Dienstag der 19. Woche im Jahreskreis
TAGESGEBET
Herr, unser Gott.
Junge und alte Menschen,
einfache und kluge,
erfolgreiche und solche, die sich schwer tun,
hast du hier zusammengeführt als deine Gemeinde.
Gib einem jeden
etwas von deinem guten, heiligen Geist,
damit wir dich und uns selbst
und einander besser verstehen
und vorankommen auf dem Weg,
auf den du uns miteinander gestellt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. (MB 310, 15)
Oder ein anderes Tagesgebet
Jahr I
Zur Lesung Deuteronomium Kap. 31 ist ursprünglich die direkte Fortsetzung von Kap. 3; dort war gesagt, dass Mose den Jordan nicht überschreiten und das Volk nicht selbst in das verheißene Land hineinführen darf (vgl. 3,26 u. 31,2), und zwar „euretwegen“ (3,26), d. h., er muss stellvertretend die Schuld des Volkes büßen. In einer anderen Überlieferung ist allerdings von der Schuld (dem Unglauben) des Mose selbst die Rede (Num 20,12), aber die deuteronomistische Darstellung vermeidet jede negative Kritik an Mose, „dem Knecht des Herrn“ (Dtn 34,5). Mose war der große Mittler zwischen Gott und dem Volk, er war Prophet, militärischer Führer und politischer Organisator. Kein Nachfolger konnte das alles in einer Person weiterführen. Die empfangene Gottesoffenbarung („dieses Gesetz“) übergibt Mose schriftlich den Priestern und allen Ältesten Israels (31,9). Die militärische Führung übernimmt Josua. Aber nicht Josua wird das Land erobern; Gott selbst führt diesen Krieg und erfüllt die Verheißung, die er den Vätern gegeben hat. - Zu Vers 4-6: Num 21,24-25; Dtn 1,29-30; Jos 1,9; 1 Kön 8,57. - Zu Vers 7: Jos 1,6.
ERSTE Lesung |
Dtn 31, 1-8 |
Josua, empfange Macht und Stärke: Du sollst mit diesem Volk in das Land
hineinziehen
Lesung aus dem Buch Deuteronomium
1Mose trat vor ganz Israel hin und
sprach diese Worte.
2Er sagte zu ihnen: Ich bin jetzt
hundertzwanzig Jahre alt. Ich kann nicht mehr in den Kampf ziehen. Auch hat der
Herr zu mir gesagt: Du wirst den Jordan hier nicht überschreiten.
3Der Herr, dein Gott, zieht selbst
vor dir hinüber, er selbst vernichtet diese Völker bei deinem Angriff, so dass
du ihren Besitz übernehmen kannst. Josua zieht vor dir hinüber, wie es der Herr
zugesagt hat.
4Der Herr wird an
ihnen tun, was er an Sihon und Og, den Amoriterkönigen, die er vernichtete, und
an ihrem Land getan hat.
5Der Herr wird
sie euch ausliefern: Dann sollt ihr an ihnen genau nach dem Gebot handeln, auf
das ich euch verpflichtet habe.
6Empfangt Macht
und Stärke: Fürchtet euch nicht, und weicht nicht erschreckt zurück, wenn sie
angreifen; denn der Herr, dein Gott, zieht mit dir. Er lässt dich nicht fallen
und verlässt dich nicht.
7Mose rief Josua
herbei und sagte vor den Augen ganz Israels zu ihm: Empfange Macht und Stärke:
Du sollst mit diesem Volk in das Land hineinziehen, von dem du weißt: Der Herr
hat ihren Vätern geschworen, es ihnen zu geben. Du sollst es an sie als
Erbbesitz verteilen.
8Der Herr selbst
zieht vor dir her. Er ist mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich
nicht. Du sollst dich nicht fürchten und keine Angst haben.
Antwortpsalm |
Dtn 32, 3-4b.7.8.9 u. 12 (R: 9a) |
R Der Herr nahm sich sein Volk als Anteil. - R |
(GL neu 56, 1) |
3 Ich will den Namen des Herrn verkünden. |
V. Ton |
Preist die Größe unseres Gottes!
4ab Er heißt: Der Fels. Vollkommen ist, was er
tut;
denn alle seine Wege sind recht. - (R)
7
Denk an die Tage der Vergangenheit,
lerne aus den Jahren der Geschichte!
Frag deinen Vater, er wird es dir
erzählen,
frag die Alten, sie werden es dir
sagen. - (R)
8 Als der Höchste den Göttern die Völker
übergab,
als er die Menschheit aufteilte,
legte er die Gebiete der Völker
nach der Zahl der Götter fest. - (R)
9 Der Herr nahm sich sein Volk als Anteil,
Jakob wurde sein Erbland.
12 Der Herr allein hat Jakob geleitet,
kein fremder Gott stand ihm zur Seite.
- R
Jahr II
Zur Lesung Die Berufungsgeschichte Ezechiels hat in Ez 1,2-3 begonnen, wurde
durch die Schilderung der Gotteserscheinung unterbrochen und wird von 2,1 an
fortgesetzt. Die Sendung des Propheten gilt dem „Haus Israel“ (vgl. 2,3); das
ist der Name des „widerspenstigen Volkes“, zu dem auch die früheren Propheten
geredet haben. Es existiert nach dem Untergang des Nordreichs (721 v. Chr.) und
der Wegführung von 597 in verschiedenen Restteilen, in der Heimat und in der
Verbannung; aber auch jetzt noch kann es als Gesamtheit angesprochen werden.
Ezechiel muss, ähnlich wie Jeremia und noch härter als er, von Anfang an
begreifen, dass seine Aufgabe schwer ist und dass er keinen Erfolg haben wird.
Die Buchrolle, die er essen muss, enthält nichts als Gerichtsdrohungen
(„Klagen, Seufzer und Weherufe“, 2,10). Dennoch schmeckt sie ihm süß wie Honig
(3,3). Bei aller Bitterkeit, die ihm bevorsteht, weiß sich der Prophet auf der
Seite Gottes, und das ist seine unverlierbare Seligkeit. - Sach 5,2; Offb 5,1; Jer 1,9; Offb 10,8-10.
ERSTE Lesung |
Ez 2, 8 - 3, 4 |
Er ließ mich die Rolle
essen; ich aß sie; und sie wurde in meinem Mund süß wie Honig
Lesung aus dem Buch Ezechiel
So
spricht der Herr:
8Du, Menschensohn, höre, was ich zu dir sage.
Sei nicht widerspenstig wie dieses widerspenstige Volk! Öffne deinen Mund, und
iss, was ich dir gebe.
9Und ich sah: Eine Hand war ausgestreckt zu mir; sie
hielt eine Buchrolle.
10Er rollte sie vor mir auf. Sie war innen und außen
beschrieben, und auf ihr waren Klagen, Seufzer und Weherufe geschrieben.
1Er sagte zu mir: Menschensohn, iss, was du vor dir
hast. Iss diese Rolle! Dann geh, und rede zum Haus Israel!
2Ich öffnete meinen Mund, und er ließ mich die Rolle
essen.
3Er sagte zu mir: Menschensohn, gib deinem Bauch zu
essen, fülle dein Inneres mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Ich aß sie, und
sie wurde in meinem Mund süß wie Honig.
4Er sagte zu mir: Geh zum Haus Israel, Menschensohn,
und sprich mit meinen Worten zu ihnen!
Antwortpsalm |
Ps 119 (118), 14 u. 24.72 u. l03.111 u. 131 (R: vgl. 103a) |
R Herr, wie köstlich ist deine Verheißung! - R |
(GL neu 312, 7) |
14 Nach deinen Vorschriften zu leben |
II. Ton |
freut mich mehr als großer Besitz.
24 Deine Vorschriften machen mich froh;
sie sind meine Berater. - (R)
72
Die Weisung deines Mundes ist mir lieb,
mehr als große Mengen von Gold und
Silber.
103 Wie köstlich ist für meinen Gaumen deine
Verheißung,
süßer als Honig für meinen Mund. - (R)
111 Deine Vorschriften sind auf ewig mein
Erbteil;
denn sie sind die Freude meines
Herzens.
131 Weit öffne ich meinen Mund t und lechze nach
deinen Geboten;
denn nach ihnen hab‘ ich Verlangen. - R
Jahr I und II
Ruf vor dem Evangelium |
Vers: Mt 11, 29ab |
Halleluja.
Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Nehmt
mein Joch auf euch und lernt von mir;
denn
ich bin gütig und von Herzen demütig.
Halleluja.
Zum Evangelium Das 18. Kapitel bildet die vierte große Redeeinheit des
Matthäusevangeliums. Man hat die Reden und Weisungen Jesu, die in diesem
Kapitel zusammengefasst sind, als „Gemeindeordnung“ oder als „Hausordnung
Gottes“ bezeichnet, weil hier die Grundlagen der christlichen Gemeinde sichtbar
werden und ihr inneres Wesensbild aufleuchtet. Die Rede ist an die Jünger
gerichtet: mit „Jünger“ sind hier aber nicht nur die wenigen gemeint, die
damals in der Nachfolge Jesu standen; der Evangelist hat die Jüngergemeinde
seiner eigenen Zeit, die nachösterliche Kirche, im Blick. Nicht alles ist hier
erfreulich, es gibt Lieblosigkeit, verächtliche Behandlung der „Kleinen“ (V.
10), es gibt „verirrte Schafe“, Menschen, die verloren gehen (V. 6.12.14),
und das alles unter denen, die sich Jünger Jesu nennen. Die Forderung zur
Umkehr steht am Anfang dieses Kapitels (V. 3); den Abschluss der heutigen
Lesung bildet das Gleichnis von dem Schaf, das sich in den Bergen verirrt hat.
Besonders die „Kleinen“ sind in Gefahr, verloren zu gehen; aber Gott kümmert
sich um sie, und er will, dass auch die Gemeinde mit besonderer Liebe um sie
besorgt ist. - Mk 9,33-37; Lk 9,46-48; Mk 10,15; Lk 18,17; 15,3-7.
Evangelium |
Mt 18, 1-5.10.12-14 |
Hütet euch davor, einen von
diesen Kleinen zu verachten!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
1In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und
fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte?
2Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte
3und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht
umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.
4Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im
Himmelreich der Größte.
5Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt,
der nimmt mich auf.
10Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu
verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht
meines himmlischen Vaters.
12Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und
eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den
Bergen zurück und sucht das verirrte?
13Und wenn er es findet - amen, ich sage euch: er
freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht
verirrt haben.
14So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer
von diesen Kleinen verloren geht.
FÜRBITTEN
Zu
Christus, unserem Herrn und Erlöser, rufen wir:
Mach
allen Christen bewusst, dass sie vor dir klein sind wie Kinder. (Stille) Christus, höre uns.
A.: Christus, erhöre uns.
Hindere
die Menschen, Kinder auszubeuten und zu misshandeln. (Stille)
Christus, höre uns.
Tröste
die Trauernden, und lindere das Leid der Bedrängten. (Stille)
Christus. höre uns.
Ermutige
Väter und Mütter, ihre Kinder im Glauben zu erziehen. (Stille)
Christus, höre uns.
Allmächtiger Gott, du willst, dass alle Menschen gerettet werden. Führe
uns auf den Weg des Heils durch Christus, unseren Herrn. A.: Amen.
„Was der Herr unter seiner Jüngerschaft aufrichtete, der Evangelist in seiner Zeit neu und in apostolischer Autorität verkündet, das gilt für die Kirche zu allen Zeiten, und dann auch in unseren Gemeinden. Es geht um ein Grundgesetz der Kirche Christi, das sie nie aus dem Bewusstsein verlieren darf. In der Gemeinde sind die Geringen die Großen. Wie die Kinder zu werden - das ist als Ziel und Richtbild, verbindlich und zugleich Ärgernis erregend vor uns hingestellt. Es kann nicht anders sein, als dass dieses Ziel nur über den bitteren Weg der Bekehrung erreicht werden kann, einer Umwendung, die stets von neuem angestrebt und vollbracht werden soll. Wenn dies geschieht, dann erst kann die Gemeinde Jesu Christi rein und unverfälscht dargestellt werden. Dann erst wird auch das Verhältnis des einzelnen zu Gott und zum Bruder im Sinne Christi geordnet: Wer vor Gott zum Kinde wird und vor dem Bruder zum Diener, der kann in das Königtum Gottes eingehen“ (Wolfgang Trilling).