. Brüder sind füreinander
verantwortlich. Liebe besteht nicht darin, dass man zum Unrecht schweigt. Zwei
Pflichten nennt Jesus, und sie gehören zusammen: zurechtweisen und vergeben. -
Nur bei Lukas steht die Bitte der Apostel: „Stärke unseren Glauben“ (17,5),
wie auch nur bei ihm die Jünger bitten: „Herr, lehre uns beten“ (11,1). Wir
sollen aber, das ergibt sich aus der Antwort Jesu, nicht nach dem Maß unseres
Glaubens fragen; wichtig ist, dass wir überhaupt Glauben haben; wo Glaube ist,
hat er in sich die Kraft, den Menschen und die Welt zu verändern. - Zu 17,1-3a: Mt 18,6-7; Mk 9,42; Mt 26,24-25; Röm 14,1-23. - Zu 17,3b-4: Mt 18,15.21-22: Lev 19,17. - Zu 17,5-6: Mt 17,20; 21,21; Mk 11,22-23.
Evangelium |
Lk 17, 1-6 |
Wenn er siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber
wehe dem, der sie verschuldet.
2Es
wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer
werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt.
3aSeht
euch vor!
3bWenn
dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm.
4Und
wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir
kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben.
5Die
Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben!
6Der
Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet
ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden,
und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.
FÜRBITTEN
Zu
Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist, wollen wir beten:
Für
die Kirche: dass sie wirksamer dem Heil der Menschen dienen kann. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Für
alle, die nicht glauben: dass sie zum Licht der Wahrheit gelangen. (Stille) Christus, höre uns.
Für
die alten Menschen: dass du ihnen Geborgenheit gibst. (Stille)
Christus, höre uns.
Für
unsere Gemeinde: dass unser Glaube erstarke. (Stille)
Christus, höre uns.
Gott, unser Vater, unser Leben ruht in deiner Hand. Erhöre unsere Bitten
durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Niemand glaubt an Gott, weil er bewiesen wurde,
sondern weil Gottes Sein sich in ihm ereignet
hat,
weil Gottes Sehen an ihm, in ihm geschah;
weil Gott sein Auge auf ihn richtete.
Gott ist der unbeweisbar Wirkende,
der anschaut, den er will“ (Reinhold Schneider).
„Um das Recht zur Bestrafung der Schuldigen zu haben, müssten wir uns
erst von ihrem Verbrechen reinigen, das unter allerlei Verkleidungen in unserer
eigenen Seele lebt. Aber wenn uns dieses Geschäft gelingt. werden wir, sobald
es einmal vollbracht ist, gar kein Verlangen nach ihrer Bestrafung mehr tragen,
und wenn wir uns dazu verpflichtet glauben, wird es im kleinsten Ausmaß
geschehen und mit äußerstem Schmerz“ (Simone Weil).